Im 21. Jahrhundert ist alles
möglich. Man
kann mit einem ESTW Formsignale steuern, genau wie man mit einem mechanischen Stellwerk Ks-Signale steuern
kann*. Letztlich ist das zum einen eine Frage der Wirtschaftlichkeit und zum anderen eine Frage der Zulässigkeit. Und spätestens an letzterem wird es scheitern. Das ist auch der Grund, warum man nicht einfach sämtliche Haupt- und Vorsignale anderer Systeme bei Altstellwerken durch Ks-Signale ersetzt hat.
Können kann man schon, wenn man dafür entsprechende Schaltungen entwickelt. Den Beweis der Machbarkeit solcher Dinge erbringt man aber nicht im Feld, sondern an Hochschulen. Um es im Feld zu nutzen, muß es unter Berücksichtigung von Entwicklung, Umrüstung, Betrieb und Instandhaltung auch wirtschaftlich sein. Vor allem die ersten zwei Themen dürften die Rechnung schlecht aussehen lassen. Die bestehenden Umbauverbote sind letztlich das absolut sichere Todesurteil für ein Ansinnen von solcher Tragweite. Diese bestehenden Umbauverbote machen auch Sinn: Bei den Relaisstellwerken mit zwanzig, dreißig, vierzig Jahre alten Kabeln zerfällt dir die Kabelisolierung zu Staub, wenn du da groß drin herumfuhrwerkst. Von den Problemen, die wir jetzt schon seit Jahren mit der Bestandstechnik haben hinsichtlich heutiger Vorschriften für elektrische Anlagen wollen wir gar nicht sprechen. Dann kannst du das Stellwerk gleich neu bauen. Es ist eben etwas mehr als bloß „wir stecken draußen am Stellwerk einen Stecker dran und dann haben wir eine Außenanlage mit ETCS und Ks-Signalen“.
* Die Regel war zwar, bei Umrüstung mechanischer Stellwerke auf Lichtsignale auch die Signalhebel zu entfernen und die Signalstellung an das Fahrstraßenfestlegefeld oder eine Tastenbedienung zu binden. Aber es gab und gibt zumindest im DV-Bereich mechanische Stellwerke, bei denen bereits zu Reichsbahnzeiten die vormals vorhandenen Formhauptsignale durch (Hl-) Lichthauptsignale ersetzt wurden, aber die alten Signalhebel weiterhin genutzt werden, um die Lichthauptsignale auf Fahrt/Halt zu stellen. Also ganz althergebracht: Weichenhebel umlegen, Fahrstraßenhebel umlegen, Fahrweg prüfen, Bahnhofsblock bedienen, Signalhebel umlegen. Nur draußen klappt halt kein Flügel hoch, sondern es leuchten bunte Lampen. beim Wärterstellwerk Ko in Merseburg Süd (Bf hieß früher Kötzschen, deswegen Ko) trieb man es seinerzeit sogar so weit, daß man mit den alten Weichenhebeln elektrische Weichenantriebe steuerte. Die betreffenden Weichenhebel hatten orangefarbene statt weiße Hebelschilder (leider waren die für mich als 15-Jähriger vor 22 Jahren nicht so interessant, weshalb ich zwar Blockwerk und Gleisbildaufsatz, aber nicht die Hebel fotografierte; im Jahr 2000 wurde das Stw Ko dann stillgelegt). Dafür wurden Relaisschaltungen in den Stellwerken eingebaut und Hebelkontakte nachgerüstet. Alles möglich, alles nicht neu.
Carsten Hölscher hat geschrieben: 11.07.2021 18:08:17
Ein Sbk zeigt Rot oder Grün, nur beim Vorsignal ist es 2x Grün oder Gelb zu 1x Grün oder Gelb.
Was muss man denn da groß ändern an der Schaltung?
Die Bundesbahner und ihre H/V-Signale. – Ich frage mich immer, ob das Überheblichkeit, Ignoranz oder doch bloß Gewohnheit ist, wenn so absolute Aussagen getroffen werden wie „ein Vorsignal zeigt zweimal Grün“ oder ein Sbk könne nur Rot und Grün. Aber das nur am Rand (und nein, ich fühle mich nicht mimimi-diskriminiert, mir fällt sowas halt einfach bloß immer mal wieder auf und ich schmunzle drüber).
F. Schn. hat es ja mit der unterschiedlichen Ansteuerung schon angesprochen. Ein Ks-Signal erwartet andere Befehle vom und sendet andere Meldungen zum Stellwerk als es ein H/V- oder ein Hl-Signal tun. Die Aderreduzierung ist dann problematisch. Bspw. mußte man beim Bau des ESTW Michendorf auch die Signalisierung an den weiterhin bestehenden Hl-Einfahrsignalen von Seddin ändern. Dort konnte man je nach Fahrstraße entweder mit oder ohne gelbem Lichtstreifen (also 60 oder 40 km/h) einfahren. Die Vorsignalisierung 40/60 km/h erfolgt im Hl-System aber über dieselbe Ader. Nun weiß das ESTW nicht, ob es an seinem Ks-Asig das Zs 3v mit einer 4 oder einer 6 anschalten soll. Wolltest du das Ks-Signal an das Relaisstellwerk hängen, bleibt das Problem dasselbe: Aus dem Stellwerk kommt die Meldung „Zeig gelbes Blinklicht!“ Antwort des Ks-Signals: „Hä?“
Egal an welches Ende der Schaltung man etwas anderes dranhängen will, es muß miteinander kommunizieren können.
F. Schn. hat geschrieben: 11.07.2021 13:38:19
Die Begrifflichkeiten sind da eine gewisse Herausforderung, die Abkürzung Sbk gilt auch für selbsttätige Blocksignale der Bauform Zentralblock.
Ja. Die Abkürzung „Zbk“ geistert trotzdem immer mal wieder durch Foren. Bestandteil des Regelwerks war sie nie, soweit ich das in meinen historischen Exemplaren sehe. Aber ich bin mir absolut sicher, in der Lehre damals im elektronischen Buchfahrplan auf der Strecke Halle – Wittenberg – Berlin „Zbk“ gelesen zu haben. Das ist zwar zwanzig Jahre her, aber ich wette trotzdem einen Kasten Bier drauf.