Lösetaste für indirekte Bremse auf Taurus/BR182: wozu?

Fragen der echten Bahntechnik, Lokbedienung, PZB usw.
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Alwin Meschede
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Re: Lösetaste für indirekte Bremse auf Taurus/BR182: wozu?

#21 Beitrag von Alwin Meschede »

Die Durchschlagskraft der Neubaustrecken hinsichtlich mehr Verkehr auf der Schiene ist fast schon traditionell bescheiden:
  • Berlin - Hannover: Für Güterzüge bis heute tagsüber kaum durchlässig aufgrund zu weniger Überhol- und Überleitmöglichkeiten.
  • Köln - Frankfurt: Für Güterzüge untauglich.
  • Nürnberg - Ingolstadt: Bis heute dauerhaftes Güterzugverbot.
  • VDE 8: Gehandicapt durch Splittervariante eines bislang wenig verbreiteten Zugbeeinflussungssystems.
  • Wendlingen - Ulm: Steiler als die ohnehin schon steile Altstrecke.
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MBT Kuhl
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Re: Lösetaste für indirekte Bremse auf Taurus/BR182: wozu?

#22 Beitrag von MBT Kuhl »

Die Strecke Frankfurt-Köln war von Anfang an Unsinn, weil sie
1) in Köln von der falschen Seite rein kommt,
2) Bonn und Koblenz abhängt
3) in Frankfurt mäßig an das Netz anknüpft.

Ursprünglich sollte es eine Verbindung für den Transrapid werden und so ist die Strecke in etwa trassiert. Aus den Neigungen ergab sich die Notwendigkeit eines Zuges mit abartig hoher Leistung, der nirgends konkurrenzfähig ist. Aus der Betriebsruhe ergaben sich lustige Probleme wie ein katastrophaler Verschleiß an den Stromabnehmern der ersten Züge morgens (als es noch Winter gab). Dafür wurde morgens die Oberleitung später durch Sonderschaltungen aufgewärmt. Strom wurde von FF nach K und zurück geschickt, damit die OL durch die ohmsche Wärmewirkung auftaut. Kaum eine Strecke ist so unrentabel bzw. defizitär.

Zwischen Hamburg und Berlin und Hannover und Berlin ist der Ausbau leider in der Epoche erfolgt, als keiner an eine EU-Osterweiterung dachte. Bei späteren Ertüchtigungen hat daran ebenfalls keiner gedacht. Eisenbahn wurde früher immer auf Zukunft gebaut, nur hat die Zukunft alle Erwartungen übertroffen, insbesondere was das pervers gestiegene Reisebedürfnis angeht. Neulich hatte ich meine Erstfahrt auf der Stammbahn mit einer 248, darüber war ich sehr glücklich. Eine echte Dreigleisigkeit könnte mehr Verkehr möglich machen, dann müssten nicht mehr so viele Züge über Braunschweig fahren. Die fehlende LZB hat mich zum Glück nur wenig gebremst.

Eisenbahn ohne Gleise und Weichen ist schwierig. Auf der Strecke nach Bad Schandau ist deswegen ständig Terz. In Magdeburg möchte der BK am liebsten schon wissen, wann der Tscheche ankommt und mit welchem Zug. Dazwischen ist nicht so viel mit Warten, da die Gleise fast alle weg sind.

Die Eurodual hat keinen Lösetaster, dort muss man vorher den Zug mit der direkten Bremse auflaufen lassen oder kann nur aufdrücken, wenn man die Hähne zwischen Lok und Wagenzug geschlossen hat. Vermisst habe ich den Lösetaster nur selten. Im Güterverkehr wird ohnehin nicht übermäßig straff gekuppelt und auch im Reisezugverkehr ist der Lokwechsel nicht so häufig, dass die Taste jeden Tag gebraucht wird. Der Zughakenvorschub ist mir neu, ich hielt das eben erst für einen Aprilscherz.
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F. Schn.
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Re: Lösetaste für indirekte Bremse auf Taurus/BR182: wozu?

#23 Beitrag von F. Schn. »

Grundsätzlich halte ich es für wenig sinnvoll, Personenverkehrs-Neubaustrecken für Güterverkehr herzurichten. Da halte ich eigene Güterverkehrs-Neubaustrecken für sinnvoller. Aber die sind politisch weniger attraktiv.
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Wolfgang E.
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Re: Lösetaste für indirekte Bremse auf Taurus/BR182: wozu?

#24 Beitrag von Wolfgang E. »

MBT Kuhl hat geschrieben: 19.03.2025 16:26:07 Die Strecke Frankfurt-Köln war von Anfang an Unsinn, weil sie
1) in Köln von der falschen Seite rein kommt,
Man könnte auch argumentieren, Köln Hbf stehe auf der falschen Seite. Die Vorschläge ihn nach Kalk zu verlegen, gibt es immer wieder. Wird zum Glück nie passieren. Wer Kalk kennt, weiß, was ich meine.
MBT Kuhl hat geschrieben: 19.03.2025 16:26:07 2) Bonn und Koblenz abhängt
Die liegen halt ungünstig, sind aber ja noch stündlich an den Fernverkehr angebunden, bzw. Bonn über den Bf Bonn/Siegburg auch öfter. Da geht es anderen Bahnhöfen auch nicht besser.
MBT Kuhl hat geschrieben: 19.03.2025 16:26:07 3) in Frankfurt mäßig an das Netz anknüpft.
Vergiss den Hbf. Der Flughafen ist der neue Verknüpfungspunkt im Fernverkehr.

Wenn Du in Köln wohnst und Richtung Süden willst, lernst Du diese Strecke enorm zu schätzen. Der Flughafen Frankfurt ist für uns zeitmäßig nicht weiter entfernt als Düsseldorf. Letztes Jahr war die Strecke ja mal gesperrt und wir sind durch das Rheintal gefahren. Landschaftlich sicherlich hübsch, aber die 2,5 fache Reisezeit, wenn es klappt. Die Neubaustrecke hat auch Ziele wie Stuttgart oder München mit vernünftigen Reisezeiten versehen. Die Strecke ist ein Riesenfortschritt. Mit 12,5 Promille trassiert wäre sie ein Vielfaches teurer geworden.
MBT Kuhl hat geschrieben: 19.03.2025 16:26:07 Ursprünglich sollte es eine Verbindung für den Transrapid werden und so ist die Strecke in etwa trassiert. Aus den Neigungen ergab sich die Notwendigkeit eines Zuges mit abartig hoher Leistung, der nirgends konkurrenzfähig ist. Aus der Betriebsruhe ergaben sich lustige Probleme wie ein katastrophaler Verschleiß an den Stromabnehmern der ersten Züge morgens (als es noch Winter gab). Dafür wurde morgens die Oberleitung später durch Sonderschaltungen aufgewärmt. Strom wurde von FF nach K und zurück geschickt, damit die OL durch die ohmsche Wärmewirkung auftaut. Kaum eine Strecke ist so unrentabel bzw. defizitär.
Das wäre mir neu. Es gab Transrapidplanungen für Köln-Dortmund, Hamburg-Berlin und Flughafen München. Welche Betriebsruhe meinst Du? Die zwei Stunden in der Nacht? Woran machst Du eine Rentabilität fest?

Viele Grüße
Wolfgang

Jörg Haase
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Re: Lösetaste für indirekte Bremse auf Taurus/BR182: wozu?

#25 Beitrag von Jörg Haase »

Guten Abend,

die Funktion "Bremse lösen" ist schon bei den Einheitslokomotiven 110, 141, 112 realisiert worden. Diese Schaltfunktion gibt dem Lokführer die Möglichkeit auf die indirekte Bremse einzugreifen um diese schnell lösen zu können. Das macht Sinn beim beidrücken und zur Verhinderung blockierender Radsätze bei Not-, Zwangs- und Schnellbremsungen. Bei der 110 kommt bei einer SB zusätzlich die indirekte Bremse in Niedrigabbremsung dazu. Das hat in der Praxis bei schlechten Reibbeiwerten durchaus zum gleiten der Radsätze geführt. Ich habe noch gelernt mit den beiden Flippern zu arbeiten und die Kombination Schleuderschutzbremse / Bremse lösen zu nutzen. Bei schlecht eingestellter E-Bremse kam die indirekte Bremse zu früh und konnte zu einem heftigen Anhalteruck führen. Eine geschickte Betätigung des Kippschalters Bremse lösen ermöglichte es die Lok Butterweich anzuhalten. Vor allem bei Scheibengebremsten Zügen musste die indirekte Bremse fast bis zum Stillstand in VB bleiben und da war diese Funktion sehr hilfreich.
Grundsätzlich bestromt der Taster/Kippschalter Bremse lösen das Magnetventil Vorsteuerung (DR Steuerventilsperre).
So lange die E-Bremse eine Mindestbremskraft erzeugt bleibt das Magnetventil bestromt und sperrt den Cv-Druck vom Steuerventil zum Druckübersetzer oder dem Relasiventil ab, die indirekte Bremse ist wirkungslos. Sobald die E-Bremse unter die Mindestbremskraft fällt wird das Magnetventil Vorsteuerung entstromt (Fail Safe) und unmittelbar über den vom Steuerventil vorgesteuerten Cv-Druck der C-Druck mit Hilfe eines Relaisventils generiert.
Eine weitere, sicher eher unbekannte Verwendung, gibt es in der Instandhaltung. Die Funktion Bremse lösen ermöglicht dem Bremsinstandhalter wichtige Funktionsprüfungen durchzuführen. Ich selber habe unzählige defekte Magnetventile, Doppelrückschlagventile und Steuerventile über diese Funktion gefunden. Das Prinzip ist bis zu den modernen Drehstromlpkomotiven gleich geblieben.

Gruß Jörg Haase

Wolfgang E.
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Re: Lösetaste für indirekte Bremse auf Taurus/BR182: wozu?

#26 Beitrag von Wolfgang E. »

Jörg Haase hat geschrieben: 22.03.2025 20:57:24 die Funktion "Bremse lösen" ist schon bei den Einheitslokomotiven 110, 141, 112 realisiert worden.
Hallo Jörg,

dei der 141 sieht es in der Ausbildungsmappe so aus, dass sie keine Taster und kein Vorsteuerventil besitzt, sondern in jedem Führerraum Ventile zur Entlüftung der C-Leitung, die auch die Wirkung der direkten Bremse aufheben würden. Kann das sein? Oder ist das in der Mappe falsch oder alt dargestellt?
Bei der 103 gibt es Ventil und Relaisventil, obwohl ja ein Vorsteuerventil vorhanden ist.

Viele Grüße
Wolfgang

Jörg Haase
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Re: Lösetaste für indirekte Bremse auf Taurus/BR182: wozu?

#27 Beitrag von Jörg Haase »

Guten Abend,

damit solllten alle restlichen Fragen geklärt sein:

https://youtu.be/sfZAR2znR88

https://youtu.be/ZhzR3XTjF_o

https://youtu.be/JUZDpshwATQ

Gruß Jörg

Wolfgang E.
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Re: Lösetaste für indirekte Bremse auf Taurus/BR182: wozu?

#28 Beitrag von Wolfgang E. »

Hallo Jörg,

interessant. Die auf Deinem Plan eingezeichneten Magnetventile "Bremse lösen" fehlen auf meinem Plan einfach.

Viele Grüße
Wolfgang

Jörg Haase
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Re: Lösetaste für indirekte Bremse auf Taurus/BR182: wozu?

#29 Beitrag von Jörg Haase »

Hallo Wolfgang,

genau aus diesem Grund durften Zeichnungen aus Ausbildungsmappen, die keinem Änderungsdienst unterlagen, nicht in der Instandhaltung eingesetzt werden.
Oft sind auch in Ausbildungsmappen Zeichnungen der Vorserien die erheblich abweichen können.

Viele Grüße

Jörg

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