Verständnisfrage Signalnachahmer ÖBB

Fragen der echten Bahntechnik, Lokbedienung, PZB usw.
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willweg
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Verständnisfrage Signalnachahmer ÖBB

#1 Beitrag von willweg »

Liebe Leute,

Ich habe mir gerade die neueste Fassung des Ö Signalbuchs vom neuen Webshop heruntergeladen. Nicht abschrecken lassen: die öffentlich zugänglichen Regelwerke gibt es (noch) gratis (https://infrastruktur.oebb.at/Webshop-R ... 2830eae9b3).

Was ich nicht verstehe, ist einer von den drei Signalnachahmern (in Deutschland: Vorsignalwiederholer) mit gelbem Rand.

Bild

Grundsätzlich bedeutet der gelbe Rand, dass am Standort des Nachahmers ein 1000er PZB Magnet aktiv ist. Der Tf muß also den Signalnachahmer mit gelbem Rand mit PZB Wachsam bestätigen. Soweit so verständlich. Auch noch verständlich ist, dass der PZB Magnet am Nachahmer nicht scharf ist, wenn das nächste HS FREI zeigt, denn dann gibt es bei diesem HS nichts zu beachten. Dieselbe Situation wie bei einem Vr1, das auch nicht mit einem scharfen PZB Magneten gesichert ist.

Wo es allerdings unverständlich wird, ist beim Signalnachahmer ganz rechts. Denn bei einem Signalnachahmer mit gelbem Rand vor einem HS mit Geschwindigkeitsbeschränkung (40 oder 60) ist der PZB Magnet - wie im Bild ersichtlich - unwirksam, also nicht scharf!

Ich fahre also auf ein HS zu, das mir 40 oder 60 zeigen wird, ich muß das am VS mit PZB Wachsam bestätigen, aber wann ich jetzt dem HS immer näher komme - der Nachahmer steht ja zwischen dem VS und HS - dann ist der PZB Magnet nicht scharf? 1000m vorm HS muß ich mit PZB Wachsam bestätigen, aber 200m vorher nicht mehr?

Die Verantwortlichen haben sich dabei sicherlich etwas überlegt, aber ich sehs nicht. Wo bieg ich da geistig falsch ab?

Danke im voraus!
LG Will

AndiS
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Re: Verständnisfrage Signalnachahmer ÖBB

#2 Beitrag von AndiS »

Es ist natürlich nicht besonders nahe an der Originalinformation, wenn man die Weisheit von einem Simulatorforum zum anderen weiterreicht, aber hier gibt es einen sehr guten Hinweis:

https://www.loksimulatoren.de/forum/thr ... achahmern/

Man muß bedenken, daß die 500 Hz "Magneten" in Österreich erst spät und zögerlich eingeführt wurden.

Es gab einmal einen Unfall, bei dem ein Zugführer nach dem Planhalt so flott gegen Hp0 beschleunigt hat, daß er nach der Beeinflussung am Ausfahrsignal auf der eingleisigen Strecke stand, wo der Gegenzug gleich darauf einfuhr.

Es geht daher vor allem darum, das Anfahren gegen Halt zu verhindern bzw. zu behindern. Durch die Beeinflussung in diesem Fall kann man nur mit 25 km/h vorziehen und dann reicht der 2000er Magnet für einen sicheren Zwangshalt.

Der wesentliche Hinweis aus dem verlinkten Beitrag ist der, daß diese 1000er Magneten an Signalnachahmern viel zu nahe am Hauptsignal plaziert sind, wodurch man viel zu weit unter restriktivem Modus fahren müßte, weil man in der Praxis vorher angehalten hat.

Das Ganze ist natürlich kein vollwertiger Ersatz für 500er, sondern eine Nachrüstung von vorhandenen Signalnachahmern, deren Standort natürlich nach ganz anderen Kriterien gewählt ist als das sichere Anhalten vor dem Signal.

willweg
Beiträge: 62
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Re: Verständnisfrage Signalnachahmer ÖBB

#3 Beitrag von willweg »

Danke, Andi, für die ausführliche Antwort. Das macht Sinn, denn diese Nachahmer hab ich bisher wirklich nur in Bahnhöfen gesehen, meist gleich bei den Schutzsignalen. Es dürfte also wirklich ums Anfahren gehen. Nochmals Danke für Deine schnelle Antwort auf ein eher esoterisches österreichisches Eisenbahnproblem in einem deutschen Simulatorforum. Ich weiß es zu schätzen. BG, Will

AndiS
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Re: Verständnisfrage Signalnachahmer ÖBB

#4 Beitrag von AndiS »

Vielen Dank.

Nachtragsgedanke: In dieser problematischen Situation, bei der es auf eine eingleisige Strecke rausgeht, wäre es total kontraproduktiv, wenn bei der Ausfahrt mit 40 oder 60 km/h auch 1000 Hz aktiv wären. Das Ausfahrsignal zeigt ja wegen der sehr oft im krummen Strang befahrenen Ausfahrweiche nicht mehr als Fahrt mit 40 oder 60 km/h. Daher wäre der Magnet immer aktiv und die Warnwirkung wäre weg.

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