Anhalten in den Bahnhöfen
Anhalten in den Bahnhöfen
Moin zusammen !
Mich interessiert mal folgendes & es betrifft auch eher denjenigen, der als TF im Personenverkehr arbeitet:
Wie schaft man es eigentlich, z.B mit dem Metronom aus 160 Km/h, präzise am Bahnsteig zu halten, sodass alle Türen am Bahnsteig sind ?
Ich habe mich das schon immer gefragt, was für Tricks/Orientierungshilfen da einem zu Verfügung stehen.
Mich interessiert mal folgendes & es betrifft auch eher denjenigen, der als TF im Personenverkehr arbeitet:
Wie schaft man es eigentlich, z.B mit dem Metronom aus 160 Km/h, präzise am Bahnsteig zu halten, sodass alle Türen am Bahnsteig sind ?
Ich habe mich das schon immer gefragt, was für Tricks/Orientierungshilfen da einem zu Verfügung stehen.
Tommy
Re: Anhalten in den Bahnhöfen
Moinsen,
also gerade bei dem „schnellen“ Metronom sollte bei 160 km/h ca. 1 km ( Hektormetertafel !) vor dem Haltepunkt mit 3,9 bar und gekuppelter E- Bremse gebremst werden, dann bist du mit ca. 60-65 km/h am Anfang des Bahnsteiges und bekommst den Zug auch gut angehalten, d.h. du kannst die Bremse so auslösen, das der Zug steht, wenn der Bremsdruck abgebaut ist. Und wenn du glaubst, du kannst es, dann würde ich dir empfehlen mal ein wenig mit der Baureihe 141 und Silberlingen auf der Strecke Augsburg – Donauwörth zu fahren, besonders zu empfehlen der 1994 Fahrplan! Die Baureihe 141 mit 5 klotzgebremsten Silberlingen. . . das schöne an der Lok ist das einlösige FBV ! Und mit 5 Wagen sollte das Aufschalten auch gefühlvoll geschehen, sonst grüßt der Hauptschalter mit lautem Knall und weißem Licht. . .
Thomas F.
also gerade bei dem „schnellen“ Metronom sollte bei 160 km/h ca. 1 km ( Hektormetertafel !) vor dem Haltepunkt mit 3,9 bar und gekuppelter E- Bremse gebremst werden, dann bist du mit ca. 60-65 km/h am Anfang des Bahnsteiges und bekommst den Zug auch gut angehalten, d.h. du kannst die Bremse so auslösen, das der Zug steht, wenn der Bremsdruck abgebaut ist. Und wenn du glaubst, du kannst es, dann würde ich dir empfehlen mal ein wenig mit der Baureihe 141 und Silberlingen auf der Strecke Augsburg – Donauwörth zu fahren, besonders zu empfehlen der 1994 Fahrplan! Die Baureihe 141 mit 5 klotzgebremsten Silberlingen. . . das schöne an der Lok ist das einlösige FBV ! Und mit 5 Wagen sollte das Aufschalten auch gefühlvoll geschehen, sonst grüßt der Hauptschalter mit lautem Knall und weißem Licht. . .
Thomas F.
Re: Anhalten in den Bahnhöfen
Moin,
Ich kann zwar nicht für Tfs von Metronom reden, aber es hat viel mit "learning by doing" zu tun. Langsames rantasten an die Stellen, wo man dann anfangen muss zu bremsen bzw ausprobieren. Und dabei nimmst du halt Hektometertafeln, Weichen, OL-Masten, alles was eben auffällt und man sich als Punkt behalten kann
Irgendwann hat man aber auch einfach im Gefühl, wie lange man braucht um stehen zu bleiben. ^^
Ich kann zwar nicht für Tfs von Metronom reden, aber es hat viel mit "learning by doing" zu tun. Langsames rantasten an die Stellen, wo man dann anfangen muss zu bremsen bzw ausprobieren. Und dabei nimmst du halt Hektometertafeln, Weichen, OL-Masten, alles was eben auffällt und man sich als Punkt behalten kann
Irgendwann hat man aber auch einfach im Gefühl, wie lange man braucht um stehen zu bleiben. ^^
Zuletzt geändert von FanFan am 27.10.2019 20:20:46, insgesamt 1-mal geändert.
Re: Anhalten in den Bahnhöfen
(Ziel-)Bremsen ist – ähnlich wie auch im Auto – im Wesentlichen eine Sache von Erfahrung und Gefühl. Letzteres ist im Simulator natürlich ungleich schwieriger als in der Realität, weil das wichtigste Instrument, nämlich ein gut geeichtes Popometer, fehlt. Letztendlich leitet man am Bremseinsatzpunkt, den man aufgrund seiner Streckenkunde kennt, eine Bremsung mit einer definierten Stärke ein (HL-Druckabsenkung oder E-Bremskraft, je nach Tfz), von der man aus Erfahrung weiß, dass es passen wird. Im weiteren Verlauf beobachtet man, ob es richtig aussieht und sich richtig anfühlt, und nimmt ggf. Korrekturen vor. Gute Anhaltspunkte – ca. 1 km und ca. 1 bar Druckabsenkung – wurden ja schon genannt.
Edit: Die Entfernung des Bremseinsatzpunktes hängt natürlich von der Geschwindigkeit ab. Wenn man gemütlich mit 80 dahinrollt, braucht man natürlich keine 1000 m – da reicht ein bisschen mehr als die Bahnsteiglänge. Ich habe mir folgende Staffelung angewöhnt, wenn ich's nicht eilig habe: 160 km/h - 1200 m, 140 km/h - 1000 m, 120 km/h - 800 m, 100 km/h - 600 m, 80 km/h - 400 m, 60 km/h - Bahnsteiganfang. Rein physikalisch betrachtet ist so ein linearer Zusammenhang natürlich Quatsch, aber man kann es sich gut merken.
Edit: Die Entfernung des Bremseinsatzpunktes hängt natürlich von der Geschwindigkeit ab. Wenn man gemütlich mit 80 dahinrollt, braucht man natürlich keine 1000 m – da reicht ein bisschen mehr als die Bahnsteiglänge. Ich habe mir folgende Staffelung angewöhnt, wenn ich's nicht eilig habe: 160 km/h - 1200 m, 140 km/h - 1000 m, 120 km/h - 800 m, 100 km/h - 600 m, 80 km/h - 400 m, 60 km/h - Bahnsteiganfang. Rein physikalisch betrachtet ist so ein linearer Zusammenhang natürlich Quatsch, aber man kann es sich gut merken.
Zuletzt geändert von Frisca am 27.10.2019 21:55:46, insgesamt 1-mal geändert.
- Achim Adams
- Beiträge: 1239
- Registriert: 05.06.2004 23:06:03
Re: Anhalten in den Bahnhöfen
Wie schon gesagt, ist das viel Erfahrung und viel Streckenkunde. Verschiedene Weisheiten werden mündlich von Lokführer-Generation zu Lokführer-Generation übermittelt: dass man ab 1000m vorher die 100km/h anstrebt, am Bahnsteiganfang 60 km/h, Bahnsteigmitte 40 km/h. Und gegen Ende des Bahnsteigs sieht man zu dass man die Bremsen mehr und mehr löst, um den gewünschten Punkt zu treffen.
Aber das alles sind nur Faustregeln, an gewissen Bahnsteigen kann man mit 120 km/h ranbrettern, bei anderen sollten schon zu Bahnsteigbeginn tunlichst 40 km/h nicht überschritten werden. Witterungsverhältnisse spielen eine Rolle, Neigungen/Gefälle wieder etwas, verschiedene Fahrzeuge bremsen mehr oder weniger unterschiedlich.
Das ist die Erfahrung, die den Lokführer von einem dressierten Affen (oder einem autonomen Fahren) unterscheidet.
Zu Beginn, oder bei neuen Fahrzeugen oder neuen Strecken, tastet man sich heran, das führt anfangs durchaus zu geringfügigen Verspätungen. Anfangs macht man sich auch einen Kopf drum, je länger man fährt umso entspannter wird das.
Aber das alles sind nur Faustregeln, an gewissen Bahnsteigen kann man mit 120 km/h ranbrettern, bei anderen sollten schon zu Bahnsteigbeginn tunlichst 40 km/h nicht überschritten werden. Witterungsverhältnisse spielen eine Rolle, Neigungen/Gefälle wieder etwas, verschiedene Fahrzeuge bremsen mehr oder weniger unterschiedlich.
Das ist die Erfahrung, die den Lokführer von einem dressierten Affen (oder einem autonomen Fahren) unterscheidet.
Zu Beginn, oder bei neuen Fahrzeugen oder neuen Strecken, tastet man sich heran, das führt anfangs durchaus zu geringfügigen Verspätungen. Anfangs macht man sich auch einen Kopf drum, je länger man fährt umso entspannter wird das.
Re: Anhalten in den Bahnhöfen
Dass man auf den letzten 100 Metern nicht mehr die Vollbremsung drin hat, ist klar. Aber ansonsten wundert mich die "Bei Laub und Nieselregen muss man vorsichtig sein"-Aussage immer etwas, weil jeder Zug doch innerhalb des Bremswegabstandes bis zum Stillstand bremsen können muss. Von daher wundert es mich manchmal, dass einige Lokführer auf unserer RB-Linie bei besagter Witterung so bremsen, dass man als Fahrgast von der Bremsung fast gar nichts mehr mitbekommt, entsprechende Verspätung inbegriffen. Ist ein so krasser Unterschied in der Fahrweise wirklich erforderlich?Achim Adams hat geschrieben:Witterungsverhältnisse spielen eine Rolle,
- Michael Springer
- Beiträge: 2930
- Registriert: 24.06.2002 16:22:44
- Wohnort: Schwäbisch Gmünd
Re: Anhalten in den Bahnhöfen
Das kann so sein. Man glaubt als junger Lokführer man hat alles und jedes Wetter unter Kontrolle, die älteren Kollegen haben keine Ahnung... Bis du aus eigener Erfahrung Bahnsteiganfang wegen schlüpfrigen Schienen mit 20km/h angebremst hast und am Bahnsteigende gefühlt noch 25km/h drauf hast, da wirst du zum ersten Mal demütiger, das kann ich dir versprechen... war aber halb so wild, da der Gegenzug am nächsten Bahnsteig meine Reisenden aufgenommen hat. Lang lang ist's her.Ist ein so krasser Unterschied in der Fahrweise wirklich erforderlich?
Michael
Re: Anhalten in den Bahnhöfen
Naja, trockene und herbstlich feuchte Schienen sind schon ein immenser Unterschied, beim Bremsen wie beim Anfahren. Da kannst du auch gleich Schmierseife durch die Sandrohre drücken und hast vermutlich noch bessere Haftung.MarkusW hat geschrieben:Ist ein so krasser Unterschied in der Fahrweise wirklich erforderlich?
Ich saß zur Herbstzeit mal in einer Straßenbahn, die auf einem leicht ansteigenden Streckenabschnitt, auf dem normalerweise spielend 50 und mehr erreicht werden (auch bei Regen), so gerade eben mit Dauersand und knapper Schrittgeschwindigkeit vorwärts kam.
Re: Anhalten in den Bahnhöfen
Da kann man auch die in Kurts Lokführerbuch beschriebene Bremstechnik mit Teilauslösen der Bremse (um so die Lokbremsen zu schonen) gleich mal praktisch ausprobieren.Thomas F. hat geschrieben:Die Baureihe 141 mit 5 klotzgebremsten Silberlingen. . . das schöne an der Lok ist das einlösige FBV !
- Achim Adams
- Beiträge: 1239
- Registriert: 05.06.2004 23:06:03
Re: Anhalten in den Bahnhöfen
Ein so krasser Unterschied ist natürlich nicht erforderlich, aber kommt vor. Rein schon bedingt durch die persönlichen Charaktere, die teilweise ruhig und besonnen agieren, teils völlig überstürzt und panisch reagieren. Es gibt eben keine allgemeingültige Vorlage, jeder entscheidet im aktuellen Moment für sich selbst, wie gerade zu handeln ist.
Würde es eine allgemeingültige Vorlage geben, könnte man die schon erwähnten dressierten Affen (oder das autonome Fahren) einsetzen.
Würde es eine allgemeingültige Vorlage geben, könnte man die schon erwähnten dressierten Affen (oder das autonome Fahren) einsetzen.
- Matthias W.
- Beiträge: 643
- Registriert: 23.01.2015 15:07:14
- Aktuelle Projekte: Irgndwas im Taunus mit Wasserstoff
- Wohnort: EWIT
Re: Anhalten in den Bahnhöfen
Aus eigener Erfahrung kommt dies mit der Zeit.
Wetter z.B. ist da ein entscheidender Faktor. Es gibt Haltepunkte,
da fahre ich heute noch mit 40 ran (kurz und BÜ davor), gibt aber auch welche im Netz,
da rauch ich mit 60+ ran.
Mein Ziel ist es immer möglichst Ruckfrei zum stehen zu kommen.
Du brauchst da ein Gefühl für und dies ist bei jedem anders.
Einen Tipp nur vielleicht, sollte er dir mal ins Rutschen geraten, lös nicht aus,
denn dann kannst dem Bahnsteig nur noch winken.
Grüße
Matthias
Wetter z.B. ist da ein entscheidender Faktor. Es gibt Haltepunkte,
da fahre ich heute noch mit 40 ran (kurz und BÜ davor), gibt aber auch welche im Netz,
da rauch ich mit 60+ ran.
Mein Ziel ist es immer möglichst Ruckfrei zum stehen zu kommen.
Du brauchst da ein Gefühl für und dies ist bei jedem anders.
Einen Tipp nur vielleicht, sollte er dir mal ins Rutschen geraten, lös nicht aus,
denn dann kannst dem Bahnsteig nur noch winken.
Grüße
Matthias
- Timo Albert
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- Registriert: 27.04.2002 23:18:12
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Re: Anhalten in den Bahnhöfen
Moin,MarkusW hat geschrieben:Dass man auf den letzten 100 Metern nicht mehr die Vollbremsung drin hat, ist klar. Aber ansonsten wundert mich die "Bei Laub und Nieselregen muss man vorsichtig sein"-Aussage immer etwas, weil jeder Zug doch innerhalb des Bremswegabstandes bis zum Stillstand bremsen können muss. Von daher wundert es mich manchmal, dass einige Lokführer auf unserer RB-Linie bei besagter Witterung so bremsen, dass man als Fahrgast von der Bremsung fast gar nichts mehr mitbekommt, entsprechende Verspätung inbegriffen. Ist ein so krasser Unterschied in der Fahrweise wirklich erforderlich?Achim Adams hat geschrieben:Witterungsverhältnisse spielen eine Rolle,
ich hatte die Tage die Ehre mit der S6 Nachts nach Essen zu fahren, es fing an zu regnen...
Ich glaube ohne die Mg Bremsen, wären wir überall durchgefahren und der Tf ist schon sehr vorsichtig und langsam an die Bahnsteige.
Im Güterverkehr macht man an wenigen Tagen im Herbst auch so seine Erfahrungen.
Da kommt es vor, dass man mit der (noch) minimal vorgeschriebenen Bremsung von 0,5 Bar ins rutschen kommt.
Meine Homepage: www.bahnpicture.de
Re: Anhalten in den Bahnhöfen
Gude,
ich klinke mich mal hier ein.
Gibt es da feste zeitliche Werte, bis die Bremse sich vollständig regeneriert hat? Welche Füllzeit ergibt sich für eine komplett erschöpfte Bremse?
Gruß
ich klinke mich mal hier ein.
Bekomme den mittlerweile schon ganz gut und sanft gestellt. Trotzdem fühlt es sich manchmal nach Blindflug an, da ich nicht weiß wie viel Bremskraft mir noch zur Verfügung steht.Thomas F. hat geschrieben: Und wenn du glaubst, du kannst es, dann würde ich dir empfehlen mal ein wenig mit der Baureihe 141 und Silberlingen auf der Strecke Augsburg – Donauwörth zu fahren, besonders zu empfehlen der 1994 Fahrplan! Die Baureihe 141 mit 5 klotzgebremsten Silberlingen. . . das schöne an der Lok ist das einlösige FBV !
Gibt es da feste zeitliche Werte, bis die Bremse sich vollständig regeneriert hat? Welche Füllzeit ergibt sich für eine komplett erschöpfte Bremse?
Gruß
- Zimmer
- Beiträge: 1001
- Registriert: 20.12.2003 01:45:59
- Aktuelle Projekte: Selbst + ständig = selbständig. :D
- Wohnort: Kaiserslautern
Re: Anhalten in den Bahnhöfen
Die einlösige Bremse (übrigens: das Führerbremsventil ist nur dann einlösig, wenn der Lokführer Grobmotoriker ist; gemeint war sicherlich das Steuerventil) der Lok (die n-Wagen müßten eigentlich mehrlösig sein) dürfte bei 5 angehängten Wagen nicht so stark ins Gewicht fallen, zumal nach der bereits zitierten "Kurtschen" Bremsweise die Lok ja eh bewußt ausgelöst sich vom Zug bremsen läßt.
Züge, die ganz oder größtenteils einlösig sind, kamen mir dank der Gnade der späten Geburt selbst nicht unter; ich meine aber, von alten Hasen "1 min / 100 m" im Kopf zu haben, kann mich da aber auch täuschen.
Grüße
Johannes
Züge, die ganz oder größtenteils einlösig sind, kamen mir dank der Gnade der späten Geburt selbst nicht unter; ich meine aber, von alten Hasen "1 min / 100 m" im Kopf zu haben, kann mich da aber auch täuschen.
Grüße
Johannes
Re: Anhalten in den Bahnhöfen
Ja klar geht schon. Man merkt aber trotzdem, wie die Lok schiebt. Mir gehts auch eher um die Situation, wenn man mal von einem Vr0 überrascht wird. Da musste in die Eisen gehen, lösen und dann den Zug kurze Zeit später an den Bahnsteig stellen. Daher die Frage ob es da konkrete Zeitwerte gibt, nach denen ich wieder mit der vollen Bremskraft rechnen kann.Zimmer hat geschrieben:Die einlösige Bremse (übrigens: das Führerbremsventil ist nur dann einlösig, wenn der Lokführer Grobmotoriker ist; gemeint war sicherlich das Steuerventil) der Lok (die n-Wagen müßten eigentlich mehrlösig sein) dürfte bei 5 angehängten Wagen nicht so stark ins Gewicht fallen, zumal nach der bereits zitierten "Kurtschen" Bremsweise die Lok ja eh bewußt ausgelöst sich vom Zug bremsen läßt.
Gruß