Während der Weihnachtstage habe ich mich einer schon seit langem zurückgestellten Sache gewidmet: Den Weihnachtsbaum-ähnlichen Sammelsignalanzeigern im Kölner Hauptbahnhof (Fahrtanzeiger, Einfahrtanzeiger etc. - vgl. Diskussion zum Streckennetz Düsseldorf). Und so sieht das (sogar funktionierende Ergebnis) aus:
Nebenher habe ich mal Ordnung in meinen Unterlagen zur Rheinstrecke geschaffen und bin auf eine Geschichte gestoßen, die ich den Zusianern natürlich nicht vorenthalten will:
Es begab sich zu der Zeit, da Joseph Schmitz (vulgo: der hillije Jupp) als Zimmermann und Alfons Hippchen als Maurer an der Baustelle der Köln-Mindener Eisenbahn beschäftigt waren. Nach eines Vormittages langer Mühe legten sie sich in einen der Wagen des abgestellten Bauzuges und sanken in tiefen Schlaf. Als sie wieder wach wurden, schaukelte und rumpelte der Bauwagen gar fürchterlich und nachdem sie sich erhoben, mussten sie feststellen, dass der Bauzug das Stadtgebiet von Köln verlassen hatte. Ihr lautes Wehklagen änderte nichts daran, dass der Zug seine Fahrt fortsetzte und erst nach geraumer Zeit an einer Ansammlung von Häusern haltmachte. Josef und Alfons verließen den Wagen und fanden eine Menschenseele, die auf ihre Frage, wohin das Schicksal sie verschlagen, zu antworten wusste: Düsseldorf! Dies erschien ihnen als großes Glück, wussten sie doch, dass von hier aus ein abendlicher Transportzug sie nach Köln zurückbringen würde. Allein ein grimmiger Durst plagte die beiden und so hielten sie Ausschau nach einer Schänke. Eine solche ließ sich leicht finden, doch wie groß war das Entsetzen unserer beiden Helden, als sie sehen mussten, was der Schankwirt vor ihnen abgesetzt hatte: Eine von schmutzig wirkendem, grobporigen Schaum bedeckte moorfarbene Brühe. Der erste Schluck reichte aus, um Joseph in eine tiefe Ohnmacht zu stürzen und Alfons zu einem Schreckensschrei zu bewegen: Dies ist kein Bier, dies ist Teufelswerk!
Leidend und dürstend traten unsere Helden die Rückreise an und erreichten Köln zu einem Zeitpunkt, wo genau die Abendsonne die Wolkendecke durchbrach und die Altstadt in goldenes Licht tauchte. Sie fielen auf die Knie, dankten Gott und gelobten, anläßlich ihrer Errettung eine Gnadenkapelle zu errichten. Dieses Gelöbnis und das Erlebnis in der Fremde taten sie ihrem Bauleiter kundt, der solches gleich am folgenden Tag beim Skatabend der Stadtältesten und Honoratioren zum Besten gab. Der Erzbischof, der wie immer noch ein As im Ärmel hatte, schmunzelte und schlug vor, die Gnadenkapelle gleich auf dem Platz vor dem künftigen Bahnhofe zu errichten, auf das jeder Reisende gleich sehen möge, dass dieser Ort von Gottes Gnaden sei. Der Präsident der Braumeister lobte den Plan voller Eifer, während er einen Bierdeckel faltete, zwei Kölschgläser vor das so entstandene Gebilde setzte und sprach: So soll die Kapelle aussehen, damit jeder Reisende erkenne, dass auch das hierorts gebraute Bier von Gottes Gnaden sei! Und er versprach, dass während der kommenden Fastenzeit jedes in Köln verkaufte Bier mit einem Opferpfennig für die Gnadenkapelle besteuert werde.
Nach Ablauf der Fastenzeit waren es der Pfennige sehr viele und mancherlei Steine konnten hiervon erworben werden. Und alle Bauleute der Köln-Mindener Eisenbahn gingen nach vollbrachtem Tagwerk zur Baustelle der Gnadenkapelle und halfen, die Steine aufeinander zu schichten. Und da die Dankbarkeit der Geretteten sehr groß war, wurde auch die Gnadenkapelle sehr groß und sehr hoch. Nämlich genau so hoch, dass sie selbst von Düsseldorf aus gesehen werden konnte.
Und so steht bis heute in Köln am Rhein die größte Bahnhofskapelle des ganzen Erdenrunds.
So viel für heute
Bernd