Modul Hoheward
Verfasst: 25.03.2020 20:13:05
Aus einer Schnapsidee ("die E1200 benötigt Auslauf") entstand in den letzten Monaten der Bau eines umfangreiches Streckennetzes.
Abseits der großen Bundesbahn hat sich im Ruhrgebiet über 100 Jahre von vielen Augen der Republik unbemerkt eine eigene Bahnwelt entwickelt. Großer Kontakt mit der Staatsbahn war auf einzelne Übergabebahnhöfe beschränkt, erst Mitte der 90er Jahre „traute“ man auf das Netz der entfernten Verwandten Deutschen Bahn.
Trotzdem entstand über die Jahrzehnte Netze der einzelnen Zechenbetriebe über viele hundert Kilometer, oft parallel zur Staatsbahn und Nachbarzechennetzen. Bis heute prägen sie das Landschaftsbild des Ruhrgebiets, wenn auch mittlerweile fast ausschließlich nur noch als Radwege.
Über die Jahre schlossen sich immer mehr Bergwerke zusammen und es entstanden die 1970 Zechenbahn- und Hafenbetriebe Ruhr-Mitte der Ruhrkohle AG, 1989 die RAG Bahn und Hafen, dessen kümmerliche Rest 2004 in die RBH Logistics, einer Tochter der DB AG, überging.
Aus Abraummaterial (= Berge) der Steinkohlezechen Ewald, General Blumenthal und Recklinghausen II entwickelte sich über die Jahre die größte Haldenlandschaft Europas: Halde Hoheward und Hoppenbruch im Städtedreieck Herne/Recklinghausen/Herten.
Eine Besonderheit ist der Eisenbahntunnel durch die Halde: Dieser wurde „trocken“ noch ohne Halde gebaut, die über Hundert Meter hohe Halde später darüber aufgeschüttet. Der Tunnel ist verhältnismäßig hoch konstruiert: Die RAG plante in die Zukunft und ging von Erheblichen bergbaubedingten Senkungen durch das Haldengewicht aus, welche die Betonteile im Laufe der Zeit absacken lassen würden. Man hätte in dem Fall das Gleis weiter hoch gestopft und hätte den Tunnel trotzdem noch weiter befahren können, ohne dass einem „der Himmel auf den Kopf fällt“.
Auf Zeche Ewald, westlich von Hoheward, wurde der Betrieb 2001 als Letztes der drei Bergwerke eingestellt, trotzdem wurde die Halde bis 2014 weiter mit Bergen der Bergwerke Westerholt in Herten, Pelkum in Hamm und Auguste-Victoria in Marl beschickt. Dazu waren zum Teil auch umfassende Transporte über das Streckennetz der DB Netz AG erforderlich. Im Bahnhof Recklinghausen Süd befand sich die Zufahrt zum Netz der RAG, welche bis heute noch für das Lager Kohlkamp genutzt wird.
Kohlkamp, gelegen zwischen Rhein-Herne-Kanal und Zeche Recklinghausen 2 beherbergte bis vor einigen Jahren ein Teil der strategischen Steinkohlereserve, heute dient der Bahnhof der Firma BAV Aufbereitung im Hafen Julia als Abstellanlage.
Heute sind Ewald, Hoppenbruch und Hoheward beliebte Ausflugsziele der Bevölkerung, Wasserstoffantriebsversuchsanlage Oldtimerzentrum und Mountainbikepark.
Zum Modul:
Zeitlich habe ich das Modul im Jahr 1998 angesiedelt, also knapp drei Jahre vor der Zechenschließung Ewalds. Vom Bergwerk Recklinghausen II existierten nur noch Restgebäude und das RAG Trainingsbergwerk in den ehemaligen Bunkeranlagen der alten Zechenhalde.
Östlich mündet die Strecke von Recklinghausen Süd in das Modul, nördlich die RAG-Strecke aus Westerholt/Recklinghausen Ost, im Süden die Strecke der Wanne-Herner-Eisenbahn vom Wanner Westhafen. Die Module Recklinghausen Süd und Ost sind ebenfalls im Bau, das Modul Holzheide (Kreuzungsbahnhof der RAG im Norden) ist fertig.
Haldenbeschickung
Zeche Ewald besitzt ein eigenes Transportband auf die Halde. Dort befindet sich ein Absatzbunker, von wo aus schwere LKW das Material auf der Halde Hoheward verteilen.
„Externe“ Berge werden im Bahnhof Hoheward bzw. Ewald Gleisdreieck gesammelt, in der Entladeanlage über einen Tiefbunker entladen und dann per Bandanlage zu einem Absatzbunker am Fuße der Halde Hoheward transportiert. Dort werden sie per LKW auf die Halde gefahren und verteilt.
Kohlebeladung
Am Zechenbahnhof (Zbf) von Ewald befinden sich drei Verladetürme für verschiedene Kohlesorten. Rangierloks und eine Spillanlage zogen hier die Züge zur Beladung passgerecht unter den Turm. Die Wagen wurden nicht gewogen, das Gewicht bestimmt man über die Füllmenge. Im Zechenbahnhof übernahm die RAG eigene Züge. Züge, welche von der DB übernommen wurden, wurden in den Übergabebahnhof (Übf) gebracht und dort an die DB übergeben. Es folgte dann die etwa drei Kilometer lange Fahrt zum DB Bahnhof Recklinghausen Süd und von dort in die weite Welt.
Fahrleitung
Die RAG besaß ein eigenes Fahrleitungsnetz. Anfangs stellenweise mit 15 kV/50 Hz betrieben, stellt man später auf 16 2/3 Hz um. Versorgt wurde es über die Staatsbahn.
Als Fahrleitung kam eine Tragseillose (-arme) Einfachfahrleitung zum Einsatz.
Leider haben wir dafür keine .dll . Ich möchte an dieser Stelle noch mal die große Werbetrommel rühren und hoffe, dass sich jemand mutiges mit Programmierkenntnissen dieser Herausforderung annimmt. Daten zur Fahrleitung liegen mir vor. Zum Thema: viewtopic.php?f=59&t=15819
Zeche Ewald
Ewald, Schächte 1 und 2
Ewald Schächte 1, 2 und 7
Verladetürme im Zechenbahnhof Ewald 1/2/7
LKW-Verkehr
Übf Ewald, rechts das Gleis zum zentralen Holzlager an der ehemaligen Zeche Recklinghausen II.
Entladeanlage im Bahnhof Hoheward
Tunnel Hoheward, Südportal
Im Nachbarmodul, ein eigener Beitrag lohnt noch nicht:
In der Hochlarmark: Zeche Ewald Schacht 5 (Wetterschacht), am Horizont die Förderanlage Ewald 1/2/7
Bf Recklinghausen Süd
Lager Kohlkamp mit Teilen der strategischen Steinkohlereserve
Ich hatte die stille Hoffnung, das Modul wäre schnell fertig. Umfangreiche Landschaft ist ja nicht, jedoch habe ich das Nachbilden des Bergbaumaterials massiv unterschätzt. So sind nebenher unterschiedlichste Grubenbahnobjekte (Rel-A, Personenwagen, Förder- und Teckelwagen), und Bergbautypische Objekte entstanden. Eine DHG 500C und M700 schweben mir noch vor, dazu ein paar weitere Wagen der RAG.
Die Marschbahn ist noch nicht aufgegeben, ruht im Moment mangels Vorbildfotos allerdings. Jetzt erstmal die Virensaison abwarten und dann wird es auch irgendwann dort weitergehen.
Viele Grüße,
Jens
Edit: Bilder ergänzt
Abseits der großen Bundesbahn hat sich im Ruhrgebiet über 100 Jahre von vielen Augen der Republik unbemerkt eine eigene Bahnwelt entwickelt. Großer Kontakt mit der Staatsbahn war auf einzelne Übergabebahnhöfe beschränkt, erst Mitte der 90er Jahre „traute“ man auf das Netz der entfernten Verwandten Deutschen Bahn.
Trotzdem entstand über die Jahrzehnte Netze der einzelnen Zechenbetriebe über viele hundert Kilometer, oft parallel zur Staatsbahn und Nachbarzechennetzen. Bis heute prägen sie das Landschaftsbild des Ruhrgebiets, wenn auch mittlerweile fast ausschließlich nur noch als Radwege.
Über die Jahre schlossen sich immer mehr Bergwerke zusammen und es entstanden die 1970 Zechenbahn- und Hafenbetriebe Ruhr-Mitte der Ruhrkohle AG, 1989 die RAG Bahn und Hafen, dessen kümmerliche Rest 2004 in die RBH Logistics, einer Tochter der DB AG, überging.
Aus Abraummaterial (= Berge) der Steinkohlezechen Ewald, General Blumenthal und Recklinghausen II entwickelte sich über die Jahre die größte Haldenlandschaft Europas: Halde Hoheward und Hoppenbruch im Städtedreieck Herne/Recklinghausen/Herten.
Eine Besonderheit ist der Eisenbahntunnel durch die Halde: Dieser wurde „trocken“ noch ohne Halde gebaut, die über Hundert Meter hohe Halde später darüber aufgeschüttet. Der Tunnel ist verhältnismäßig hoch konstruiert: Die RAG plante in die Zukunft und ging von Erheblichen bergbaubedingten Senkungen durch das Haldengewicht aus, welche die Betonteile im Laufe der Zeit absacken lassen würden. Man hätte in dem Fall das Gleis weiter hoch gestopft und hätte den Tunnel trotzdem noch weiter befahren können, ohne dass einem „der Himmel auf den Kopf fällt“.
Auf Zeche Ewald, westlich von Hoheward, wurde der Betrieb 2001 als Letztes der drei Bergwerke eingestellt, trotzdem wurde die Halde bis 2014 weiter mit Bergen der Bergwerke Westerholt in Herten, Pelkum in Hamm und Auguste-Victoria in Marl beschickt. Dazu waren zum Teil auch umfassende Transporte über das Streckennetz der DB Netz AG erforderlich. Im Bahnhof Recklinghausen Süd befand sich die Zufahrt zum Netz der RAG, welche bis heute noch für das Lager Kohlkamp genutzt wird.
Kohlkamp, gelegen zwischen Rhein-Herne-Kanal und Zeche Recklinghausen 2 beherbergte bis vor einigen Jahren ein Teil der strategischen Steinkohlereserve, heute dient der Bahnhof der Firma BAV Aufbereitung im Hafen Julia als Abstellanlage.
Heute sind Ewald, Hoppenbruch und Hoheward beliebte Ausflugsziele der Bevölkerung, Wasserstoffantriebsversuchsanlage Oldtimerzentrum und Mountainbikepark.
Zum Modul:
Zeitlich habe ich das Modul im Jahr 1998 angesiedelt, also knapp drei Jahre vor der Zechenschließung Ewalds. Vom Bergwerk Recklinghausen II existierten nur noch Restgebäude und das RAG Trainingsbergwerk in den ehemaligen Bunkeranlagen der alten Zechenhalde.
Östlich mündet die Strecke von Recklinghausen Süd in das Modul, nördlich die RAG-Strecke aus Westerholt/Recklinghausen Ost, im Süden die Strecke der Wanne-Herner-Eisenbahn vom Wanner Westhafen. Die Module Recklinghausen Süd und Ost sind ebenfalls im Bau, das Modul Holzheide (Kreuzungsbahnhof der RAG im Norden) ist fertig.
Haldenbeschickung
Zeche Ewald besitzt ein eigenes Transportband auf die Halde. Dort befindet sich ein Absatzbunker, von wo aus schwere LKW das Material auf der Halde Hoheward verteilen.
„Externe“ Berge werden im Bahnhof Hoheward bzw. Ewald Gleisdreieck gesammelt, in der Entladeanlage über einen Tiefbunker entladen und dann per Bandanlage zu einem Absatzbunker am Fuße der Halde Hoheward transportiert. Dort werden sie per LKW auf die Halde gefahren und verteilt.
Kohlebeladung
Am Zechenbahnhof (Zbf) von Ewald befinden sich drei Verladetürme für verschiedene Kohlesorten. Rangierloks und eine Spillanlage zogen hier die Züge zur Beladung passgerecht unter den Turm. Die Wagen wurden nicht gewogen, das Gewicht bestimmt man über die Füllmenge. Im Zechenbahnhof übernahm die RAG eigene Züge. Züge, welche von der DB übernommen wurden, wurden in den Übergabebahnhof (Übf) gebracht und dort an die DB übergeben. Es folgte dann die etwa drei Kilometer lange Fahrt zum DB Bahnhof Recklinghausen Süd und von dort in die weite Welt.
Fahrleitung
Die RAG besaß ein eigenes Fahrleitungsnetz. Anfangs stellenweise mit 15 kV/50 Hz betrieben, stellt man später auf 16 2/3 Hz um. Versorgt wurde es über die Staatsbahn.
Als Fahrleitung kam eine Tragseillose (-arme) Einfachfahrleitung zum Einsatz.
Leider haben wir dafür keine .dll . Ich möchte an dieser Stelle noch mal die große Werbetrommel rühren und hoffe, dass sich jemand mutiges mit Programmierkenntnissen dieser Herausforderung annimmt. Daten zur Fahrleitung liegen mir vor. Zum Thema: viewtopic.php?f=59&t=15819
Zeche Ewald
Ewald, Schächte 1 und 2
Ewald Schächte 1, 2 und 7
Verladetürme im Zechenbahnhof Ewald 1/2/7
LKW-Verkehr
Übf Ewald, rechts das Gleis zum zentralen Holzlager an der ehemaligen Zeche Recklinghausen II.
Entladeanlage im Bahnhof Hoheward
Tunnel Hoheward, Südportal
Im Nachbarmodul, ein eigener Beitrag lohnt noch nicht:
In der Hochlarmark: Zeche Ewald Schacht 5 (Wetterschacht), am Horizont die Förderanlage Ewald 1/2/7
Bf Recklinghausen Süd
Lager Kohlkamp mit Teilen der strategischen Steinkohlereserve
Ich hatte die stille Hoffnung, das Modul wäre schnell fertig. Umfangreiche Landschaft ist ja nicht, jedoch habe ich das Nachbilden des Bergbaumaterials massiv unterschätzt. So sind nebenher unterschiedlichste Grubenbahnobjekte (Rel-A, Personenwagen, Förder- und Teckelwagen), und Bergbautypische Objekte entstanden. Eine DHG 500C und M700 schweben mir noch vor, dazu ein paar weitere Wagen der RAG.
Die Marschbahn ist noch nicht aufgegeben, ruht im Moment mangels Vorbildfotos allerdings. Jetzt erstmal die Virensaison abwarten und dann wird es auch irgendwann dort weitergehen.
Viele Grüße,
Jens
Edit: Bilder ergänzt