Weichensignale

Das Unterforum für Diskussionen rund um die Technik, Bedienung, Konfiguration usw. Das ist auch die erste Anlaufstelle für Bastler mit Fragen zu den Editoren.
Antworten
Nachricht
Autor
Benutzeravatar
Stephan Gerke
Beiträge: 853
Registriert: 29.09.2003 17:27:21
Wohnort: Eystrup
Kontaktdaten:

Weichensignale

#1 Beitrag von Stephan Gerke »

Hallo Leute,

nachdem der Streckenbau ja nun so viele Interessierte gefunden hat, die sich in diesem Thema einmal versuchen, hier noch ein paar Hinweise:

Weichensignale an Bogenweichen.

Bogenweichen werden aus einfachen Weichen hergestellt, in dem sie entweder mit dem Stammgleis und dem Zweiggleis in die gleiche Richtung verbogen werden (beide haben einen gleichgerichteten Radius) = Innenbogenweichen oder die Weiche wird "aufgebogen", Stammgleis und Zweiggleis haben Radien, die entgegengesetzt gerichtet sind = Außenbogenweiche.

Das bedeutet, dass jede Bogenweiche seinen Ursprung entweder in einer Links- oder in einer Rechtsweiche hat. Der Ursprung einer Innenbogenweiche kann leicht festgestellt werden, denn ist sie nach links gerichtet, wird auch die Urweiche eine linke gewesen sein. Entsprechend verhält es sich mit einer Rechtsweiche, wenn die IBW rechtsgerichtete Bögen aufweist.

Dabei ist das Stammgleis immer das geringere gebogene Gleis; das Zweiggleis ist dementsprechend das stärker gebogene Gleis. Das bedeutet, dass nicht das Gleis der Weiche zum Stammgleis wird, wenn es stärker befahren wird. Das Stammgleis ist immer das geringer gebogene Gleis, unabhängig von der Belastung.

Wenn also in einer Bogenweiche das Zweiggleis an das Streckengleis angeschlossen werden muss, ist es natürlichwerweise höher belastet. Das Stammgleis, über das z. B. das Gegengleis erreicht wird, ist entsprechend schwächer belastet. An der Gleisbezeichnung der Weiche änders dieses aber nichts.

Das trifft auch auf die Weichensignale zu: Wird die Fahrt des Zuges über das Zweiggleis geführt, weil dieses im durchgehenden Streckengleis liegt, zeigt die Weiche im Weichensignal "Abzweig". Überfährt der Zug die Weiche auf dem Stammgleis, um auf das Gegengleis geführt zu werden, zeigt die Weiche im Weichensignal "Geradeaus".

Gleiches bei Außenbogenweichen:
Das geringer verbogene Weichengleis ist das Stammgleis, das stärker verbogene Gleis wird dementsprechend als Zweiggleis bezeichnet. Auch hier spielt es keine Rolle, ob das Gleis stärker oder schwächer belastet ist, allein das Verhältnis der Weichenradien zueinander ist verantwortlich, welches der beiden Gleise als Zweiggleis und welches als Stammgleis zu betrachten ist. Am geringer verbogenen Gleis kann man immer ablesen, ob er Ursprung eine Linksweiche oder einmal eine Rechtsweiche war.

Symmetrische Außenbogenweichen:
Bei fast gleich stark gebogenen Außenbogenweichen bishin zu symmetrischen Außenbogenweichen wird das Kastenweichensignal mit dem "Halbmond" verwendet.

Ein Beispiel aus dem Forum:
https://forum.zusi.de/viewtopic.php?f=66&t=13033" target="_blank

Auf dem zweiten Bild ist eine IBW mit Zungenstellung auf den Abzweig; das Weichensignal zeigt aber die Fahrt auf dem Stammgleis an. Hier handelt es sich aber um eine ehemalige Rechtsweiche; so wie die Zunge steht, muss das Weichensignal "Abzweig" anzeigen.

Für Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.

Viel Spaß beim Streckenbau


Stephan

Edit: Wort zuviel
Zuletzt geändert von Stephan Gerke am 27.08.2018 10:10:56, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
Michael_Poschmann
Beiträge: 19877
Registriert: 05.11.2001 15:11:18
Aktuelle Projekte: Modul Menden (Sauerland)
Wohnort: Str.Km "1,6" der Oberen Ruhrtalbahn (DB-Str. 2550)

Re: Weichensignale

#2 Beitrag von Michael_Poschmann »

Hallo Stephan,

danke für Deine Erläuterungen.

In diesem Kontext möchte ich noch einen Wunsch anfügen: Für Plausibilitätsprüfungen, aber auch zur Erleichterung des Einbaus wäre es hilfreich, wenn der Gleisplaneditor beide Radien (also Stamm- und Zweiggleis) der Bogenweichen angeben würde. Ich glaube mich dunkel zu erinnern, dass dieses in Zusi2 implementiert war. Zwar hat sich das Bauverfahren geändert, aber diese "sprechenden" Weichenparameter sind aus meiner Sicht eine gute Hilfestellung.

Grüße
Michael

Benutzeravatar
F Sch
Beiträge: 644
Registriert: 03.10.2016 01:16:10
Wohnort: Köln

Re: Weichensignale

#3 Beitrag von F Sch »

Die Hand-zu-Fuß-Lösung besteht derzeit darin, die Weichenradien händisch auszurechnen:

r = (r0 * rs - t^2) / (r0 + rs)

r = Zweiggleisradius der verbogenen Weiche
rs = Stammgleisradius
r0 = Zweiggleisradius der Weichengrundform
t = Tangentenlänge der Weichengrundform (kann zur Vereinfachung vernachlässigt werden)

Bei ABW wird für den Zweiggleisradius der Weichengrundform die negative Gegenzahl eingesetzt (r0 < 0).

Bei r < 0: ABW, bei r > 0 IBW. Mithilfe der errechneten Werte kann dann anhand Stephans Erläuterungen eine Unterteilung in Stamm- und Zweiggleis folgen. Ich plädiere an dieser Stelle ebenfalls für eine Implementierung dieser Formel in den Gleisplaneditor.

Bei dieser Gelegenheit: Stephan, sind dir Formeln zur Berechnung des Zwischenbogens bei Bogenweichen bekannt?
Zuletzt geändert von F Sch am 26.08.2018 14:07:52, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
Stephan Gerke
Beiträge: 853
Registriert: 29.09.2003 17:27:21
Wohnort: Eystrup
Kontaktdaten:

Re: Weichensignale

#4 Beitrag von Stephan Gerke »

Hallo Fabian,

nein, ich kenne nur die von Dir benannte Formel, um mir im Bedarfsfall den jeweiligen zweiten Radius passend auszurechnen. Danach gehe ich in die entsprechenden Geschwindigkeitsformeln für Ruck und Seitenbeschleunigung, wenn ich Trassierungsvorgaben zu machen habe. :)

Ich meine, dass diese Formel im Handbuch Eingang gefunden haben sollte, zumindest hatte ich sie mit Carsten kommuniziert. Vielleicht liegt sie auch im Editor hier schon zu Grunde.

Ich plädiere auch dafür, beide Werte anzugeben. In Fantasiestrecken kann ich dann die jeweiligen Geschwindigkeiten ermitteln (wenn sie nicht schon vom Programm vorgegeben werden). Leider trassiere und baue ich nicht mit ZUSI; mein Schwerpunkt in der Mitarbeit / Zuarbeit liegt an anderer Stelle.


Stephan

Antworten