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Oberleitungsbau, empirische Ermittlung der Auslegerlänge

Verfasst: 30.03.2017 17:57:42
von Michael Springer
Hallo,

ich habe mal eine Frage an die Oberleitungsspezialisten. Ich mache gerade meine ersten Schritte beim Oberleitungsbau und wollte erfahren, wie ihr am Besten zur korrekten Auslegerlänge kommt.
Ich liebe mein gutes Programm namens Inkscape, womit man leicht Vektorgrafiken erstellen und skalieren kann. So entstand gerade bei mir als Oberleitungsanfänger die Idee, die Auslegerlängen per Inkscape durch Probieren herauszufinden.

Dazu habe ich:
- Ein Bild vom Streckenvideo in Inkscape kopiert
- Den Ausleger mit 4,2 und 5m an den Mast gebaut
- Davon je einen Screenshot vektorisiert
- Passend auf das Bild skaliert

Linkes Bild: 4,2m Ausleger, da passt der Winkel super, aber die 3 Ankerpunkte vom Draht sind daneben
Rechtes Bild: 5m Ausleger, da passen die 3 Ankerpunkte vom Draht super, aber der Winkel ist nicht richtig.

Was ist wichtiger? Ankerpunkte oder Winkel? Welchen Ausleger würdet ihr nehmen? Wie bestimmt ihr die Auslegerlänge? Kann man wegen der perspektivischen Ansicht/Verzerrung das überhaupt so ermitteln?

Michael

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Re: Oberleitungsbau, empirische Ermittlung der Auslegerlänge

Verfasst: 30.03.2017 18:18:33
von Carsten Hölscher
Also beim Vorbild kann man die Röhren ja in beliebigen Variationen zusammenbasteln. Wir haben typische Vertreter und wenn der Abstand vom Gleis passt, dann sollte man glücklich sein. Auf der freien Strecke würde ich eh den Automatismus werkeln lassen.

carsten

Re: Oberleitungsbau, empirische Ermittlung der Auslegerlänge

Verfasst: 30.03.2017 18:43:11
von Michael_Poschmann
Hallo Michael,

die Fahrdrahtlage ist ja das entscheidende Kriterium, insbesondere in Gleisbögen, so dass ich hier ansetzen würde. Der Editor bietet durch optionales Einblenden einer Fahrdrahtmarkierung *) einen guten Anhaltspunkt, um seine Werke bereits vor dem Verlegen der Fahrleitungsdrähte zu prüfen. Schließlich soll der Stromabnehmer ja nicht entgleisen.

Wenn die Vorbilddaten es erlauben (georefenzierte Fotos, Pläne), lassen sich sogar die Maststandorte in der st2-Datei mit Markern eintragen. Dann hat man für den späteren Ausbau im Dreidimensionalen sehr gute Chancen, aus unseren Bauteilbibliotheken die vorbildgerechte Bauform auszuwählen, ohne auf aufwändige Vermessung angewiesen zu sein.

Beim Bau auf der freien Strecke ist der Automatismus sicherlich eine performante Hilfe. Puristen mit dem Hang zu wirklich exakter Nachbildung tendieren allerdings auch hier zur Handarbeit. Dann finden sich Nachspannstrecken und Festpunkte exakt an den Positionen wie beim Vorbild. In diesem Zusammenhang hat sich Oli enorme Verdienste erworben - achtet ruhig mal beim Befahren der Zusi-Bestandsstrecken auf diese Details.

Grüße
Michael



*) Für dieses Ein- und Ausblenden einen Shortcut verwenden zu können, ist übrigens ein lang gehegter Wunsch, welcher den "Strippenziehern" im Zusi-Umfeld das Leben enorm erleichtern würde.

Re: Oberleitungsbau, empirische Ermittlung der Auslegerlänge

Verfasst: 30.03.2017 19:15:25
von Michael Springer
Keine Sorge, Markus Egger war sehr freundlich im Gleisplan-Editor und hat viele (manchmal auch zuviele :hat3) gelbe Fähnchen gesetzt. Am gezeigten gelben Fähnchen passte weder 4,20m noch 5m auf Anhieb. Das Fähnchen steht genau bei 4,60m, also 40cm je Richtung. Konnte ich mir aussuchen, habe jetzt den 5m genommen.

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Nachdem ich bereits ca. 240m Strecke elektrifiziert habe, bin ich noch im 135% Pendantenmodus und arbeite ohne Automatismus, weil ich alles perfekt haben möchte... Ich glaube die nächsten Tage werden dann die 135% langsam schrumpfen müssen, um vorwärts zu kommen. Wenn ich an die kommende Aus/Einfädelung und Spannstrecke denke, ..., wir werden sehen wie es wird am Ende...

Michael

Re: Oberleitungsbau, empirische Ermittlung der Auslegerlänge

Verfasst: 30.03.2017 19:23:40
von Michael_Poschmann
Aufgrund der Signalsicht würde ich hier bei der Wahl zwischen den beiden Varianten ebenfalls die 5m-Version nutzen. Mit Augenmaß und ein wenig Überlegen lassen sich solche Problemfälle sinnwahrend lösen.

Guten Wirkungsgrad!
Michael

Re: Oberleitungsbau, empirische Ermittlung der Auslegerlänge

Verfasst: 30.03.2017 22:34:46
von Oliver Lamm
Vor Signalen sollte ein Blicktrichter entstehen, also über mehrere Felder aufweiten. 4,20m hätten hier sicherlich auch gereicht, die 5m werden eher bei den Doppelmasten im Bahsteigbereich benutzt, am Seitenweg bin ich bis auf wenige Ausnahmen immer mit 4,20m hingekommen.
Sicherlich bin ich auch pedantisch, aber bei Tempo 100 und mehr wird man die 0,4m mehr oder weniger nicht sehen, solange der Gesamteindruck stimmt.

Oli

Re: Oberleitungsbau, empirische Ermittlung der Auslegerlänge

Verfasst: 31.03.2017 20:51:32
von Michael Springer
Danke für die Hinweise. Hab's jetzt auf 4,2m Ausleger zurückgebaut. Da ist sogar Tempo 200. Aber ich will es halt gut machen.

Michael

Re: Oberleitungsbau, empirische Ermittlung der Auslegerlänge

Verfasst: 16.07.2017 18:24:00
von Michael Springer
Ich fang keinen neuen Faden an, sondern mach einfach hier mal weiter.

Links am Masten das komische Viereck, was ist das? und gibt's das im offiziellen Bestand?

Michael

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Re: Oberleitungsbau, empirische Ermittlung der Auslegerlänge

Verfasst: 17.07.2017 07:16:59
von Oliver Lamm
Hi,

ich kenne die Teile eigentlich als "Berührschutz". Dann allerdings meistens an Signalen neben der Oberleitung angebracht damit man sich nicht ausversehen dieser nähert.
Was das Teil hier allerdings soll ?

Haben wir aber auch (noch) nicht im Bestand soweit mir bekannt.
Oli

Re: Oberleitungsbau, empirische Ermittlung der Auslegerlänge

Verfasst: 17.07.2017 09:14:57
von Michael_Poschmann
Moin,

Olis These unterstützend, vielleicht stand dort mal ein Signal? Der Abstand des Mastes zum Gleis erscheint mir auch ein wenig größer zu sein als üblich, das könnte für eine Aufstellung mit "Sichtdreieck" sprechen.

Grüße
Michael

p.s.: @ Oli: Wünsche unfallfreies Kaffeetrinken, lass Dich nicht ablenken. ;)

Re: Oberleitungsbau, empirische Ermittlung der Auslegerlänge

Verfasst: 17.07.2017 09:39:43
von Jens Haupert
Hallo,

ich meine zu erkennen, dass der nächste Mast ebenfalls so ein Teil hat. Anhand des Verkehrsschilds würde ich vermuten, dass unten ein Feldweg verläuft. Vielleicht verkehren dort hohe landwirtschaftliche Fahrzeuge (z.B. Mähdrescher o.ä.), die man vom Mast fernhalten will?

Grüße
Jens

Re: Oberleitungsbau, empirische Ermittlung der Auslegerlänge

Verfasst: 17.07.2017 10:22:01
von Michael Springer
Hallo Zusammen,

die nächsten Masten haben alle so ein Teil. Auch richtig ist die Vermutung, dass da ein Feldweg vorbeiläuft. Mir ist nur nicht klar, wie man damit Mähdrescher aufhalten/fernhalten will :-) Falls sich jetzt jemand berufen fühlt, das zu bauen mit passender Ankerfunktion. Nur zu...

Michael

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Re: Oberleitungsbau, empirische Ermittlung der Auslegerlänge

Verfasst: 17.07.2017 10:37:22
von Alwin Meschede
Es gibt Vorschriften zum Berührschutz bei Fahrleitungsanlagen. Wenn jemand den Nachweis führt, dass ein Bäuerchen vom Traktor aus mit der Hand an spannungsführende Teile fassen könnte, dann muss die Bahn was tun. Dieser Feldweg liegt vermutlich unüblich nah an den Masten, weshalb diese Maßnahme erforderlich wurde.

Re: Oberleitungsbau, empirische Ermittlung der Auslegerlänge

Verfasst: 17.07.2017 11:28:31
von MarkusEgger
Morgen zusammen!

Ja, ich tippe auch auf Berührschutz, es sind mehrere Masten damit, auch an einer anderen Stelle später wieder nochmal. Es läuft da ein recht verwachsener Feldweg entlang. Da die Elektrifizierung dort aus den 30er-Jahren ist denke ich dass da auch noch verstärkt mit dem Aufkommen von "hoch auf dem gelben Wagen" fahrendem bäuerlichen Personal gerechnet wurde;)
War ja früher durchaus üblich, dass man zur Heu- oder Strohernte auf dem Pferde-/Ochsenwagen ausrückte und die ganze Mannschzaft auf dem Anhäger auf der Ernte sitzend heimfuhr. So viel Heimatkunde für alle nicht Heimatfilmschauer;)


Markus

Re: Oberleitungsbau, empirische Ermittlung der Auslegerlänge

Verfasst: 17.07.2017 11:52:48
von Christian Marx
Wenn es brauchbare Fotos gibt, kann ich das Teil gerne bauen. Wäre eine Abwechslung zum drögen gebäudetexturieren.

Re: Oberleitungsbau, empirische Ermittlung der Auslegerlänge

Verfasst: 17.07.2017 13:49:53
von Oliver Lamm
Wäre eine Abwechslung zum drögen gebäudetexturieren
Also falls Du Abwechslung suchst, es gibt hier noch einen Fahrleitungsthread mit einem großen Strauss von Wünsche ... kann ich gerne mal hierhin holen :-)

Oli

Re: Oberleitungsbau, empirische Ermittlung der Auslegerlänge

Verfasst: 18.07.2017 18:35:23
von Michael Springer
Thema Isolator.lod.ls3, die Umschaltpunkte 40m und 75m halte ich für nicht ideal gewählt. Beim Testfahren in Gersthofen fällt mir immer wieder auf, das 1. die Füße fehlen und 2. der LOD2/1 Umschaltpunkt kurz vor dem Mast deutlich sichtbar ist. Ich plädiere mal für eine Erhöhung der Werte.

Michael

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Re: Oberleitungsbau, empirische Ermittlung der Auslegerlänge

Verfasst: 19.07.2017 21:01:17
von F Sch
Eine Anmerkung zum ersten Beitrag, denn dort wurde auf den unterschiedlichen Abstand zwischen Ankerrohr/-seil (oberer Isolator) und Auslegerrohr (unterer Isolator) hingewiesen. Die Abstände betragen bei der Bauart Re200 und einer Systemhöhe von 1,8 m:

MVK <= 3,8 m: 2,06 m
MVK > 3,8 m: 2,44 m

Das Maß wird aufgrund der variablen Systemhöhe in der Literatur wie folgt bemessen:

MVK <= 3,8 m: 260 mm
MVK > 3,8m: 640 mm

Wahrscheinlich entsprechen die Werte jenen der Re160.

Wenn Interesse daran besteht, mache ich mich mal daran die bestehenden Ausleger im 3D-Editor umzubauen. Sollte ja ähnlich einfach wie Alwins oder Wolfgangs Ausleger umzusetzen sein.

Re: Oberleitungsbau, empirische Ermittlung der Auslegerlänge

Verfasst: 13.11.2017 19:10:12
von Michael Springer
Kurze Frage, wie kriege ich am schnellsten den Anker an den Kurzen montiert? Da fehlt nämlich der Ankerpunkt.
Wahrscheinlich Copy&Paste im Texteditor? Oder am nächsten Masten hinbauen und dann um die Länge verschieben?

Michael

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Re: Oberleitungsbau, empirische Ermittlung der Auslegerlänge

Verfasst: 13.11.2017 19:13:35
von Alwin Meschede
Mast gegen Normalversion tauschen, Anker anbauen, Mast rücktauschen. Könnte natürlich noch sein, dass der Zwerg nicht lang genug für den Anker ist. Dann viel Glück.