SBB-Festanlass am Bodensee

Hier geht es um "echte" Treffen wie die traditionellen, regionalen Zusi-Stammtische oder andere Eisenbahnveranstaltungen.
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Hubert
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#41 Beitrag von Hubert »

@Carsten
Michael meint wahrscheinlich, dass jemand Sabotagemässig an den Waggon die Lastwechsel betätigt.
Aber da wäre Sabotage mit schliessen der Bremshahnen vor Abfahrt einfacher.
Gruss
Hubi
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Kilian
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#42 Beitrag von Kilian »

Nun das eine hat ja mit dem anderen nichts zu tun - weder bei der "alten" Bremsprobe am letzten Wagen noch bei der "neuen" mit Durchgangsprüfung zusätzlich (oder eben auch die "falsche" mit nur "Hahn-ziehen) schaue ich mir die anderen Wagen (Und Lastwechsel etc.) an.

Und bei der vollen Bremsprobe ist sowieso keine Durchgangsprüfung vorgeschrieben.

So ganz kann ich also der Argumentation nicht folgen, scheinbar reden wir absolut aneinander vorbei :D
mfg Kilian :confused:

Arie van Zon
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#43 Beitrag von Arie van Zon »

Carsten Hölscher hat geschrieben:Personalschulung
Schulung hilft nicht wenn man ungenügend Zeit bekommt für eine Bremsprobe oder wenn man lieber Kaffee trinkt.

Die schnelle Methode ist:
- Zug ankuppeln
- nach hinten laufen und "wagenmeistern"
- wenn die Bremsen hinten gelöst sind: Hahn öffnen, schliessen
- feststellen ob die Bremsen wieder gelöst sind
- an die andere Seite nach vorne laufen und "wagenmeistern"

Gruss, Arie

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Dirk B
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#44 Beitrag von Dirk B »

Als reiner "ZUSI"-Bahner, der mit der echten Bahn nichts zu tun hat, außer dass sie bei mir am Haus vorbei fährt, mal eine (hoffentlich nicht zu dumme) Frage:
Das mit dem "letzten Hahn aufmachen" leuchtet ein. Aber wie wird denn die Bremsprobe normalerweise durchgeführt? Und was bedeutet Lastwechsel?

Dirk

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Hubert
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#45 Beitrag von Hubert »

Es gilt immer noch:

Schulung entlastet nicht vor Verantwortung

Der Lokführer, der sich durch einen Disponenten wegen des Fpl hetzen lässt handelt gegen seine eigene Sicherheit:
Die Sicherheit seines Lebens und die Sicherheit seines Gefängnisaufenthaltes.

Denn vor Gericht wird nicht der Diponent stehen sondern der Lokführer.

Ich kenne einen Lf der 10 min Abfahrverspätung hatte weil er allein (hohe Personalkosten!!) in der Frühe einen abgestellten Zug übernehmen musste und allein die Bremsprobe durchführen durfte. Die Laufwege summieren sich halt.

Gruss
Hubi
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Hubert
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#46 Beitrag von Hubert »

@Dirk
Als "nur" Zusibahner will ich versuchen Dir die Begriffe etwas Laienhaft zu erklären. Die Vollprofis werden mich dann schon korrigieren.

Lastwechsel
Diverse Waggon können in verschiedenen Zügen eingereiht werden.
z.Bsp könnte ein IC Wagen einem Güterzug angehängt werden. Weil der IC-Wagen jedoch viel bessere Bremsen hat, wird die Bremse "umgestellt" damit sie nicht so scharf wirkt. Wenn Du nun in einem IC mehrere solche Wagen hast mit umgestellter Bremse dann bremst der Zug nicht mehr so gut und müsste dementsprechend langsamer fahren. Das nennt man "Lastwechsel" Diesen Hebel kannst Du am Wagen sehen. Das ist meistens ein roter Griff auf einem weissen Feld mit den Beschriftungen: R+Mg G M

Bremsprobe
Bei der normalen klassischen Bremsprobe kriegt der Lokführer den Befehl dass er die Bremsen anlegen soll.
Wenn der Zug eingebremst ist, gehen die Kontrolleure von Wagen zu Wagen und kontrollieren ob die Bremsklötze am Rad fest anliegen. (Wie fest sie anliegen kann allerdings so nicht kontrolliert werden)
Ist der Kontrolleur am letzten Wagen angekommen gibt er dem Lf den Befehl Bremsen lösen.
Wenn die Bremsen los sind, das geht wegen des Druckaufbaues einige Zeit, kontrolliert der Kontrolleur ob bei allen Wagen die Bremsklötze sich vom Rad gelöst haben.
Diese Methode ist selbstverständlich sehr zeitraubend.

Wenn nun durch Öffnen des letzten Hahnen am Zug der Zug eingebremst wird (durch Druckabsenkung in der Hauptleitung) kann man kontrollieren ob alle Wagen gebremst sind. Ist jedoch zwischen den Wagen, oder ganz schlimm zwischen der Lok und dem ersten Wagen, der Bremshahn geschlossen wird der Lokführer die Bremse nicht mehr lösen können und wird nachsehen was da los ist.

Soweit ein bisschen laienhafte Theorie. Wie schon geschrieben, die Profis werden das schon noch ergänzen.

Gruss
Hubi
Zuletzt geändert von Hubert am 05.09.2006 09:54:29, insgesamt 1-mal geändert.
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Michael.Rudolf
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#47 Beitrag von Michael.Rudolf »

Hubert (Loki) hat geschrieben:@Dirk
Lastwechsel
Diverse Waggon können in verschiedenen Zügen eingereiht werden.
z.Bsp könnte ein IC Wagen einem Güterzug angehängt werden. Weil der IC-Wagen jedoch viel bessere Bremsen hat, wird die Bremse "umgestellt" damit sie nicht so scharf wirkt. Wenn Du nun in einem IC mehrere solche Wagen hast mit umgestellter Bremse dann bremst der Zug nicht mehr so gut und müsste dementsprechend langsamer fahren. Das nennt man "Lastwechsel" Diesen Hebel kannst Du am Wagen sehen. Das ist meistens ein roter Griff auf einem weissen Feld mit den Beschriftungen: R+Mg G M
Was du hier korrekt beschrieben hast ist Umstellvorrichtung der Bremsen, nicht jedoch der Lastwechsel. Der Lastwechsel ist bei Reisezugwagen (wenn überhaupt vorhanden) meist als automatischer Lastwechsel ausgelegt. Im Gegensatz zu Güterwagen ist der Unterschied zwischen leerem und beladenem Zustand deutlich kleiner und deshalb kein Lastwechsel notwendig. Mit dem Lastwechel bei einem Güterwagen wird vereinfacht gesagt die Bremsstärke eingestellt, d.h. bei einem leichten (leeren) Wagen wird weniger stark gebremst als bei einem beladenen Wagen. Dies damit der Wagen in vollem Zustand trotzdem eine wirksame Bremse hat und in leerem Zustand die Räder nicht blockieren, denn Güterwagen haben nur selten einen Gleitschutz.
Zuletzt geändert von Michael.Rudolf am 05.09.2006 10:12:44, insgesamt 1-mal geändert.
Gruss, Michael

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Dirk B
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#48 Beitrag von Dirk B »

Hallo Hubert, hallo Michael,

danke für die Erläuterung! Jetzt kann ich mir das ganze schon etwas besser vorstellen.

Gruß
Dirk

Thomas (Viper)
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#49 Beitrag von Thomas (Viper) »

Hallo Leute

Auch von mir ein Dankeschön für all die Erklärungen. Bisher was das Thema "Bremsprobe" eher ein Buch mit sieben Siegeln, aber das hat sich nun geändert. :D

Was mich aber noch interessieren würde: Wie sieht das denn aktuell aus, werden die Bremsproben noch immer durch die Kontrolleure überprüft oder
geschieht dies "nur" durch die Bremsprobe des Lokführers, sobald er nach Abfahrt an Fahrt gewonnen hat und dann die Gelegenheit hat? Und wie sieht es beispielsweise bei den S-Bahnen oder der ICN (Intercity Neigezüge) aus? Entweder ist es mir bloss noch nie aufgefallen oder ich habe tatsächlich noch nie gross Kontrolleure gesehen, die die Bremsen überprüft haben. Oder werden die Kontrolleure "nur" dann eingesetzt, wenn ein Zug zusammengestellt wird?

Sorry für die viellicht "dummen" Fragen, aber auch ich gehöre (leider) nur zu den Zusibahnern, habe von der Praxis kein allzugrosses Wissen über dieses Thema.

Cheers
Thomas
Zuletzt geändert von Thomas (Viper) am 05.09.2006 23:18:41, insgesamt 1-mal geändert.

F(R)S-Bauer
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#50 Beitrag von F(R)S-Bauer »

Eine vollständige Bremsprobe ist nur bei Neu zusammengestellten Zügen, oder nach eine bestimmten Abstellzeit erforderlich. Wird nur die Lok umgehangen oder ein Wagen beigestellt, wird nur eine vereinfachte Bremsprobe gemacht, in dem vor / hinter der Kuppelstelle oder am letzen Wagen geprüft wird. Bei Wendezügen gibt es wieder eine Sonderregelung, die weis ich allerdings nicht.
Verstehe die IT, heute: IoF -> Internet over Fax, eine Deutsch Erfindung...

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Peter Zimmermann
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#51 Beitrag von Peter Zimmermann »

Bevor ein Zug auf die freie Strecke übergeben werden darf, muss eine Bremsprobe durchgeführt werden. Diese Bremsprobe soll feststellen, ob alle eingeschalteten Bremsen richtig anlegen und lösen. Man unterscheidet zwischen der
- vollen Bremsprobe (z.B. bei einem neu gebildeten Zug)
- vereinfachten Bremsprobe (z.B. bei einer Zugabstellzeit über eine Stunde)
- Wendebremsprobe (z.B. beim Wechselns des Führerraums)
- Bremsprobe mit zentralem Anzeigegerät
Tf RSI folgender Baureihen: 146, 245, 425/426, 611/612, 622, 628/629, 641, 644, 650, 763-765, 766/767

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Michael.Rudolf
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#52 Beitrag von Michael.Rudolf »

Wenn es um solche "Spezialfälle" wie ICN oder so geht muss man natürlich etwas weiter Ausholen, da werden entsprechend andere Techniken eingesetzt als bei einem Güterzug. Viele moderne Pendel- (=Wende-) und Triebzüge verfügen über eigene Überwachungssysteme. Auch vollständige Hauptbremsproben können vom Führerstand aus durchgeführt werden, die entsprechenden Zustände der Bremsen werden über ein Display oder Meldelampen angezeigt. Da muss also niemand mehr aussen an jedem Wagen den Zustand der Bremsen kontrollieren. Da sind dann natürlich viele Fahrzeugspezifische Eigenheiten zu beachten.

Die Bremsprobe wird zwingend *vor* der Abfahrt durchgeführt, alles andere ist zu spät. Nur die sogenannte Bremsprobe auf Wirkung wird kurz nach der Abfahrt gemacht, sie soll nicht zeigen ob die Bremsen funktionieren (das macht man bei der normalen Bremsprobe) sondern über das Bremsverhalten Aufschluss geben.

Der Ablauf einer Bremsprobe in in den Fahrdienstvorschriften [1] grundsätzlich geregelt, Fahrzeug- und Unternehmensspezifische Sonderregelungen in den dazughörigen Ausführungsbestimmungen/Betriebsvorschriften.

Alle Angaben für schweizer Verhältnisse

[1] http://www.bav.admin.ch/dokumentation/g ... wdetail=68
Gruss, Michael

Thomas (Viper)
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#53 Beitrag von Thomas (Viper) »

Besten Dank für die Erklärungen.

Ist zwar OT, aber wenn wir schon beim Thema sind (bin mir jedoch nicht sicher ob wir es schon mal besprochen haben) wie sieht es denn betreffend Bremsprobe in Zusi (3?) aus oder in den folgenden Versionen aus. Ist da was in Planung oder wird da wohl eher nichts daraus. Kann ja auch eine etwas vereinfachte Lösung verwendet werden.

Cheers
Thomas

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