Windows auf Abwegen?

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Roland Ziegler
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Windows auf Abwegen?

#1 Beitrag von Roland Ziegler »

Liest man derzeit einschlägige IT-Gazetten, auf Papier oder online, so steuert Microsoft nach Ansicht vieler Beobachter mit Windows8/Metro auf ein mittleres Desaster beim angestammten professionellen Kunden zu. Man mag sich da zunächst zurück lehnen und sagen, lass sie mal machen, sie werden schon dazulernen, wenn es im Firmengeschäft und im anspruchsvolleren Heimbereich auf Grund fehlender Bedienbarkeit keiner kauft.

Aus Entwicklersicht gilt das Augenmerk eh der nächsten Ausgabe von Visual Studio. Und dort war es bisher stets so, dass die Marketing-Irrungen nicht durchschlugen. Das soll jetzt anders werden. Begründung von Microsoft: Gab es vor ein paar Jahren noch rund 10 Millionen Softwareentwickler auf der Welt mit einem dominierenden Anteil Profis darunter, so seien es jetzt 100 Millionen, aber 90% seien Freizeit-, -Hobby und Gelegenheitsnutzer mit Interesse an schnellen Ergebnissen, ohne tiefer in die Materie einsteigen zu wollen. Gadgets und Apps. Aber 90 Millionen sind halt 90 Millionen, und denen wolle man sich widmen. Es lässt Böses ahnen.

Und in der Tat.

Für Visual Studio 11 fällt zunächst XP als Entwicklungsplattform weg. Dass dies irgendwann kommen würde, war abzusehen, XP war und ist einfach zu erfolgreich, um noch ins Microsoft Geschäftsmodell zu passen. Profis haben über Jahre weiterhin XP gekauft, selbst als Vista und sogar 7 schon auf dem Markt waren. Was jetzt passiert, wird von einigen durchaus als Erpressung gesehen. Fragt sich nur, ob die Erpressung aufgeht. Hört man doch, dies sei eine gute Gelegenheit, auf Linux zu wechseln. Andererseits sind die Verkaufszahlen von 7 in jüngster Zeit wohl gestiegen, manche sagen, aus Angst vor 8. Vielleicht tut der Umstieg dann doch nicht so weh. Trotzdem, der Wegfall von XP ist ein einschneidender Schritt. Kaum ein Softwareanbieter hat dies bisher gewagt, aus gutem Grund.

Aber auch bei der Zielplattform wird XP praktisch gestrichen. Um XP-Unterstützung zu bekommen, müsse man die derzeitige Visual-Studio-Version parallel installiert haben, und hätte aber auch nur die Visual Studio 10-Compiler zur Verfügung. Also nichts mit voller C++11-Unterstützung für XP. Auch das kostenlose Visual Studio Express soll es nur noch für Windows8-Metro-Anwendungen geben (die 90 Millionen Freizeitprogrammierer).

Seitenlang reihten sich nach dieser Ankündigung die Negativ-Kommentare in den Visual-Studio-Blogs. Die Kritik war durchweg vernichtend. Am Kunden vorbei.

Und dann der Schwenk. Erst zaghaft, später aber doch handfester. Zunächst hieß es vage, man würde überlegen, im Nachgang eine echte XP-Unterstützung zu ergänzen. Aber mit vagen Überlegungen konnten sie keinen Blumentopf gewinnen.

Seit kurzer Zeit heißt es jetzt, es werde nach der Erstveröffentlichung einen Umbau des C++-Compilers geben, der dann XP-kompatiblen Code bei voller C++11-Unterstützung erlaubt. Die Kommentare wurden daraufhin positiver. Ich denke, man sollte abwarten, aber kann sich doch des Eindrucks nicht erwehren, dass der Kunde gegen MS-Marketing einen Punkt gemacht hat.

Auf einmal soll jetzt auch wieder eine Visual-Studio-Express-Version für normale Windows- und Konsolanwendungen geplant sein, nunmehr Windows Desktop genannt.

Man könnte fast meinen, auch die MS-Strategen lesen die eingangs erwähnten Gazetten.

Stephan/Taschi
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Re: Windows auf Abwegen?

#2 Beitrag von Stephan/Taschi »

Na ja, Microsoft dürfte nach den Erfahrungen mit Vista (auf die Nase geflogen) und 7 (auf Kundenfeedback gehört und auf einmal lief's) doch dazugelernt haben.

F(R)S-Bauer
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Re: Windows auf Abwegen?

#3 Beitrag von F(R)S-Bauer »

Hi,

Mann sollte nicht unterschätzen das die Metrooberfläche einig Vorteile aus Firmensicht bietet:
- Ich lasse nur die Apps zu die ich in der Firma brauche, also SAP, Office, Mitarbeiterüberwachung und E-mail
- Ich spare die Grundlegenden Schulungskosten weil alle die Oberfläche auf Ihren mobilen Hochfrequenz-Fernsprechgerät mit Anwendungs-Sinnbilddarstellung haben.

Das kesselt bein Controller!

mfg

Ralf
Zuletzt geändert von F(R)S-Bauer am 25.07.2012 21:53:07, insgesamt 1-mal geändert.
Verstehe die IT, heute: IoF -> Internet over Fax, eine Deutsch Erfindung...

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Roland Ziegler
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Re: Windows auf Abwegen?

#4 Beitrag von Roland Ziegler »

Je mehr man über Metro liest, desto lauter fängt man an zu lachen. Metro ist COM-basiert! Nach über 10 Jahren Pause wird dieses vermurkste Zeugs wieder aus der Versenkung geholt und nochmals aufgebläht, vorbei an allem technolgischen Wandel, der mit dem .Net-Framework Einzug gehalten hat. Metro ist nämlich wieder nativ. Und die Betriebssystemschnittstelle wird nun über COM gekapselt. Die Sprache der Wahl heißt C++, in einer absolut MS-spezifischen Variante, die in der Syntax weitgehend mit C++/CLI identisch ist, der merkwürdigen .Net-Framework-Brücke, die von kaum jemandem benutzt wird, weil längst durch Open-Source SWIG abgelöst. So ein verkorkster Ansatz erinnert fatal an das Visual Basic der 90er Jahre, als Microsoft von IT-Profis nur müdes Lächeln erntete. Auch die ATL wurde exhumiert und wird in neue Kleider gesteckt. Irgendwie wirkt der ganze Versuch panisch. Oder sollten da subversive Kräfte im Spiel sein? Etwa die eigenen Mitarbeiter, die sich massiv wehren? Und die Zielgruppe Hobby-App-Entwickler? Metro gegen Android? COM gegen Java? Das Rennen ist schon entschieden, bevor es begonnen hat.

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