Etzwilen-Singen: eine schweizerisch-deutsche Nebenstrecke
Verfasst: 17.10.2004 21:07:27
Hallo,
schon vor einiger Zeit habe ich mit dem Bau dieser Strecke begonnen. Ich habe nicht sehr viel Zeit dafür, so dass es nur langsam voran geht. Da ich in letzter Zeit öfters mal weitergebaut habe, möchte ich den Bau der Strecke hier mal öffentlich bekannt geben.
Zur Umsetzung in Zusi: gleismässig recht weit ist der Bahnhof Singen (ausser Güterbahnhof), allerdings muss ich einige Weichenstrassen neu machen, wozu ich momentan keine Zeit/Lust habe.
Streckentechnisch fertig ist der Bahnhof Rielasingen und für Testfahrten befahrbar. Die unmittelbare Landschaft um den Bahnhof ist fertig, momentan baue ich an der restlichen Landschaft.
Als nächstes kommt Ramsen dran, die Strecke ist schon abgesteckt, allerdings habe ich noch ein Höhenproblem.
Ich plane zwei Versionen der Strecke, einmal den Stand 1995, den ich gerade baue, und 1965, der sich doch teils deutlich unterscheidet. Wenn die Strecke mal fertig ist, baue ich wahrscheinlich Richtung Winterthur, Schaffhausen und/oder Kreuzlingen weiter.
Wie gesagt, ich habe nur wenig Zeit zum Bauen und Fahrzeuge für die Strecke muss ich auch noch bauen. Wenn ich eine Möglichkeit finde, stelle ich bei Gelegenheit ein paar Bilder ein.
Wenn jemand Bilder von der Originalstrecke sehen will, dem wird zum Beispiel hier geholfen:
http://www.etzwilen-singen.ch/Fotos/album09
Da wahrscheinlich nicht jeder mit der Strecke etwas anfangen kann, hier mal eine kurze (oder doch eher längere) Streckenbeschreibung/-geschichte:
Es handelt sich um eine SBB-Strecke. Nach dem Bahnhof Etzwilen geht es in einer kurvigen Gefällestrecke nordostwärts Richtung Rhein, der auf einer beeindruckenden Stahlgitterbrücke überquert wird. Von dort aus geht es recht flach und überwiegend schnurgerade nordwärts über Hemishofen und Ramsen weiter. Hinter Ramsen wird die Landesgrenze Schweiz/Deutschland überquert, über Rielasingen wird dann der Anschluss an das deutsche Eisenbahnnetz in Singen erreicht. Die Strecke ist der nördliche Abschnitt der ehemaligen Nationalbahnstrecke Winterthur-Singen, die am 17.07.1875 gemeinsam mit den Zweigstrecken Etzwilen-Kreuzlingen-Konstanz und Kreuzlingen-Kreuzlingen Hafen eröffnet wurde.
Die Einstellung erfolgte in mehreren Etappen:
31.05.1969 Einstellung Personenverkehr gesamter Streckenabschnitt
31.05.1996 Einstellung durchgehender Güterverkehr und Stilllegung Rielasingen-Singen
__.05.2000 Stilllegung Ramsen-Rielasingen (schon seit Ende 1996 ohne planmässigen Verkehr)
__.03.2003 Stilllegung Etzwilen-Ramsen unter Umwandlung in ein Rangiergleis des Bahnhof Etzwilen
12.12.2004 vorgesehener Einstellungstermin Etzwilen-Ramsen durch SBB-Infrastruktur
Als einzige SBB-Strecke wurde diese Strecke nie elektrifiziert, so dass sie ein Sonderfall im SBB-Netz darstellte. Anfang der 1960er wurden alle verbliebenen SBB-Dieselfahrzeuge (alle 3...) auf der Strecke zusammengezogen, um die Dampfloks endgültig abzulösen: Der Gepäcktriebwagen Dm 2/4 1692 und die beiden Dieselloks Am 4/4 1001-1002, die extra für diese Strecke zu Bm 4/4 II 18451-18452 umgebaut wurden. Nach Einstellung des Personenverkehrs 1969 übernahmen mit den Bm 6/6 schwere Rangierloks die Strecke. Der Güterverkehr sicherte der Strecke das Überleben, so verkehrten beispielsweise 1975 5 Zugpaare und ein weiteres fakultativ. Allerdings verlagerte sich der Güterverkehr immer mehr auf ander Strecken, vor allem nachdem wegen der schwachen Thurbrücke auf der Strecke Winterthur-Etzwilen die Güterzüge über Schaffhausen geleitet werden mussten, und der Weg über Etzwilen-Singen so ein Umweg wurde. Einen Aufschwung erlebte die Strecke nach der Einrichtung eines Hupac-Terminals in Rielasingen sowohl für den LKW-Verlad als auch den Containerverlad. Diese Züge konnten bis zu 1100t schwer sein. Das Problem der Strecke war und ist die Hemishofer Rheinbrücke, die immer wieder zu Einschränkung bei den Zügen führte. Anfang der 90er Jahre war ein grösserer Aubau der Verladekapazitäten in Rielasingen geplant und auch ein Neubau der Rheinbrücke war prinzipiell schon beschlossen. Allerdings verzögerten Einsprachen der Einwohner in Rielasingen wegen Lärm das Projekt, und es kam zu einem Umdenken. Nach Elektrifizierung der DB-Strecke Schaffhausen-Singen auch nach SBB-Norm ergab sich die Möglichkeit, auch über Singen nach Rielasingen zu kommen, so dass sich die neue Rheinbrücke erübrigte. Man verlegte dann aber gleich den ganzen Hupac-Terminal nach Singen ins Industriegebiet, so dass die Strecke ihre Existenzgrundlage verlor. Die Güterzüge Schaffhausen-Etzwilen-Singen nehmen nun den Weg über Thayngen, der viel kürzer, zweigleisig und durchgehend elektrifiziert ist. Es verblieb der regionale Güterverkehr nach Rielasingen (defakto nicht mehr vorhanden, da nach Norden ausgerichtet), Ramsen und Hemishofen. Letztere beide "Leben" vom Rübenverkehr im Herbst, dann wird die Strecke 2 mal täglich jeden Tag befahren. Sonst fahren manchmal über Wochen keine Züge. Seit 2003 finden im Sommer regelmässig Dampffahrten zwischen Etzwilen und Ramsen statt. In Singen ist die Strecke inzwischen für einen Kreisverkehr für einige Meter unterbrochen, allerdings besteht die Möglichkeit, das Gleis wieder einzubauen. Die Strecke ist noch nicht entwidmet. SBB-Infrastruktur will die Strecke zum Fahrplanwechsel endgültig einstellen und SBB-Cargo hat auf diesen Termin allen Güterkunden gekündigt, eine geringe Hoffnung besteht noch, da der Verein, der die Dampffahrten durchführt, die Strecke übernehmen will.
Durch die Grenznähe waren immer wieder deutsche Züge auf der Strecke im Einsatz. Nach mehreren Fliegerangriffen stellten die SBB Anfang 1945 den Verkehr Ramsen-Singen ein und die Deutsche Reichsbahn fuhr mit eigenen Fahrzeugen einige Arbeiterzüge Rielasingen-Singen. Anfang der 50er war ein VT 95, in den 60er Jahren ein VT 98 je für einige Zeit versuchsweise im Einsatz, die SBB konnten sich aber zu keinem Kauf entschliessen. Nach einem Unfall in Thayngen wurden einige Eil- und Schnellzüge Singen-Schaffhausen über Etzwilen umgeleitet, durchgehend mit 218 bespannt. Es gab noch einige Sonderfahrten mit 218, 628 und 798, und "natürlich" wurde auch schon der 491 über diese Strecke geschleppt. Kurzzeitig bekannt wurde die Strecke 1991, als versuchsweise Am 4/4 (= DB V 200.0) auf der Strecke eingesetzt wurden, nachdem die aufgrund eines Fahrverbots für Bm 6/6 auf der Rheinbrücke eingestetzten Bm 4/4 zu schwach für einige Züge waren. Der Einsatz der V 200 scheiterte jedoch am massiven Widerstand des Personals. Neue Berechnungen liessen dann den Einsatz von Bm 6/6 wieder zu, selbst auf die jahrzehntelange Einreihung zweier Leerwagen hinter der Lok konnte von nun an verzichtet werden.
Florian,
der hofft, dass nächstes Jahr doch noch Züge bis Ramsen fahren und vielleicht auch bis Rielasingen (oder gar Singen)...
schon vor einiger Zeit habe ich mit dem Bau dieser Strecke begonnen. Ich habe nicht sehr viel Zeit dafür, so dass es nur langsam voran geht. Da ich in letzter Zeit öfters mal weitergebaut habe, möchte ich den Bau der Strecke hier mal öffentlich bekannt geben.
Zur Umsetzung in Zusi: gleismässig recht weit ist der Bahnhof Singen (ausser Güterbahnhof), allerdings muss ich einige Weichenstrassen neu machen, wozu ich momentan keine Zeit/Lust habe.
Streckentechnisch fertig ist der Bahnhof Rielasingen und für Testfahrten befahrbar. Die unmittelbare Landschaft um den Bahnhof ist fertig, momentan baue ich an der restlichen Landschaft.
Als nächstes kommt Ramsen dran, die Strecke ist schon abgesteckt, allerdings habe ich noch ein Höhenproblem.
Ich plane zwei Versionen der Strecke, einmal den Stand 1995, den ich gerade baue, und 1965, der sich doch teils deutlich unterscheidet. Wenn die Strecke mal fertig ist, baue ich wahrscheinlich Richtung Winterthur, Schaffhausen und/oder Kreuzlingen weiter.
Wie gesagt, ich habe nur wenig Zeit zum Bauen und Fahrzeuge für die Strecke muss ich auch noch bauen. Wenn ich eine Möglichkeit finde, stelle ich bei Gelegenheit ein paar Bilder ein.
Wenn jemand Bilder von der Originalstrecke sehen will, dem wird zum Beispiel hier geholfen:
http://www.etzwilen-singen.ch/Fotos/album09
Da wahrscheinlich nicht jeder mit der Strecke etwas anfangen kann, hier mal eine kurze (oder doch eher längere) Streckenbeschreibung/-geschichte:
Es handelt sich um eine SBB-Strecke. Nach dem Bahnhof Etzwilen geht es in einer kurvigen Gefällestrecke nordostwärts Richtung Rhein, der auf einer beeindruckenden Stahlgitterbrücke überquert wird. Von dort aus geht es recht flach und überwiegend schnurgerade nordwärts über Hemishofen und Ramsen weiter. Hinter Ramsen wird die Landesgrenze Schweiz/Deutschland überquert, über Rielasingen wird dann der Anschluss an das deutsche Eisenbahnnetz in Singen erreicht. Die Strecke ist der nördliche Abschnitt der ehemaligen Nationalbahnstrecke Winterthur-Singen, die am 17.07.1875 gemeinsam mit den Zweigstrecken Etzwilen-Kreuzlingen-Konstanz und Kreuzlingen-Kreuzlingen Hafen eröffnet wurde.
Die Einstellung erfolgte in mehreren Etappen:
31.05.1969 Einstellung Personenverkehr gesamter Streckenabschnitt
31.05.1996 Einstellung durchgehender Güterverkehr und Stilllegung Rielasingen-Singen
__.05.2000 Stilllegung Ramsen-Rielasingen (schon seit Ende 1996 ohne planmässigen Verkehr)
__.03.2003 Stilllegung Etzwilen-Ramsen unter Umwandlung in ein Rangiergleis des Bahnhof Etzwilen
12.12.2004 vorgesehener Einstellungstermin Etzwilen-Ramsen durch SBB-Infrastruktur
Als einzige SBB-Strecke wurde diese Strecke nie elektrifiziert, so dass sie ein Sonderfall im SBB-Netz darstellte. Anfang der 1960er wurden alle verbliebenen SBB-Dieselfahrzeuge (alle 3...) auf der Strecke zusammengezogen, um die Dampfloks endgültig abzulösen: Der Gepäcktriebwagen Dm 2/4 1692 und die beiden Dieselloks Am 4/4 1001-1002, die extra für diese Strecke zu Bm 4/4 II 18451-18452 umgebaut wurden. Nach Einstellung des Personenverkehrs 1969 übernahmen mit den Bm 6/6 schwere Rangierloks die Strecke. Der Güterverkehr sicherte der Strecke das Überleben, so verkehrten beispielsweise 1975 5 Zugpaare und ein weiteres fakultativ. Allerdings verlagerte sich der Güterverkehr immer mehr auf ander Strecken, vor allem nachdem wegen der schwachen Thurbrücke auf der Strecke Winterthur-Etzwilen die Güterzüge über Schaffhausen geleitet werden mussten, und der Weg über Etzwilen-Singen so ein Umweg wurde. Einen Aufschwung erlebte die Strecke nach der Einrichtung eines Hupac-Terminals in Rielasingen sowohl für den LKW-Verlad als auch den Containerverlad. Diese Züge konnten bis zu 1100t schwer sein. Das Problem der Strecke war und ist die Hemishofer Rheinbrücke, die immer wieder zu Einschränkung bei den Zügen führte. Anfang der 90er Jahre war ein grösserer Aubau der Verladekapazitäten in Rielasingen geplant und auch ein Neubau der Rheinbrücke war prinzipiell schon beschlossen. Allerdings verzögerten Einsprachen der Einwohner in Rielasingen wegen Lärm das Projekt, und es kam zu einem Umdenken. Nach Elektrifizierung der DB-Strecke Schaffhausen-Singen auch nach SBB-Norm ergab sich die Möglichkeit, auch über Singen nach Rielasingen zu kommen, so dass sich die neue Rheinbrücke erübrigte. Man verlegte dann aber gleich den ganzen Hupac-Terminal nach Singen ins Industriegebiet, so dass die Strecke ihre Existenzgrundlage verlor. Die Güterzüge Schaffhausen-Etzwilen-Singen nehmen nun den Weg über Thayngen, der viel kürzer, zweigleisig und durchgehend elektrifiziert ist. Es verblieb der regionale Güterverkehr nach Rielasingen (defakto nicht mehr vorhanden, da nach Norden ausgerichtet), Ramsen und Hemishofen. Letztere beide "Leben" vom Rübenverkehr im Herbst, dann wird die Strecke 2 mal täglich jeden Tag befahren. Sonst fahren manchmal über Wochen keine Züge. Seit 2003 finden im Sommer regelmässig Dampffahrten zwischen Etzwilen und Ramsen statt. In Singen ist die Strecke inzwischen für einen Kreisverkehr für einige Meter unterbrochen, allerdings besteht die Möglichkeit, das Gleis wieder einzubauen. Die Strecke ist noch nicht entwidmet. SBB-Infrastruktur will die Strecke zum Fahrplanwechsel endgültig einstellen und SBB-Cargo hat auf diesen Termin allen Güterkunden gekündigt, eine geringe Hoffnung besteht noch, da der Verein, der die Dampffahrten durchführt, die Strecke übernehmen will.
Durch die Grenznähe waren immer wieder deutsche Züge auf der Strecke im Einsatz. Nach mehreren Fliegerangriffen stellten die SBB Anfang 1945 den Verkehr Ramsen-Singen ein und die Deutsche Reichsbahn fuhr mit eigenen Fahrzeugen einige Arbeiterzüge Rielasingen-Singen. Anfang der 50er war ein VT 95, in den 60er Jahren ein VT 98 je für einige Zeit versuchsweise im Einsatz, die SBB konnten sich aber zu keinem Kauf entschliessen. Nach einem Unfall in Thayngen wurden einige Eil- und Schnellzüge Singen-Schaffhausen über Etzwilen umgeleitet, durchgehend mit 218 bespannt. Es gab noch einige Sonderfahrten mit 218, 628 und 798, und "natürlich" wurde auch schon der 491 über diese Strecke geschleppt. Kurzzeitig bekannt wurde die Strecke 1991, als versuchsweise Am 4/4 (= DB V 200.0) auf der Strecke eingesetzt wurden, nachdem die aufgrund eines Fahrverbots für Bm 6/6 auf der Rheinbrücke eingestetzten Bm 4/4 zu schwach für einige Züge waren. Der Einsatz der V 200 scheiterte jedoch am massiven Widerstand des Personals. Neue Berechnungen liessen dann den Einsatz von Bm 6/6 wieder zu, selbst auf die jahrzehntelange Einreihung zweier Leerwagen hinter der Lok konnte von nun an verzichtet werden.
Florian,
der hofft, dass nächstes Jahr doch noch Züge bis Ramsen fahren und vielleicht auch bis Rielasingen (oder gar Singen)...