Raildriver Umbau

Da immer mehr Zusi User von einem 1:1 Führerstand mit träumen, soll es zumindest an Datenaustausch nicht hapern.
Antworten
Nachricht
Autor
Benutzeravatar
HarMol00
Beiträge: 56
Registriert: 12.08.2020 22:16:44
Wohnort: Bodenseeregion

Raildriver Umbau

#1 Beitrag von HarMol00 »

Seit einiger Zeit benutze ich den Raildriver mit Zusi 3. Die 4 Hebel bieten sich ja förmlich an, von links nach rechts mit AFB, Fahrschalter, FBV und dynamischer Bremse belegt zu werden. Der zweite Hebel hat sogar eine Mittelstellung, die man für kombinierte Fahr-/Bremsschaltern entsprechend konfigurieren kann. Die anfängliche Euphorie ist allerdings bald verflogen, da es bei der Haptik doch einige Unzulänglichkeiten gibt:
  • Die erwähnte Mittelstellung macht es bei normalen Fahrschaltern ohne Mittelstellung unmöglich, im mittleren Bereich stufengenau zu schalten.
  • Die Hebel für Fahrschalter und dyn. Bremse federn leicht zurück, was durchaus die eingestellte Fahr- bzw. Bremsstufe verändern kann.
  • Der Hebel für die AFB hat 3 Rastpositionen, von denen die mittlere und die obere für die AFB hinderlich sind.
  • Der Hebel für das FBV hat zwar oben eine Raste für die Füllstellung, unten aber nicht, sodass man leicht versehentlich in die Schnellbremsstellung kommt.
Diese Unzulänglichkeiten haben mich bewogen, über Änderungen an der Mechanik nachzudenken. Erste Verbesserungen haben ein paar Umbauten gebracht, die ich bereits hier im Forum vorgestellt habe. Irgendwann hat mir das nicht mehr gereicht und so ist ein Plan entstanden, einen weitergehenden Umbau vorzunehmen. Hauptziel dabei war, den Fahrschalter mit zusätzlichen Rastpositionen auszustatten, die an den jeweiligen Führerstandstyp angepasst sind. Bei 127 im derzeitigen Datenbestand (Paket 113) enthaltenen Führerständen wäre es natürlich viel zu aufwändig, für jeden Typ eine eigene Anpassung vorzunehmen. Daher habe die Führerstände in 4 Gruppen eingeteilt:
  1. Fahrschalter: Darunter fallen alle Fahrschalter und Handräder, mit denen man die Fahrstufen von 0 bis zum Maximum durchschalten kann. Das ist die überwiegende Mehrheit. Hier ist nur eine Raste für die Null vorhanden. Der restliche Bereich wird in die vom Führerstand vorgegebene Anzahl Stufen unterteilt.
  2. Auf/Ab(/Z): Darunter fallen die Fahrschalter mit Auf/Ab-Steuerung (z.B. 141) und mit Auf/Ab/Z-Steuerung (z.B. 111). Hier gibt es Rasten für Null, Ab, Fahren und Auf. Der Z-Bereich ist gleich wie bei 1. gehalten.
  3. Fahr-/Bremsschalter (Kombischalter): Fahren und Bremsen auf einem Schalter mit der 0 in Mittelstellung. Gibt es mit (z.B. 423) oder ohne (z.B. Vectron) Schnellbremsstellung. Hier ist die Raste für Null in der Mitte, die Bereiche für Fahren und Bremsen sind nicht mit Rasten versehen. Ganz unten gibt es noch eine Raste, die nur bei den Kombischaltern mit Schnellbremsstellung zum Einsatz kommt.
  4. Fahr-/Bremsschalter mit Auf/Ab: Also quasi die Kombination aus 2 und 3 (z.B. 612). Hier hat einfach jede Funktion eine eigene Raste.
Auf diesem Bild sieht man die unterschiedlichen Rasten für die 4 Gruppen:
Bild

Die Frage ist nun, wie kommen diese Rastpositionen mechanisch auf den Raildriver? Nach längerer Überlegung habe ich mich für aufsteckbare Einsätze entschieden. Da ich in der Verwandtschaft jemanden mit einer kleinen CNC-Fräse für den Modellbau habe, war die Produktion der notwendigen Bauteile aus 1mm Polystyrolplatten für den Unterbau mit den Rasten (im Bild weiß) und 0,5 mm für den Teil mit der Beschriftung kein Problem:
Bild

Zusammengebaut sieht das dann so aus:
Bild

Für das Aufstecken am Raildriver braucht es buchstäblich radikale Einschnitte. Dazu muss man den Raildriver öffnen und den Bauteil mit der Führung der Hebel ausbauen:
Zunächst muss man 10 schwarze Schrauben lösen (3 auf der Rückseite, je 2 an den Seiten und die 3 schräg eingesetzten an der Vorderkante des Bodens). Dann kann man den Oberteil mit den Bedienelementen leicht vom Boden abheben – aber Vorsicht, die beiden sind mit 2 Kabeln verbunden. Die müssen vorsichtig abgesteckt werden, um das weitere Handling zu erleichtern. Die Stecker sind codiert, man kann sie also beim Zusammenbau nicht falsch einstecken.
Zum Ausbau der Führung muss man die Knöpfe der Hebel abmontieren. Die Kappen der Knöpfe sind aufgesteckt und können (evtl. unter Zuhilfenahme eines Messers) vorsichtig abgenommen werden. Darunter ist eine Schraube, mit der man den Knopf abschrauben kann.
Bild

Zum Ausbau zuerst die gelb markierten Schrauben lösen (Achse mit den Hebeln), dann die rot markierten (Führung):
Bild

Die Nase aus der Führung des Fahrhebels wird entfernt und ein Schlitz für die Aufnahme der Einsätze wird eingefräst. Die Breite des Schlitzes richtet sich nach der Materialstärke der Einsätze (bei mir 1 mm).
Bild Bild

Die in den Bildern sichtbaren Magnete kann man sich übrigens sparen. Die halten nicht stark genug, wenn der Hebel durch die Rastpositionen bewegt wird. Wichtig ist, dass der Bogen des Einsatzes fest im Schlitz steckt. Falls man den Schlitz etwas zu breit gemacht hat, kann man Kunststoffstreifen auf den Bogen kleben, um einen besseren Klemmsitz zu erreichen.

Jetzt kommen noch ein paar Verbesserungen der anderen eingangs genannten Probleme.
Die Spiralfeder, die den Fahrhebel auf der Achse hält, hat an den Enden sehr scharfe Kanten. Das bewirkt, dass sich die Enden im Kunststoff verhaken und das Zurückfedern des Hebels bewirken. Das kann man entschärfen, indem man die scharfen Kanten abschleift. Dazu muss man die Feder ausbauen. Entweder man achtet beim Ausbau darauf, dass einem die Hebel nicht von der Achse rutschen oder man macht vorher sicherheitshalber ein Foto, damit man es nachher wieder richtig zusammenbauen kann :D
Bild

Die mittlere und obere Raste des AFB-Hebels kann man durch Verfüllen mit einem Kunststoffteil unwirksam machen:
Bild

Beim FBV kann das versehentliche Erreichen der Schnellbremsstellung verhindert werden, indem am unteren Ende noch eine Raste eingebaut wird:
Bild
Vielleicht entschließe ich mich eines Tages noch dazu, auch für die verschiedenen FBV-Bauarten ähnliche Einsätze wie beim Fahrschalter zu machen. Aber der Leidensdruck ist da noch nicht groß genug ;)

Der Hebel für die dyn. Bremse hat ebenfalls eine Spiralfeder, die ein leichtes Zurückfedern bewirkt. Da muss man die Feder aber nicht ausbauen, sondern kann einfach ein Kunststoffstück in den Spalt zwischen beweglichem und festem Teil kleben, das einen Hauch dicker ist als der Spalt. Dadurch geht der Hebel etwas schwerer, bleibt aber exakt in der gewählten Position. Nur zur Sicherheit: das Stück Kunststoff nur auf der schwarzen Seite ankleben :D
Bild

Ein haptischer und optischer Gag ist noch die Kugel auf der Wachsam-Taste. Dazu habe ich einfach eine schwarz lackierte Holzkugel mit Bohrung aufgeklebt.
Bild

Nachdem dann alles wieder zusammengebaut ist, ist der Raildriver mechanisch deutlich verbessert und angenehmer zu verwenden.
Bild

Doch wie erfährt nun Zusi von den 4 Fahrschaltertypen? Dazu habe ich das Programm ZusiCompanion entwickelt. Holger Maaß hat mir dafür seine Libraries zur Verfügung gestellt - herzlichen Dank dafür :) Mit ZusiCompanion wird auch das Problem beseitigt, dass man in Zusi die zum Führerstand passende Raildriver-Konfiguration händisch auswählen muss.
ZusiCompanion basiert darauf, dass es eine Grundkonfiguration für den Raildriver gibt, die alle Einstellungen enthält, die für alle Führerstände gleich sind (also alles außer den beiden mittleren Hebeln - Fahrschalter und FBV). Diese Grundkonfiguration wird von ZusiCompanion modifiziert und dann an Zusi geschickt.
ZusiCompanion liest von der TCP-Schnittstelle alle nötigen Informationen, um herauszufinden, welcher Führerstand gerade benutzt wird (also welche .ftd Datei). Aus der ermittelten .ftd Datei werden dann die Informationen über den Fahrhebel und das FBV ausgelesen (Anzahl Stufen, Mittelstellung, ...). Mit diesen Informationen wird bestimmt, in welche der 4 oben genannten Gruppen der Fahrhebel fällt. Dann wird die entsprechende Kennlinie für den Raildriver berechnet, in die Grundkonfiguration eingefügt und als <führerstand>.raildriver.xml abgespeichert. Das gleiche wird auch mit dem FBV gemacht. Damit man diese Konfiguration nicht händisch in Zusi laden muss, wird Zusi durch das Simulieren von Maus- und Tastaturklicks aufgefordert, die gerade erzeugte <führerstand>.raildriver.xml zu laden. Während der Zeit sollte man tunlichst die Hände von der Maus und der Tastatur nehmen, sonst geht das schief. Auch muss das 3D-Fenster von Zusi am richtigen Platz am Bildschirm sein, sonst klickt die simulierte Maus ins Leere - daher rührt der hier genannte Wunsch ;)
ZusiCompanion zeigt an, welchen der 4 Einsätze man in den Raildriver stecken muss, um den Fahrschalter richtig zu benutzen.
Das ganze funktioniert übrigens auch, wenn beim Kopf machen ein neuer Führerstand geladen wird :)

Vielleicht motiviert dieser etwas lange Beitrag ja andere Raildriver-Benutzer, einen solchen Umbau zu wagen. Mit etwas handwerklichem Geschick ist das nicht so schwierig. ZusiCompanion und die CAD-Dateien für die Einsätze würde ich zur Verfügung stellen ...
Gruß
Harald

Antworten