ÖBB-Rettungszug

Fragen der echten Bahntechnik, Lokbedienung, PZB usw.
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David Seemayer
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ÖBB-Rettungszug

#1 Beitrag von David Seemayer »

Im Rahmen der alljährigen Klausur des Lehrwesens des Roten Kreuz Vöcklabruck, besichtigten wir heuer einen von fünf Rettungszügen der ÖBB im Bahnhof Böckstein (Nordportal Tauerntunnel).

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Bahnhof Böckstein

Der besichtigte RTZ ist 2004 vor allem für den Tauerntunnel angeschafft worden, wird aber auch für Einsätze im Gasteinertal herangezogen (Strecke fast nirgens zugänglich). Bei Einsätzen im Tunnel werden die RTZ auf beiden Seiten alarmiert, aber nur einer geht in den Einsatz, nämlich für den der Wind günstiger ist.

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Ein Zug der Tauernschleuse (PKW-Schleuse zw. Böckstein und Mallnitz) erreicht Böckstein. Links ein Teil der Feuerwehreinheit unter dem ehemaligen Tunnelportal.

Die Zusammensetzung sieht üblicherweise so aus: Manschaftscontainer Feuerwehr, Tankcontainer, 2 Auffahrwagen, Lok, Rettungscontainer, Lok. Somit können mit dem Rettungsteil Patienten abtransportiert werden, während der Feuerwehrteil am Einsatzort mobil bleibt. Der RTZ geht immer als komplette Einheit in den Einsatz, auch wenn zB keine Verletzten zu erwarten sind. Die Zusammensetzung kann je nach Einsatz variieren.

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Im Vordergrund das alte Tunnelportal, hinten das neue.

Die Vorlaufzeit für den RTZ beträgt fast eine Stunde, da es dauert bis die beiden Tfzf und der Spitzenverschieber eingetroffen sind und die ÖBB bereit ist, den Zug in den Tunnel einfahren zu lassen.

Beginnen wir mit dem Feuerwehr-Teil:
Die Mannschaft wird von der FF Bad Gastein gestellt, die für diesen Zweck auch speziell ausgerüstet wurde. Zum einen erhielt sie zwei Tank-Lösch-Fahrzeuge, ein "Löschunterstützungsfahrzeug" (LUF; siehe unten) sowie Langzeitatemgeräte. Diese sind nicht fix im RTZ sondern bei der FF Gastein. Nicht nur wären Zwei-Wege-Fahrzeuge zu schwer gewesen, sondern so bleibt die Mannschaft eingespielt, da die Ausrüstung auch bei anderen Einsätzen verwendet werden kann. Trotzem bleit sie im Eigentum der ÖBB.

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Plattform für das LUF, das über eine Rampe beladen wird

In den Containern herrscht im Betrieb ein Überdruck, um das Eindringen von Rauch zu verhindern. Der Löschcontainer fasst 24000 Liter Löschwasser. Im Feuerwehr- und Rettungsteil befinden sich auf jeder Seite ein Kommandostand in dem die Kommunikation abläuft. Diese Plätze befinden sich in einem Eingangsbereich. Deswegen besteht die Möglichkeit an diesen Plätzen mit Atemschutz zu arbeiten. In der Mitte sind die Mannschaftsräume über Schiebetüren zu erreichen. Somit entsteht eine Schleuse im Eingangsbereich.

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Bedienplatz für Steuerung der Luftzufuhr, Löschwassertanks, Anlagen, Kommunikation RTZ intern (Spitzenverschieber, Rettungsteil, u.ä.)

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Bedienplatz für Funk (ÖBB, Feuerwehr Salzburg, Feuerwehr Kärnten)

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Mannschaftsraum für 24 Atemschutzträger.

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Vier Langzeitatmer sind immer im RTZ und dienen den Tfzf und Spitzenverschieber

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Sechs Auffüllstationen für Atemschutzgeräte. Das dauert ca. 1 Minute, der Träger selbst braucht etwas länger zu regenerieren...

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Armaturen im Tankcontainer

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Auffahrwagen für die zwei TLF

Kommen wir zum Rettungscontainer:
Die Mannschaft und Ausrüstung wird vom Roten Kreuz Gasteinertal gestellt. Besetzt wird der RTZ mit 12 Rettungssanitätern und 2 Notärzten sowie dem "Leiter Zug" und einem Schreiber, die den Container nicht verlassen. Die Patienten werden von der Feuerwehr in den Container gebracht und dort übernommen. Maximal 20 Patienten können transportiert werden. Das bedeutet, dass bei einem verunglückten Personenzug der Rettungsteil des RTZ mehrmals hin und her pendelt. Im RTZ werden Patienten nur registriert und lebensrettende Sofortmaßnahmen durchgeführt. Es wird keine Triagierung (Sichtung) durchgeführt. Außerhalb des Tunnels wird eine Sanitäts-Hilfsstelle (SanHist) aufgebaut, an der die Patienten versorgt werden.

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Mannschaftsraum Rettungscontainer

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Funkplatz für ÖBB, RK Salzburg, RK Kärnten

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Bedienplatz für Steuerung der Luftzufuhr, Anlagen, Kommunikation RTZ intern (Spitzenverschieber, Feuerwehrteil, u.ä.)

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Teil der medizinischen Ausrüstung: oben und unten Sauerstoffversorgung, mitte links Beatmungsgerät, elektr. Absaugpumpe; dieselbe Ausrüstung ist nochmal am anderen Ende vorhanden

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Infusionsständer

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Variante für Patiententransport: Sitzbank und eine Trage. Nach dem Wegklappen der Sitzbank können hier noch zwei Einheitstragen fixiert werden. Die selbe Ausstattung ist auch nochmal am anderen Ende vorhanden.

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Tragen mit falsch gelagertem Schlauch

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Über so eine Rampe erreichen sowohl die Patienten den RTZ, als auch das LUF beim Feuerwehteil. Die Rampen und Plattformen befinden sich jeweils an beiden Enden des Feuerwehr- und des Rettunsteils

Die ÖBB-Fahrzeuge bei der FF Bad Gastein:
LUF:
Einfach gesagt ist das eine Turbine, in der zerstäubtes Wasser ausgestoßen wird, die auf einem kleinen "Panzer" montiert ist.

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LUF mit seinem Anhänger

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Männerspielzeug!

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Eines von zwei Tunnel-TLF

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Fassungsvermögen 3000 Liter Wasser, 400 Liter Schaum

Am 31.10.07 war der erste "heiße" Einsatz für den RTZ. Bei einem Güterzug entgleiste, aus noch unbekannter Ursache, ein Waggon um ca. 4:00. Dummerweise war das der einzige Gefahrengut-Waggon, der mit Natronlauge beladen war! Der RTZ konnte um 4:55 in Tunnel einfahren. Zu diesem Zeitpunkt war klar, dass es sich um einen Güterzug handelte, der Tfzf unverletzt ist und Gefahrengut im Spiel sein könnte. Der Kessel blieb dicht, nur an der Einfüllstelle traten geringe Mengen aus.

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der Unfallverursacher

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das defekte Drehgestell

Ich hoffe euch hat der Bericht gefallen, zumindest die ihn gelsen haben und nicht nur die Bilder angesehen haben! Mehr Infos gibt's noch bei http://www.ff-badgastein.at/ und http://www.rk-gastein.at.tf/ .
Zuletzt geändert von David Seemayer am 05.11.2007 23:50:22, insgesamt 1-mal geändert.
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Michael_Poschmann
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Re: ÖBB-Rettungszug

#2 Beitrag von Michael_Poschmann »

Hallo David,

ein interessanter Bericht. Natürlich habe ich mal wieder ein paar neugierige Fragen bzw. Anmerkungen.

Zuerst leicht OT: Ist der Berg geschrumpft? Oder haben spielende Kinder das alte Tunnelportal ein wenig verschoben? :)

Nunmehr laienhaft-fachbezogen: Wie sieht denn die "Navigation" für die Lokführer im Tunnel aus? Fahren diese rein auf Sicht in den ggf. verqualmten Tunnel ein, oder haben sie unterstützende Technik wie z.B. Wärmebildkameras? Ich meine mich dunkel zu erinnern, daß die BR 714 der DBAG - die umgebaute "V100" für die Rettungszüge - eine derartige Einrichtung aufweist. Welche Loks werden verwendet, und gibt es besondere Umbauten, z.B. Warmhaltevorrichtung, Abgasoptimierung?
David Seemayer hat geschrieben: Die Vorlaufzeit für den RTZ beträgt fast eine Stunde, da es dauert bis die beiden Tfzf und der Spitzenverschieber eingetroffen sind und die ÖBB bereit ist, den Zug in den Tunnel einfahren zu lassen.
Das ist im Zweifel eine ganz schön lange Zeit...
David Seemayer hat geschrieben: Außerhalb des Tunnels wird eine Sanitäts-Hilfsstelle (SanHist) aufgebaut, an der die Patienten versorgt werden.
Sind dort Anfahrtswege und Rettungsplätze bereits entsprechend vorbereitet? Im Bereich der DBAG hat nach meiner Beobachtung in den vergangenen Jahren eine wahre Tunnel-Aufrüstung stattgefunden. Dabei kam es zu Stilblüten wie am Elleringhauser Tunnel (bei Brilon Wald): Äußerst großzügiges Gelände vor dem Tunnelportal Westseite mit Wendeschleife für Rettungsfahrzeuge, Aufstellplätzen etc. Es fehlte in deutscher Gründlichkeit eigentlich nur noch die Parkuhr. ;) Dumm allerdings: Der sehr steile und schmale Weg aus dem Tal hoch zum Tunnelportal ist im Winter vermutlich nur mit Allradfahrzeugen und Schneeketten mühsam befahrbar. Größere Kraftfahrzeuge werden wahrscheinlich ihren "Arbeitsplatz" nicht erreichen können.
David Seemayer hat geschrieben: Tragen mit falsch gelagertem Schlauch
:]

Gruß
Michael
Zuletzt geändert von Michael_Poschmann am 06.11.2007 09:53:02, insgesamt 1-mal geändert.

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Manfred Kätzler
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#3 Beitrag von Manfred Kätzler »

Zum Tunnelportal:

Aufgrund des Umbaus des Bf. Böckstein wurde ein ehemals recht scharfer Gleisbogen beim alten Portal des Tauerntunnels etwas "entschärft". Dadurch kam es zu einem Totalumbau des südlichen Bahnhofskopfes, was auch die Versetzung des Tunnelportals mit sich brachte.

Manfred
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Frank Wenzel
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#4 Beitrag von Frank Wenzel »

Hallo David,

auch von mir ein Dankeschön für den Bericht! :tup

Wie Michael frage auch ich mich, ob 1 Stunde bis zur Einfahrt in den Tunnel des RTZ nicht zu lange ist, insbesondere wenn Menschen in Gefahr sind. Gab es dazu nähere Erläuterungen? Sind andere Hilfskräfte früher vor Ort?

Und zum zweiten: Bei den Bildern war eine elektrische Traktion am Zug, im Ernstfall hilft das doch gar nichts, wenn z.B. durch Brand die Fahrleitung zerstört ist. Kommen da keine Diesel zum Einsatz? Edit: Hat sich erledigt, musste nur die Augen etwas weiter aufsperren 8o
Zuletzt geändert von Frank Wenzel am 06.11.2007 13:19:02, insgesamt 1-mal geändert.
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David Seemayer
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Re: ÖBB-Rettungszug

#5 Beitrag von David Seemayer »

Michael_Poschmann hat geschrieben:Wie sieht denn die "Navigation" für die Lokführer im Tunnel aus? Welche Loks werden verwendet, und gibt es besondere Umbauten, z.B. Warmhaltevorrichtung, Abgasoptimierung?
Ja, Wärmebildkameras sind vorhanden. Die Navigation erfolgt durch den Spitzenverschieber, der mit einem Feuerwehrler ganz vorne steht. Derzeit werden zwei 2043 verwendet, allerdings sollen bals ehem. Cargo-Sprinter-Loks kommen. Die 2043 sind nicht adaptier und auch nicht vorgewärmt. Als wir dort waren kam ein Tfzf, startete die 2043, ließ sie ein wenig laufen und dann stellte er sie wieder ab. Leider sind meine spontanen Innen-Soundaufnahmen mehr als bescheiden (aber vielleicht will sich jemand dran versuchen). Die mittlere Lok bleibt immer beim RTZ (um auch Verschubarbeiten damit zu machen), die andere steht im Bahnhof. Bei Bedarf sind Atemschutzgeräte für die Tfzf vorhanden.
Michael_Poschmann hat geschrieben:Das ist im Zweifel eine ganz schön lange Zeit...
Allerdings! Feuerwehr und Rotes Kreuz benötigen ca. eine halbe Stunde Vorlaufzeit, wobei es keine Bereitschaftsdienste gibt. Hier ist die Beladung vom LUF und den zwei TLF schon eingerechnet. Dann braucht es noch bis die zwei Tfzf und der Spitzenverschieber (die in Bereitschaft sind) eintreffen und alles betriebsbereit ist (Warmlaufen, endgültige Zusammenstellung RTZ,...).
Bei der ÖBB glaubt man ohnehin nicht an Unfälle und Katastrophen. Erst nach Kaprun wurden die paar RTZ angeschafft, in allen anderen Tunnels schaut's weiter spärlich aus. Bei "kleineren" Unfällen (zB Auto vs Zug), hab' ich bis jetzt noch nie einen ÖBB-EL gesehen, weil es einfach eine Ewigkeit dauert. Bei solchen Einsätzen handeln Feuerwehr und Rettung meist auf eigene Faust, weil es einfach zu lange dauert bis irgendjemand erreichbar ist...
Michael_Poschmann hat geschrieben:Sind dort Anfahrtswege und Rettungsplätze bereits entsprechend vorbereitet?
Ja, sind vorhanden. Schau' dir die HP der FF Bad Gastein an, da sieht man es recht gut.
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Carsten Hölscher
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#6 Beitrag von Carsten Hölscher »

Vielen Dank! Ich frage mich in Hildesheim immer, wie es wohl im Rettungszug aussieht, der dort auf einem eigens mit Ausfahrsignal ausgerüsteten Abstellgleis steht.

Carsten

F(R)S-Bauer
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#7 Beitrag von F(R)S-Bauer »

Da Ersetzt auch der Glaube das Konzept, bis es mal richtig Tote gibt und die Verantwortlichen zur Abschreckung der Nachfolger und als Strafe für Ihren Ansichten an das Tunnelportal genagelt werden...

mfg

Ralf
Verstehe die IT, heute: IoF -> Internet over Fax, eine Deutsch Erfindung...

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David Seemayer
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#8 Beitrag von David Seemayer »

@ Ralf

Nacht unserem Feuerwehr-Führer machte man die ÖBB schon seit 30 Jahren auf Probleme im Tauerntunnel aufmerksam. Erst nach Kaprun geb es ein langsames Umdenken.
Bei uns gibt es einen Tunnel mit ca. 1km Länge (Römerbergtunnel Schwanenstadt). Im Bahnhof Attnang-Puchheim steht ein 7030 (ehem. 4030-Mittelwagen) mit nachgerüstetem Spitzensignal und neuer Lackierung "Tunnel-Shuttle". Das war's dann schon mit Vorsorge. Ach ja, angeblich gibt's in der Nähe der Tunnelportale Hubschrauber-Landeplätze. Allerdings erschließt sich mir der Grund dafür nicht ganz...
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Carsten Hölscher
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#9 Beitrag von Carsten Hölscher »

Die Hubschrauber sind doch bestimmt für den Abtransport ins Krankenhaus (bzw. Antransport von Ärzten/Helfern?)

Carsten

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Christian Gründler
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Re: ÖBB-Rettungszug

#10 Beitrag von Christian Gründler »

David Seemayer hat geschrieben:Bei "kleineren" Unfällen (zB Auto vs Zug), hab' ich bis jetzt noch nie einen ÖBB-EL gesehen, weil es einfach eine Ewigkeit dauert. Bei solchen Einsätzen handeln Feuerwehr und Rettung meist auf eigene Faust, weil es einfach zu lange dauert bis irgendjemand erreichbar ist...
Erstaunlich, wo doch Arthur Pohl - als er noch regelmäßig hier im Forum geschrieben hat - nicht müde wurde, das Hohe Lied der ÖBB zu singen.

"EL" heißt vermutlich "Einsatzleiter", oder? Bei der DB ist in solchen Fällen ein "Notfallmanager" verantworlich. Angeblich ist dieser nach spätestens 20 Minuten am Unfallort und hat dann das Kommando über die Rettungskräfte.

M.f.G. Christian

Nachtrag: Vielen Dank auch für den ausführlichen Bericht!
Zuletzt geändert von Christian Gründler am 06.11.2007 21:24:03, insgesamt 1-mal geändert.

Andreas Karg
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Re: ÖBB-Rettungszug

#11 Beitrag von Andreas Karg »

Christian Gründler hat geschrieben:Bei der DB ist in solchen Fällen ein "Notfallmanager" verantworlich. Angeblich ist dieser nach spätestens 20 Minuten am Unfallort und hat dann das Kommando über die Rettungskräfte.
Mal wieder leicht OT:
Wobei sich mir die Frage stellt, wo denn die Notfallmanager dann sitzen, wenn sie in 20 Minuten am Unfallort sein müssen. Nach der Logik müsste ja auch in flächendeckend zentral ferngesteuerten Gebieten alle ~30 Kilometer ein Notfallmanager in voller Montur in seinem Auto sitzen und darauf warten, dass er alarmiert wird.

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Carsten Hölscher
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#12 Beitrag von Carsten Hölscher »

20 min dürften nicht überall zu halten sein. Hier sitzt z.B. einer in Braunschweig mit einem Einsatz-Radius von m.W. grob 60 km. Der hat einen Allrad-Passat mit Blaulicht und kann daher ggf. schon recht flott unterwegs sein.

Carsten

Christian Dohrn
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Re: ÖBB-Rettungszug

#13 Beitrag von Christian Dohrn »

Andreas Karg hat geschrieben:Wobei sich mir die Frage stellt, wo denn die Notfallmanager dann sitzen, wenn sie in 20 Minuten am Unfallort sein müssen. Nach der Logik müsste ja auch in flächendeckend zentral ferngesteuerten Gebieten alle ~30 Kilometer ein Notfallmanager in voller Montur in seinem Auto sitzen und darauf warten, dass er alarmiert wird.
Ungefähr so ist es ja auch. ;) Allerdings sind es in Wirklichkeit "nur" 30 Minuten Eingreifzeit, und dass der Notfallmanager dann doch nicht die ganze Zeit in seinem Auto sitzen muss (trotz Standheizung), sondern dieses während seiner Bereitschaft mit nach Hause nimmt. Der Nmg hat in seinem Notfallbezirk eine sog. Residenzplicht, d.h. er muss sich während der Bereitschaft ständig im Bezirk aufhalten. Das kann aber auch irgendwo am Rand sein, so dass es tatsächlich etwas knapp mit den 30 Minuten werden könnte. Es gibt bei der DB übrigens ca. 180 dieser Notfallbezirke.
Christian Gründler hat geschrieben:Bei der DB ist in solchen Fällen ein "Notfallmanager" verantworlich. Angeblich ist dieser nach spätestens 20 Minuten am Unfallort und hat dann das Kommando über die Rettungskräfte.
Das stimmt nur in Ausnahmefällen. Wenn die Feuerwehr vor Ort ist (was bei Rettungseinsätzen eigentlich immer der Fall ist) hat diese die Einsatzleitung. Der Nmg ist vielmehr für die Sicherheit der eingesetzten Kräfte vor Ort verantwortlich und fungiert als Fachberater bei bahnspezifischen Fragen. Nur bei reinen "bahninternen" Einsätzen (z.B. Entgleisungen ohne Personenschäden/Drittschäden...) hat der Nmg die alleinige Einsatzleitung.

Gruß
Christian

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Michael_Poschmann
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#14 Beitrag von Michael_Poschmann »

Carsten Hölscher hat geschrieben:20 min dürften nicht überall zu halten sein. Hier sitzt z.B. einer in Braunschweig mit einem Einsatz-Radius von m.W. grob 60 km.
Braunschweig, offenbar ein echter Ballungsraum mit kurzen Wegen. :) Mein Vater betreute zu Bereitschaftszeiten einen Distrikt mit etwa 250 km Streckenlänge. Die Ausdehnung reichte von Schwerte Ost bis Warburg einschließlich der Nebenäste in Richtung Unna, Neuenrade, Iserlohn, Schmallenberg und Eslohe, Hallenberg und Alme. Anstelle eines dienstlichen Blaulichtfahrzeugs war ein privater Ford Escort am Start, immerhin in leuchtendem Postgelb. An guten Tagen erreichte die Tachonadel sogar schon einmal dreistellige Werte. 8) Irgendwann wurden sogar Hagener Kollegen in die Bereitschaftsdienste eingeteilt. Der östliche Distrikt der Oberen Ruhr war dann sicherlich binnen Tagesfrist zu erreichen - oftmals übrigens schneller mit dem nächsten Zug als mit dem Pkw. Geklappt hat es trotzdem. Nun ja, damals gab es auch nichts zu mänätschen, das Koordinieren der Kräfte aus den beteiligten Fachdisziplinen reichte im Zweifelsfall aus.

Michael

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David Seemayer
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#15 Beitrag von David Seemayer »

Carsten Hölscher hat geschrieben:Die Hubschrauber sind doch bestimmt für den Abtransport ins Krankenhaus (bzw. Antransport von Ärzten/Helfern?)
Was nützt mir ein Hubschrauber wenn ich nicht vernünftig in Tunnel rein/raus komme?
Christian Dohrn hat geschrieben:Das stimmt nur in Ausnahmefällen. Wenn die Feuerwehr vor Ort ist (was bei Rettungseinsätzen eigentlich immer der Fall ist) hat diese die Einsatzleitung.
Das ist in .at anders. Hier behält der ÖBB-EL die Oberhand. Seine Aufgabe ist es Sicherheit für die Einsatzkräfte herzustellen und nicht die Koordination der Rettungsmannschaften.
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#16 Beitrag von Carsten Hölscher »

Was nützt mir ein Hubschrauber wenn ich nicht vernünftig in Tunnel rein/raus komme?
Wenn man schon so einen Zug hat, dann muß ja zumindest die Hoffnung bestehen, daß man gelegentlich auch mal wen rettet. Peinlicher wär's, wenn man ihn aus dem Tunnel holt und er dann draußen nicht weiter versorgt werden kann.

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#17 Beitrag von Christian Gründler »

David Seemayer hat geschrieben:Das ist in .at anders. Hier behält der ÖBB-EL die Oberhand. Seine Aufgabe ist es Sicherheit für die Einsatzkräfte herzustellen und nicht die Koordination der Rettungsmannschaften.
Hallo David,

nach meinem Verständnis hat Christian Dorn für Deutschland ganz genau das gleiche geschrieben! (Meine Vorstellung war insofern teilweise falsch.)

Davon abgesehen: Du hast doch weiter oben geschrieben, daß in Österreich der EL im Allgemeinen sowieso nicht rechtzeitig kommt - damit erledigt sich die Frage nach Verantwortlichkeiten etc. ja sowieso. Oder verstehe ich jetzt etwas nicht richtig?

M.f.G. Christian

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#18 Beitrag von Michael_Poschmann »

Carsten Hölscher hat geschrieben:Wenn man schon so einen Zug hat, dann muß ja zumindest die Hoffnung bestehen, daß man gelegentlich auch mal wen rettet.
Ach was, gerade Du als Entwicklungsinschinör solltest doch wissen, daß Männerspielzeug Selbstzweck sein kann. Referenz: ein Beispiel

SCNR 8) Michael

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#19 Beitrag von Christian Gründler »

Michael_Poschmann hat geschrieben:Ach was, gerade Du als Entwicklungsinschinör solltest doch wissen, daß Männerspielzeug Selbstzweck sein kann.
Hallo Michael,

bitte sauber referenzieren - das heißt Inscheniör !

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David Seemayer
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#20 Beitrag von David Seemayer »

@ Christian Gründler

Verantwortlich bleibt der ÖBB-EL. Ist er nicht da, dann darf eigentlich keiner den Gleisbereich betreten. Die sicher darüber hin weg setzen verletzen somit das Prinzip "Selbstschutz vor Fremdschutz" in dem sie sich der Gefahr von unterkannten Gefahren im Gleisbereich aussetzen (Betrieb nicht eingestellt, Fahrleitung nicht stromlos,...).
Den Beitrag von Christian Dorn hab' ich so verstanden, dass der EL Feuerwehr der "Chef" ist und nicht unbedingt auf den NFM angewiesen ist.

@ Carsten

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