Faustformel für die Ermitlung des AFB Bremsweges

Fragen der echten Bahntechnik, Lokbedienung, PZB usw.
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AndreasBrandtner
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Faustformel für die Ermitlung des AFB Bremsweges

#1 Beitrag von AndreasBrandtner »

Aus einigen ICE Unterlagen habe ich was interessantes zum AFB Betrieb gefunden. Dies kann man auch für andere Loks im Personenbetrieb verweden. 401 / 120 / 101.
Normalerweise kann man im AFB Betrieb ja eine Geschwindigkeitsreduzierung durch die AFB durchführen. Ein Anhalten bei einem rotem signal oder am bahnhof muß jedoch manuell durchgeführt werden. Anders im LZB Betrieb, hier kann die Bremsung bis zum Stillstand auch automatisch passieren. Jedoch kann das Ausfahrsignal während des Bremsens oder schon davor wieder in Fahrtstellung umspringen. Daher ist es ratsam vorher den Zugkraftseller in 0 zu stellen um ein aufschalten der Fahrmotoren zu verhindern. In dem fall muß nun die Bremsung durch den TF übernommen werden.
Kommen wir zurück zur Geschwindigkeitsreduzierung. Es gillt die Faustformel: Multipliziere die Differenz der augenblicklichen vorhanden Geschwindigkeit und der einzulegenden niedrigeren Geschwindigkeit mit 20 und addiere 800. Das Ergebnis ist der benötigte Bremsweg in m.

Beispiel:

Geschwindigkeitsänderung von 160 km/h auf 120 km/h

(160-120) x 20 + 800 = 1600 (m)

Bei Bremsungen aus Geschwindigkeiten über 110 km/h auf Geschwindigkeiten unter 90 km/h darf man bei der Bremswegermittlung nach der Faustformel jedoch immer nur den Wert 90 für die niedrige Geschwindigkeit einsetzen.

Beispiel:

Geschwindigkeitsänderung von 120 km/h auf 70 km/h

(120-90) x 200 + 800 = 1400 (m)

Sollte während des Bremsvorganges durch die AFB der TF erkennen das die Benötigte Bremskrfat nicht ausreicht muss der TF die Bremsung übernehmen. Eine vom Tf übernommene Bremsung muss dann aber bis zum erreichen der neuen Geschwindigekit manuell weiter durchgeführt werden. Erst wenn die niedrigere Geschwindigkeit erreicht ist darf der Tf dann wieder die Zugkrfat aufschalten.

Bei Geschwindigkeitsänderungen von 20 km/h oder weniger rechnet man stets mit einem Bremsweg von 1000 m.

Hoffe euch mal ein bischen aus der realität erklärt zu haben und ihr wendet es auch in Zusi so an :] . Leider wird die Faustformel in Zusi nicht ganz hinkommen aber ich hoffe Carsten wird das noch korrigieren ;D .
Andreas Brandtner
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Kilian
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#2 Beitrag von Kilian »

Aha - komischweise kenne ich niemanden der dieses aufwendige Prozedere anwendet - Ich kenne diese Faustformel und auch sicher jeder Tf - Aber glaub mir: Diese Rumrechnerei für nix und wieder nix macht kein Mensch. Und wenn es dennoch wer tut, merkt man es als Fahrgast sofort - Die AFB fährt einfach zu ruppig ...

Also in der Praxis sieht das so aus: Entweder Zugkraft auf 0, ganz normal runterbremsen (je nachdem halt mit Luft oder nur dynamisch) oder den vsoll-Steller auf die Geschwindigkeit runter nehmen, aber dann nicht nach der Formel sondern frei Schnauze und dann eben nachbremsen.
mfg Kilian :confused:

willweg
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Re: Faustformel für die Ermitlung des AFB Bremsweges

#3 Beitrag von willweg »

Hallo!

Trotz verschwindendem Nutzen in der Praxis würde es mich doch interessieren, wie die AFB Bremsformel, wie in diesem thread beschrieben, für den unteren Bereich gilt.

Wenn ich es richtig verstanden habe, dann gibt es die folgenden Variationen dieser Formel:

(1) für Geschwindigkeitsänderung im Bereich über 110kmh (zB 160->120):
Formel: (Ist-Soll) x 20 + 800 = Bremsanfang in Meter
(160-120) x 20 + 800 = 1600m

(2) für Geschwindigkeitsänderung im Bereich von >110kmh auf <90kmh (zB 120->80):
Formel: (Ist-90) x 20 + 800 = Bremsanfang in Meter
(120-90) x 20 + 800 = 1400m

Aber was gilt außerhalb/unter diesen Bereichen, also beispielsweise 80->0?
- Gilt dann weiterhin Formel #2 - (80-90) x 20 + 800 = 600m - obwohl Formel #2 formell nicht anzuwenden ist, denn die Anfangsgeschwindigkeit (v-ist) ist kleiner als 110khm
- Oder kommt weiterhin Formel #1 zur Anwendung - (80-0) x 20 + 800 = 2400m - obwohl Formel #1 formell nicht anzuwenden ist, denn wir sind nicht im Bereich über 110kmh, und außerdem erscheint der Bremsweg etwas zu lange zu sein?

Wie man es dreht oder wendet, die beiden Formeln machen für den unteren Bereich wenig Sinn. Was ist die Variation für den unteren Bereich?

Bitte um Aufklärung.

Besten Dank im Voraus,
Will

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