Signalbild nicht erkannt

Fragen der echten Bahntechnik, Lokbedienung, PZB usw.
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Nachzugler
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Signalbild nicht erkannt

#1 Beitrag von Nachzugler »

Hallo,

noch eine Frage zu Signalen: Was würde man regelkonform machen, wenn man zwar das Signal gesehen, aber das Signalbild nicht erkannt hat? Es sollte nicht vorkommen, aber kann ja trotzdem passieren. Also man macht gerade was anderes (das ist doch nicht unrealistisch, oder), guckt wieder raus und sieht nur noch kurz ein Signal vorbeihuschen.

Bei einem Hauptsignal wäre mein Gedanke, dass man sofort anhalten müsste. Man hat die Stellung nicht erkannt und darf deshalb nicht vorbeifahren. Es könnte ja auch zurückgefallen und der PZB-Magnet defekt sein. Weiterfahrt dann nach Absprache mit dem Fahrdienstleiter. Oder was wäre richtig?

Was ist bei einem Vorsignal? Ich bin davon ausgegangen, dass man mit Wachsam bestätigt, dass man die Signalstellung erkannt hat. Die Folge wäre, dass man in dem Fall Wachsam nicht betätigen dürfte, eine Zwangsbremsung mit allen Folgen bekäme und danach erst weiterfahren darf.
Ist das so oder darf man Wachsam trotzdem bedienen und vom restriktivesten Signalbegriff ausgehend auf das Hauptsignal zufahren?

Bearbeitung:
Gerade habe ich nochwas dazu gefunden (https://fahrweg.dbnetze.com/resource/bl ... 3-data.pdf): "Wachsamkeitstaste: Zum Bestätigen der Wachsamkeit innerhalb von 4 s […] nach einer 1000 Hz-Beeinflussung."
Da steht nichts von 'Signalbild erkannt', sondern nur von der Beeinflussung ist die Rede. Das würde ich laienhaft so interpretieren, dass man Wachsam auch betätigen darf, wenn man nur die Beeinflussung bemerkt hat.

MaikistimForum
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Re: Signalbild nicht erkannt

#2 Beitrag von MaikistimForum »

Ist mir in meiner Karriere 1 mal passiert, war mit dem Zugfunk abgelenkt, schaue kurz nach vorne, sehe ein Mast vorbei huschen und hab schnell auf Verdacht wachsam gezogen, als dann der 1000hz lm an ging, hab ich direkt gebremst.

Wenn du ein Hauptsignal nicht erkannt hast, würde ich trotzdem weiterfahren. Es gibt ein Wundervolles ESig, das steht in Dortmund Hörde aus Richtung Dortmund Hbf kommend. Im Sommer ist das so gut wie null zu erkennen, weil das zu 90% in der Vegetation verschwindet & DB Netz das Wort "Grünschnitt" scheinbar dort vergisst

Wie genau möchtest du denn eine Beeinflussung erkennen, wenn du das Signal nicht gesehen hast?

Nachzugler
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Re: Signalbild nicht erkannt

#3 Beitrag von Nachzugler »

MaikistimForum hat geschrieben: 27.04.2022 12:59:43 Wenn du ein Hauptsignal nicht erkannt hast, würde ich trotzdem weiterfahren.
Ist das nicht etwas unsicher? Es könnte doch immer zurückfallen.
MaikistimForum hat geschrieben: 27.04.2022 12:59:43 Wie genau möchtest du denn eine Beeinflussung erkennen, wenn du das Signal nicht gesehen hast?
Stimmt, ich bin davon ausgegangen, dass der Leuchtmelder bei der Beeinflussung schon leuchtet. Stimmt natürlich nicht.
Aber man könnte trotzdem auf Verdacht Wachsam betätigen.

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Michael_Poschmann
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Re: Signalbild nicht erkannt

#4 Beitrag von Michael_Poschmann »

"Die Technik wird meine Fehler schon auffangen" finde ich als eisenbahntechnischer Laie einen gewagten Ansatz. Hätte ein Handeln zur sicheren Seite hin erwartet.

Grüße
Michael

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Michael Springer
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Re: Signalbild nicht erkannt

#5 Beitrag von Michael Springer »

Wenn du ein Hauptsignal nicht erkannt hast, würde ich trotzdem weiterfahren
Das ist für mich eine glasklare Betriebsgefahr. Ablösen. Setzen. 6.
Im Zweifelsfall immer zur sicheren Seite. Der PZB-Magnet am zurückgefallenen Hsig könnte ja defekt sein.

Mir wird Himmelangst, wenn ich mal wieder in einen Zug steigen muss...

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Re: Signalbild nicht erkannt

#6 Beitrag von MaikistimForum »

Was erwartest du denn, wenn das Signal in deinem Augenwinkel auf Halt fällt, während es direkt verschwindet(trotz durchgehender Signalbeobachtung). Woher willst du das Einwandfrei erkennen? Möchtest du dann nach jeder vierten Signal vorbeifahrt einen Befehl haben oder die Rückmeldung das alles super ist? In der Regel ist man während der Fahrt gar nicht abgelenkt & hat seine Augen immer im Verkehr.

Wenn du, im Beispiel genannten Bahnhof Hörde, jedes mal anhältst und den FDL anrufst, weil das Signal nicht zu erkennen ist, erhältst du folgende Auskunft "Da gibts keinen Befehl für. Die ganzen vor dir sind da auch ohne Probleme durchgefahren" oder "Stehst doch nah genug dran, kannst du doch erkennen" & glaub bloß nicht, dass wenn du deshalb Verspätung machst, weil du auf einen Befehl bestehst, diese auch entsprechend Begründet wird vom Fdl. Da heißt es dann teilweise "Haltzeitüberschreitung" oder "Fahrzeitüberschreitung". Und woher ich das weiß? Ich wurde oft ein paar Minuten danach von der TP angerufen, warum ich auf dem Abschnitt so langsam gefahren sei oder was da am Bahnsteig los war.

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Re: Signalbild nicht erkannt

#7 Beitrag von Michael_Poschmann »

Das "Nichtreagieren" der Fdl hat ein guter Bekannter von mir vor vielen Monden mal ganz elegant gelöst. Bei der zweiten Runde S8 Hagen-Möhrchengladbach hat er für jedes Urwald-Signal eine Rote Meldekarte ausgefüllt und den Packen am Ende der Schicht an passender Stelle abgeworfen. Die postwendend folgende "Einladung zum Tee" war es ihm wert - denn wie von Zauberhand waren bei seiner nächsten Fahrt die Signale freigeschnitten.

Sicherheit vor Pünktlichkeit vor Wirtschaftlichkeit. Gegen den entsprechenden Hinweis werden auch die Götter der TP nicht argumentieren können.

Grüße
Michael
Zuletzt geändert von Michael_Poschmann am 27.04.2022 17:06:17, insgesamt 1-mal geändert.

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Jens Strumberg
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Re: Signalbild nicht erkannt

#8 Beitrag von Jens Strumberg »

Ich würdec als Minimum erwarten, dass der Lokführer seine Arbeit gewissenhaft macht. Leider sieht die Realität häufig anders aus. q.e.d.

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Carsten Hölscher
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Re: Signalbild nicht erkannt

#9 Beitrag von Carsten Hölscher »

Im Sicherheitskonzept der Bahn ist aber bei signalgeführten Zügen schon vorgesehen, dass man sich auf eine Vorsignalinformation verlassen kann. Fällt das Hsig zurück, ist es Glückssache, ob und wie das System das abfängt oder auch nicht.

Carsten

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Michael Springer
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Re: Signalbild nicht erkannt

#10 Beitrag von Michael Springer »

Nochmals zum Thema Hsig nicht korrekt erkannt oder weiter oben deine "Grünschnitt"-These

408.0333 (5) d)
[...] Können Sie [...] wegen der besonderen örtlichen Verhältnisse das Signal nicht selbst sehen, müssen Sie bis zum Erkennen der Stellung des Signals so vorsichtig fahren, das sie ggf. rechtzeitig zum Halten kommen können“

Ist ja nicht so wichtig, was in der Vorschrift steht.

Ebenso wenn man den Haltfall eines Hsigs nicht mitbekommt... Hauptsache grün, dann kann man ja losfahren. Dann passiert halt sowas:

Wikipedia-Zitat:
Bahnhof Neufahrn (b Freising)
S-Bahn-Unfall 2003
Am 16. August 2003 fuhren kurz vor 7 Uhr morgens hinter dem Bahnhof im Bereich der Ausfädelung der Strecke Richtung Flughafen zwei S-Bahn-Züge aufeinander, die kurz zuvor in Neufahrn geteilt worden waren. Dabei wurden 24 Menschen verletzt, zwei davon schwer. Der erste Zugteil, der nach Freising fahren sollte, wurde auf Grund einer falsch gestellten Weiche auf die Strecke in Richtung Flughafen geleitet. Der Triebfahrzeugführer, der den Fehler bemerkte, hielt den Zug daher an und kam vor den Freischaltkontakten zum Stehen, die das Ausfahrsignal auf rot stellen würden. Der Triebfahrzeugführer des zweiten Zugteils fuhr entgegen einer Bestimmung, aber in Neufahrn bis zum Unfall üblich, bei grün zeigendem Signal los und stieß aufgrund dichten Nebels mit dem stehenden vorderen Zugteil zusammen.

Siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Bahnhof_N ... _Freising)

Gott sei Dank bin ich für gewöhnlich nicht im Ruhrgebiet mit dem Zug unterwegs... und wenn nur zu Poschis legendären Parties, aber da biege ich vorher links ab.

KBS386
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Re: Signalbild nicht erkannt

#11 Beitrag von KBS386 »

Michael Springer hat geschrieben: 27.04.2022 17:29:07 Nochmals zum Thema Hsig nicht korrekt erkannt oder weiter oben deine "Grünschnitt"-These

408.0333 (5) d)
[...] Können Sie [...] wegen der besonderen örtlichen Verhältnisse das Signal nicht selbst sehen, müssen Sie bis zum Erkennen der Stellung des Signals so vorsichtig fahren, das sie ggf. rechtzeitig zum Halten kommen können“

Ist ja nicht so wichtig, was in der Vorschrift steht.

Ebenso wenn man den Haltfall eines Hsigs nicht mitbekommt... Hauptsache grün, dann kann man ja losfahren. Dann passiert halt sowas:

Wikipedia-Zitat:
Bahnhof Neufahrn (b Freising)
S-Bahn-Unfall 2003
Am 16. August 2003 fuhren kurz vor 7 Uhr morgens hinter dem Bahnhof im Bereich der Ausfädelung der Strecke Richtung Flughafen zwei S-Bahn-Züge aufeinander, die kurz zuvor in Neufahrn geteilt worden waren. Dabei wurden 24 Menschen verletzt, zwei davon schwer. Der erste Zugteil, der nach Freising fahren sollte, wurde auf Grund einer falsch gestellten Weiche auf die Strecke in Richtung Flughafen geleitet. Der Triebfahrzeugführer, der den Fehler bemerkte, hielt den Zug daher an und kam vor den Freischaltkontakten zum Stehen, die das Ausfahrsignal auf rot stellen würden. Der Triebfahrzeugführer des zweiten Zugteils fuhr entgegen einer Bestimmung, aber in Neufahrn bis zum Unfall üblich, bei grün zeigendem Signal los und stieß aufgrund dichten Nebels mit dem stehenden vorderen Zugteil zusammen.

Siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Bahnhof_N ... _Freising)

Gott sei Dank bin ich für gewöhnlich nicht im Ruhrgebiet mit dem Zug unterwegs... und wenn nur zu Poschis legendären Parties, aber da biege ich vorher links ab.
Ich müsste es nochmal nachlesen, aber soweit ich weiß gilt das von dir zitierte nach Vorbeifahrt an "Halt erwarten". Würde man diese Regel bei jedem Signal anwenden, das irgendwie schlecht zu sehen ist, so gibt es Strecken, besonders im Sommer, wo die Fahrt zwischen zwei Bahnhöfen zum Tagesausflug wird. Soweit ich weiß ist die PZB so gebaut, dass sie auch bei Ausfall immer zur sicheren Seite hin fällt, also zur Beeinflussung. Man bekommt also eher an nem grünen Signal ne 2000Hz Beeinflussung als das man an nem roten ungebremst vorbei fahren kann, es sei denn, man ist die Die-Lei-GmbH, aber das hat andere Gründe :D

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Michael_Poschmann
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Re: Signalbild nicht erkannt

#12 Beitrag von Michael_Poschmann »

Ich gebe zu bedenken: Die nicht verbaute PZB fällt zu gar keiner Seite, ein Hp0 (oder zweifelhaftes Signalbild) bleibt es dennoch.

Gilt der Tf-Spruch: "Kommt es zu einem Unfall, dann habe ich den Logenplatz!" nicht mehr? Hier würde ich allein schon aus Eigeninteresse ein Arbeiten zur sicheren Seite hin erwarten.

Grüße
Michael

bithunter_99
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Re: Signalbild nicht erkannt

#13 Beitrag von bithunter_99 »

@Michael Springer: Die Richtlinie wurde zum Fahrplanwechsel 2021 noch etwas verschärft...

Bild

DieKiwi
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Re: Signalbild nicht erkannt

#14 Beitrag von DieKiwi »

MaikistimForum hat geschrieben: 27.04.2022 16:21:25 [...] Da heißt es dann teilweise "Haltzeitüberschreitung" oder "Fahrzeitüberschreitung". Und woher ich das weiß? Ich wurde oft ein paar Minuten danach von der TP angerufen, warum ich auf dem Abschnitt so langsam gefahren sei oder was da am Bahnsteig los war.
Hier wäre eine gewissenhaftere Arbeitsweise der TP bzw. der EVU wünschenswert. Mal abgesehen davon, dass eine Haltezeitüberschreitung nur an einem planmäßigen Verkehrshalt kodiert werden soll, kann nach Erstkodierung einer Zusatzverspätung durch den Fdl das EVU einen Antrag auf Umkodierung beim zuständigen Bd (innerhalb von 24 Stunden) bzw. bei KuNAS (innerhalb von 8 Tagen) stellen. Bei Ablehnung kann als letztes Mittel Beschwerde bei der Bundesnetzagentur eingereicht werden. Spätestens jetzt ist die DB Netz AG dazu verpflichtet, ausführlich Stellung zu beziehen und die Kodierung umfassend zu begründen (ggf. mit Besichtigung vor Ort).

Nur solange keiner den Stein ins Rollen bringt, wird nichts passieren.

Matthias Z.
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Re: Signalbild nicht erkannt

#15 Beitrag von Matthias Z. »

Hallo,
Ich hänge immernoch am Eingangspost fest. "Man macht gerade was anderes". Das sollte so einfach nicht stattfinden. Manchmal frage ich mich, was über das Fahrpersonal so gedacht wird.
Grüße Matthias
Die Hände des Töpfers fertigen das Gefäß.
Die Asche seiner Frau vollendet es.

Nachzugler
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Re: Signalbild nicht erkannt

#16 Beitrag von Nachzugler »

So wie ich das verstehe, gibt es zwei Lager: "Einfach weiterfahren, wird schon passen" und "Wie kannst du nur".
Gibt es dazu etwas im Regelwerk? Darf man beim Vorsignal Wachsam betätigen, auch wenn man das Signalbild nicht erkannt hat?
Matthias Z. hat geschrieben: 28.04.2022 05:47:39 Ich hänge immernoch am Eingangspost fest. "Man macht gerade was anderes". Das sollte so einfach nicht stattfinden.
Du schreibst ja selbst "sollte". Ist das so unrealistisch? Blättert man nicht mal im EBuLa? Muss man nicht mal aufstehen, um die Sonnenblende runter- oder hochzufahren? Muss man nicht hin und wieder FIS oder Funkgerät bedienen? An Vorsignal und Baken ist man bei 160 km/h in acht Sekunden vorbei. Die hat man schnell mal zusammen, wenn man gerade was anderes macht. (Deshalb ist auch 'kurz' aufs Handy schauen so gefährlich.)
Aber gut, verlegen wir das Szenario in eine fiktive Welt, in der es eine fiktive zusätzliche Fehlerquelle gibt, ich nenne sie mal 'menschliches Versagen'. ;)

MaikistimForum
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Re: Signalbild nicht erkannt

#17 Beitrag von MaikistimForum »

Das Regelwerk sieht vor, wenn man an einem Fahrzeigenden Vorsignal vorbei fährt, so kann man sich auf dieses verlassen. Sollte das Vorsignal allerdings Vr0 anzeigen, ist mit Vorsicht an das Hauptsignal zu fahren und an diesem darf erst nach erkennen der Signalstellung vorbei gefahren werden.

Zum Thema wachsam, du kannst die ganze Zeit wachsam betätigen, die Beeinflussung gibt’s ja nur an einem aktiven 1000hz Magneten. Es wirft nur dann fragen auf, wenn jemand den Zug mal ausliest und du ständig wachsam betätigst, ohne langsamer zu werden.

Zu dem Thema menschliches Versagen, gibt oder gab es mal ein Video auf YouTube, wo ein Tf ein Szenario beschreibt, wo es wegen seiner Unachtsamkeit zu einem Unfall kam (er wollte aber eher auf fehlende 500hz Magneten hinaus)
Signal quittiert, auf 80 gebremst und ausgelöst. Dann hat er den Zug rollen lassen und war am Handy, kurz darauf machte es dann laut zisch mit einem warnton und er ist mit knappen 80 am Hp0 vorbei

Und da viele meinen, ich würde ja „fahrlässig“ handeln. Ich verlasse mich auf die geltenden Regelwerke. Sicherheit steht an erster Stelle, ja. Aber dennoch ist zu viel Vorsicht, auch nicht förderlich. Stellt euch einfach einen Sommerabend vor, wo der Tf nur die Vorsignale erkennen kann aber die Hauptsignal kaum, da die Sonne dahinter steht. Soll er dann jedes Mal trotz Vr1 den Anker werfen und vorsichtig ran fahren? Wann soll man dann ankommen? Ich hatte noch nie das Szenario, dass ein 2000hz Magnet ausfällt. In Dortmund lag lange Zeit ein defekter Magnet rum. Bei Signalstellung Hp1 mit Vr0 gab es immer eine 2000hz Zwangsbremsung, da ein Fehler vorlag. Ein FDL meinte mal zu mir, wenn der 2000hz ausfällt, würde er direkt eine Signalstörung bekommen und könne das Signal nicht auf Fahrt bekommen. Ob das nun stimmt, weiß ich nicht.

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Jens Strumberg
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Re: Signalbild nicht erkannt

#18 Beitrag von Jens Strumberg »

Das stimmt definitiv nicht. So unwahrscheinlich, wie allgemein behauptet, ist der ständig nicht wirksame PZB-Magnet auch nicht.

Natürlich ist auf das Vorsignal verlass. Das entbindet aber nicht davon, dass der Tf auch das Hauptsignal mindestens ebenso gewissenhaft auswerten muss. Das Hauptsignal kann jederzeit durch technische Überwachung oder menschlichen Eingriff auf Halt gestellt werden. Beides hat gute Gründe, gut genug jetzt eben nicht einfach weiter zu fahren. Und nur allzuoft fehlt eben diese eine verfluchte Sekunde um schlimmeres zu verhindern.

Vielleicht verstehe ich auch einfach zu wenig von der Eisenbahn um hier mitreden zu können.

Matthias Z.
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Re: Signalbild nicht erkannt

#19 Beitrag von Matthias Z. »

Hallo,
Jens Strumberg hat geschrieben: 28.04.2022 08:19:49 Natürlich ist auf das Vorsignal verlass. Das entbindet aber nicht davon, dass der Tf auch das Hauptsignal mindestens ebenso gewissenhaft auswerten muss.
Punkt. Genau so ist es.
Nachzugler hat geschrieben: 28.04.2022 07:31:00 So wie ich das verstehe, gibt es zwei Lager: "Einfach weiterfahren, wird schon passen" und "Wie kannst du nur".
Gibt es dazu etwas im Regelwerk? Darf man beim Vorsignal Wachsam betätigen, auch wenn man das Signalbild nicht erkannt hat?
Matthias Z. hat geschrieben: 28.04.2022 05:47:39 Ich hänge immernoch am Eingangspost fest. "Man macht gerade was anderes". Das sollte so einfach nicht stattfinden.
Du schreibst ja selbst "sollte". Ist das so unrealistisch? Blättert man nicht mal im EBuLa? Muss man nicht mal aufstehen, um die Sonnenblende runter- oder hochzufahren? Muss man nicht hin und wieder FIS oder Funkgerät bedienen? An Vorsignal und Baken ist man bei 160 km/h in acht Sekunden vorbei. Die hat man schnell mal zusammen, wenn man gerade was anderes macht. (Deshalb ist auch 'kurz' aufs Handy schauen so gefährlich.)
Aber gut, verlegen wir das Szenario in eine fiktive Welt, in der es eine fiktive zusätzliche Fehlerquelle gibt, ich nenne sie mal 'menschliches Versagen'. ;)
Genau das ist das Problem. In der Ausbildung haben unsere Trainer immer wieder gesagt "Das Regelwerk ist mit Blut geschrieben". Und da ist was dran. Sicher ist es so, dass es öfter passt als das es schief geht. Aber das kann bei der Bahn nicht die Philosophie sein.

Ich gebe Maik recht. Zuviel Vorsicht ist nicht dienlich. Man muß sich einfach drauf verlassen, dass die Technik funktioniert. Und man muß sich drauf verlassen, dass Dein Kollege vor Dir zum Beispiel einen korrekten Vorbereitungsdienst gemacht hat. Sonst wird man irre und kann es lassen.

Ja, ich schrieb "sollte". Im Endeffekt ist jeder für sich selbst auf der Strecke zuständig. Deshalb sollte man bewusst handeln. Und wenn man etwas macht, worüber andere sich aufregen, ist es mir egal, wenn es die Sicherheit der Eisenbahn und vor allem meine eigene Sicherheit garantiert.
Beispiel: In Halle im Güterbahnhof stehen manche Signale so bescheiden, dass man sie bei entsprechendem Sonneneinfall nicht erkennt. Ich hatte einmal die Situation, dass ich einfach nicht erkennen konnte, ob ich Ra12 angezeigt bekommen habe. Ich habe den Weichenwärter angerufen und gefragt, ob das Signal gestellt ist. Er ging mich an, ob ich nicht richtig sehen könnte, statt einfach "Ja" zu sagen. Ich habe ihm gesagt, dass er nicht verantworlich ist, wenn ich Hp0 überfahre. Da wurde er etwas ruhiger.

Und all die anderen aufgeführten Dinge mußt Du einfach so erledigen, dass es nicht gefährdent ist. Ich gehe zum Beispiel nicht an den Funk, wenn ich auf Hp0 fahre. Das wird unter Umständen auch auf dem Simulator geprüft. Gehst Du ran, bist Du durchgefallen.
Ebula blättern kann man machen, wenn man am Signal vorbei ist und man dafür wieder mehr Zeit hat. Man hat für gewöhnlich Streckenkunde und ist nicht immer aufs Ebula angewießen, man kennt auf seinen Strecken die neuralgischen Punkte und kann dann wieder den Ortsmarker setzen, wenn man an fahrtbeeinflußenden Signalen vorbei ist oder die Situation vorbei ist, die erhöhtere Aufmerksamkeit erfordert.
Ebenso wie Übergabegespräche solange dauern, wie sie dauern bzw das Einrichten Deines Arbeitsplatzes auf dem Führerstand. Mag sein, dass manche Kollegen fluchen, wenn es nicht gleich weiter geht. Aber ich lege fest, wenn ich prinzipiell dienstbereit bin und wann nicht.

Insgesamt hat man uns gelehrt, handlungssicher zu sein und bewußt zu arbeiten. Wie man sich das einrichtet, ist jedem selber überlassen. Du mußt dann den Fahrbetrieb so durchführen, dass Du am Ende kein Elsterwerda oder Brühl oder was auch immer erzeugst.Und insgesamt passt da sehr sehr selten rein, dass "man gerade etwas anderes macht". Eigentlich nie. Aber das ist nur meine Einstellung. Machen muß es am Ende jeder selber, wie er denkt und in letzter Konsequenz regelwerkskonform. Baust Du Mist, bist immer Du der erste, der befragt wird.

Grüße Matthias
Die Hände des Töpfers fertigen das Gefäß.
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Achim Adams
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Re: Signalbild nicht erkannt

#20 Beitrag von Achim Adams »

Also um das mal regelkonform abzuhandeln:
Nachzugler hat geschrieben: 27.04.2022 08:50:35 noch eine Frage zu Signalen: Was würde man regelkonform machen, wenn man zwar das Signal gesehen, aber das Signalbild nicht erkannt hat? Es sollte nicht vorkommen, aber kann ja trotzdem passieren. Also man macht gerade was anderes (das ist doch nicht unrealistisch, oder), guckt wieder raus und sieht nur noch kurz ein Signal vorbeihuschen.
Also mal ganz grundsätzlich wenn man ein Signal nicht zweifelsfrei erkannt hat, muss man die Stellung annehmen die die größere Vorsicht gebietet. Schauen wir mal weiter:
Nachzugler hat geschrieben: 27.04.2022 08:50:35 Bei einem Hauptsignal wäre mein Gedanke, dass man sofort anhalten müsste. Man hat die Stellung nicht erkannt und darf deshalb nicht vorbeifahren. Es könnte ja auch zurückgefallen und der PZB-Magnet defekt sein. Weiterfahrt dann nach Absprache mit dem Fahrdienstleiter. Oder was wäre richtig?
In der Regel hast du vorher schon das Vorsignal zweifelsfrei erkannt (hier: Fahrt erwarten), du darfst daher davon ausgehen dass das Hauptsignal die angekündigte Stellung (hier: Fahrt) hat. Natürlich entbindet die Wahrnehmung des Vorsignals nicht von der Pflicht zur Beobachtung des Hauptsignals. Andererseits besteht keine Verpflichtung das Hauptsignal bis zur vollständigen Vorbeifahrt zu hypnotisieren. Sofortiges Anhalten ist nicht nötig, es sei denn du hast wirklich Zweifel. Wird dir am Vorsignal bereits ein Haltbegriff angekündigt, fährst du ohnehin ganz anders an das Signal heran.
Nachzugler hat geschrieben: 27.04.2022 08:50:35 Was ist bei einem Vorsignal? Ich bin davon ausgegangen, dass man mit Wachsam bestätigt, dass man die Signalstellung erkannt hat. Die Folge wäre, dass man in dem Fall Wachsam nicht betätigen dürfte, eine Zwangsbremsung mit allen Folgen bekäme und danach erst weiterfahren darf. Ist das so oder darf man Wachsam trotzdem bedienen und vom restriktivesten Signalbegriff ausgehend auf das Hauptsignal zufahren?
Streng genommen ist das tatsächlich só, dass du in diesem Falle die Wachsamtaste nicht bedienen darfst. Wohl jeder wird in dieser Situation instinktiv nach der Wachsamtaste greifen und gucken was passiert. Wenn das nicht gerade im Rahmen der Prüfungs- oder Überwachungsfahrt stattfindet, und im weiteren Fahrtverlauf nix passiert, wird da nicht weiter nach geschaut.
Leuchtet der 1000Hz-Melder auf, geht man selbstverständlich davon aus dass das Hauptsignal Halt zeigen könnte und verhält sich entsprechend.
Aus einem Nicht-Aufleuchten darf keinesfalls darauf geschlossen werden dass das Hauptsignal einen Fahrtbegriff anzeigt! Das mag in 99 Fällen gutgehen, aber irgendwann kommt Fall 100, und dann ist das eine verdammt schlechte Ausrede dass der Leuchtmelder nicht anging!

Nachzugler hat geschrieben: 27.04.2022 08:50:35 Gerade habe ich nochwas dazu gefunden (https://fahrweg.dbnetze.com/resource/bl ... 3-data.pdf): "Wachsamkeitstaste: Zum Bestätigen der Wachsamkeit innerhalb von 4 s […] nach einer 1000 Hz-Beeinflussung."
Da steht nichts von 'Signalbild erkannt', sondern nur von der Beeinflussung ist die Rede. Das würde ich laienhaft so interpretieren, dass man Wachsam auch betätigen darf, wenn man nur die Beeinflussung bemerkt hat.
Die genannte Stelle beschreibt nur technisch was der Tf bei einer erfolgten Beeinflussung zu tun hat. Dass der Tf aufgrund einer bestimmten Signalstellung die Wachsamtaste zu bedienen hat, steht in der gleichen Vorschrift an einer ganz anderen Stelle ("Betätigen Sie Taste Wachsam in folgenden Situation:").

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