Zugunfallmeldung über Notrufnummer (112)

Fragen der echten Bahntechnik, Lokbedienung, PZB usw.
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Nachzugler
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Zugunfallmeldung über Notrufnummer (112)

#1 Beitrag von Nachzugler »

Hallo,

was mich mal interessieren würde, in der Hoffnung es nie anwenden zu müssen: Was passiert, wenn mit dem Handy über die Notfallrufnummer (112) ein Zugunfall gemeldet wird?
Das ist keine reine Eisenbahnfrage, aber vielleicht weiß es ja jemand.
Also beispielsweise sitzt man im ICE von Hannover nach Göttingen. Plötzlich gibt es ein lautes Geräusch und der Wagen stellt sich quer. Da man nicht weiß, ob der Triebfahrzeugführer in der Lage ist, einen Notruf abzusetzen, ruft man die 112 an und meldet einen Zugunfall zwischen Hannover und Göttingen.

Wie würde das ablaufen?
Hat der Notfallleitstellendisponent eine Möglichkeit zu direkten Kontakt mit den Fahrdienstleitern? Gibt es sowas wie eine interne Bahnnotrufnummer oder eine Notfallzentrale?
Und wenn jetzt der Fahrdienstleiter vom Unfall erfährt, gibt er dann einen Nothalte- oder Sichtfahrauftrag an alle Züge im möglichen Unfallbereich raus oder wird erstmal versucht rauszufinden, wo der Unfall genau stattgefunden hat (während vielleicht ein ICE mit 250 km/h auf die Unfallstelle zufährt)?

Hannover-Göttingen ist eine Schnellfahrstrecke, für die andere Regeln gelten, aber die Frage gilt genauso auch für andere Strecken.

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Achim Adams
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Re: Zugunfallmeldung über Notrufnummer (112)

#2 Beitrag von Achim Adams »

Zumindest wurde uns das so im Fortbildungsunterricht erklärt, dass Leitstelle 112 und Notfall-Leitstelle DB soweit verbunden sind dass eine umgehende Informationsweitergabe gewährleistet ist. Für uns, so wurde erklärt, stellt die 112 außerdem die Rückfallebene dar, sollte aus irgendwelchen Gründen die Bahn-eigene (Notfall-) Kommunikation ausfallen.

Als Privatperson bist du, auch im Falle eines Bahnunfalles, mit der 112 immer richtig.

Nachzugler
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Re: Zugunfallmeldung über Notrufnummer (112)

#3 Beitrag von Nachzugler »

Achim Adams hat geschrieben: 08.02.2022 21:18:40 Als Privatperson bist du, auch im Falle eines Bahnunfalles, mit der 112 immer richtig.
Das sowieso. Mir ging es nicht darum, die Nummer zu kennen oder zu benutzen, sondern mich interessiert, was das intern abläuft und wie lange das dauert.
Achim Adams hat geschrieben: 08.02.2022 21:18:40 Zumindest wurde uns das so im Fortbildungsunterricht erklärt, dass Leitstelle 112 und Notfall-Leitstelle DB soweit verbunden sind dass eine umgehende Informationsweitergabe gewährleistet ist. Für uns, so wurde erklärt, stellt die 112 außerdem die Rückfallebene dar, sollte aus irgendwelchen Gründen die Bahn-eigene (Notfall-) Kommunikation ausfallen.
Ok, das heißt schonmal, dass es schnell weitergegeben werden kann. Ich habe halt (fast) keine Ahnung, was da in der Leitstelle so abläuft.

Mein Gedanke dazu ist, dass es nicht so extrem wichtig ist, ob der Rettungsdienst eine Minute früher oder später da ist (natürlich ist es wichtig, nicht falsch verstehen), aber wenn ein Zug auf dem Gegengleis in jeder Minute der Unfallstelle vier Kilometer näher kommt, können Sekunden doch entscheidend sein.

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Jamobatv
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Re: Zugunfallmeldung über Notrufnummer (112)

#4 Beitrag von Jamobatv »

Ich finde das Thema sehr spannend.
Ich hatte vor einem Jahr mal einen Traum, dass irgendwie die Oberleitung runterkommt. (Also wenn ich gerade zum spotten an der Strecke stehe) Daraufhin habe ich mal nachgedacht, was ich in dem Moment dann tun würde. Ich wäre vermutlich auf Kreissignal gegangen.
Aber wenn man weiß, dass da so eine enge Verbindung herrscht, Werde ich das im (hoffentlich nie eintretenden) Ernstfall eher tun.
Eigentlich steht in dieser Signatur nix interessantes...
Aber wenn ihr das eh lest; schaut auf meinem Youtube Kanal vorbei.
Dort gibt es Zusi und natürlich die reelle Bahn.

Nachzugler
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Re: Zugunfallmeldung über Notrufnummer (112)

#5 Beitrag von Nachzugler »

Jamobatv hat geschrieben: 09.02.2022 08:19:37 Daraufhin habe ich mal nachgedacht, was ich in dem Moment dann tun würde.
So ähnlich bin ich auch auf die Frage gekommen. Seit ich mal einen (leichten) Unfall miterlebt habe (in der Straßenbahn), gehe ich immer wieder mal in Gedanken durch 'was wäre zu tun, wenn'. In der Bahn ist es zum Glück nicht wahrscheinlich, dass ich es mal brauchen werde, aber als ich mal im Zug saß, kam mir dieser Gedanke.
Jamobatv hat geschrieben: 09.02.2022 08:19:37 Ich wäre vermutlich auf Kreissignal gegangen.
Man kann ja im Nachhinein immer nochwas machen. Aber ich denke, das Dringendste und Wichtigste wäre, dass kein Zug in die Unfallstelle fährt. Der Fahrdienstleiter kriegt ja nicht unbedingt sofort mit, dass ein Zug das Gegengleis blockiert, oder?
Da würde mich halt eben speziell interessieren, was passieren würde, wenn man anrufen würde und sagen würde, dass es einen Unfall gab und beide Gleise blockiert sind. Würden dann schnellstmöglich alle Züge im potentiellen Unfallbereich angehalten oder würde erstmal versucht, rauszufinden, welcher Zug das ist und wo die Unfallstelle liegt, während sich eventuell ein Zug alle fünfzehn Sekunden der Unfallstelle einen Kilometer nähert.

PS: Das hat nicht direkt damit zu tun, aber kann die Oberleitung schnell abgeschaltet werden? Also zum Beispiel vom Stellwerk aus? Oder muss erstmal jemand irgendwohin rausfahren? Gerade für Selbstrettung und erste Hilfe könnte es durchaus sinvoll sein, dass die Oberleitung schnell abgeschaltet wird.
Zuletzt geändert von Nachzugler am 09.02.2022 11:42:14, insgesamt 1-mal geändert.

Melvin
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Re: Zugunfallmeldung über Notrufnummer (112)

#6 Beitrag von Melvin »

Ich hab mich auch schon öfters mal gefragt, was man machen kann, wenn an einem Zug die Schlusstafel fehlt oder man eine feste Bremse erkennt.

Letzteres hatte ich mal in Harburg durch Zufall gesehen und dann den wendenden RE5 Lokführer darauf angesprochen. Er hat dann den Fdl angerufen, bescheidgesagt und sich darüber gefreut, dass dann der Tf des Gz, der ihm eben "die Vorfahrt" genommen hatte, anhalten und den Zug ablaufen müsse.

Ist es in soeinem Fall gerechtfertigt, die 112 anzurufen? Ein glühender Radsatz an einem Güterzug stellt ja durchaus ein Gefahrenpotential dar. Und bei dem fehlenden Schluss?

Grüße, Melvin

Nachzugler
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Re: Zugunfallmeldung über Notrufnummer (112)

#7 Beitrag von Nachzugler »

Melvin hat geschrieben: 09.02.2022 11:40:36 Ist es in soeinem Fall gerechtfertigt, die 112 anzurufen? Ein glühender Radsatz an einem Güterzug stellt ja durchaus ein Gefahrenpotential dar. Und bei dem fehlenden Schluss?
Ob gerechtfertigt (im Sinne von notwendig), weiß ich nicht, aber sicher kein Fehler. Als Laie kann man sowas nicht einschätzen und es ist nicht einduetig ungefährlich. Lieber im Zweifel einmal zu oft etwas melden als einmal zu wenig.

Ich konnte es jetzt nicht verifizieren, aber ich habe glaube mich zu erinnern, dass es hieß, dass beim Unfall von Eschede die Passagiere, nachdem sich der Radreifen ins Abteil gedrückt hatte, erstmal den Zugbegleiter gesucht haben, anstatt die Notbremse zu ziehen.

Ja, es gibt den "Missbrauch von Notrufen" (§145 StGB), aber da heißt es "Wer absichtlich oder wissentlich[…] missbraucht [oder] vortäuscht […]". Wenn man es nicht weiß, täuscht man nicht wissentlich.
Ein Notruf zu viel kann etwas Aufwand verursachen, ein Notruf zu wenig kann viele Leben kosten.

Noch ein Nachtrag:
Von Wikipedia:
"Ein Fahrgast aus Wagen 1, in dem der abgesprungene Radreifen durch den Boden geschossen war, meldete den Vorfall zwar einem Zugbegleiter in Wagen 3, gab aber nur eine sehr ungenaue Schilderung ab. Sowohl der Zugbegleiter als auch der Fahrgast hätten den Unfall durch eine sofortige Betätigung der Notbremse verhindern können."
Falsche Scheu hat in dem Fall über hundert Menschenleben gekostet. Das ist kein Vorwurf an die beiden, sondern ein trauriges, aber eindrückliches Beispiel.

Maddin25
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Re: Zugunfallmeldung über Notrufnummer (112)

#8 Beitrag von Maddin25 »

Melvin hat geschrieben: 09.02.2022 11:40:36 Ich hab mich auch schon öfters mal gefragt, was man machen kann, wenn an einem Zug die Schlusstafel fehlt[...]
Ist es in soeinem Fall gerechtfertigt, die 112 anzurufen? Ein glühender Radsatz an einem Güterzug stellt ja durchaus ein Gefahrenpotential dar. Und bei dem fehlenden Schluss?

Grüße, Melvin
Ein fehlender Zugschluss ist meiner Ansicht nach keine unmittelbare Gefahr, wenn die Gleisfreimeldung ordentlich funktioniert und damit meine ich auch, dass sich alle Beteiligten an die entsprechenden Regeln halten. Ein zu viel gestecktes Zg2 irgendwo im Wagenverband kann da schon gefährlicher sein.
Den Notruf würde ich daher nicht wählen, schließlich könnte die Zugtrennung ja bereits stattgefunden haben und alle nötigen Stellen wissen darüber Bescheid. In dem Fall MUSS der Zugteil OHNE Zg2 weiterfahren.
Siehe auch http://www.tf-ausbildung.de/BahnInfo/zu ... fahren.htm
Gruß
Martin

hlinke
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Re: Zugunfallmeldung über Notrufnummer (112)

#9 Beitrag von hlinke »

Hallo,

vielleicht kann ich hier noch meinen Senf dazugeben:

Ich habe beruflich mit 112 Zentralen zu tun ( u.a. Standardisierung automatischer eCall für Autos,)

Zuerst einmal: Wenn einem etwas komisch vorkommt und man auch nur das Gefühl hat, da könnte etwas passieren, ist es IMMER richtig den 112 anzurufen. Lieber einmal zu viel, als einmal zu wenig.
Die Mitarbeiter in der 112 Zentrale sind darauf trainiert die Situation zu erfassen und darauf richtig zu reagieren.
Es gibt genau festgelegte Prozeduren, die der 112-Mitarbeiter kennt und befolgt. Wenn also jemand anruft und zum Beispiel sagt, dass bei einem gerade vorbeigefahrenen Zug, ein Rad rot glüht, weil wahrscheinlich eine Bremse festsitzt, dann weiß der Mitarbeiter, wie er die Information sofort an die Bahn weitergeben kann.
Er kann natürlich nicht den Fahrdienstleiter direkt anrufen, weil er gar nicht wissen kann, welcher der Richtige ist, sondern er informiert das Notfallmanagement der Bahn, die dann alles weitere veranlasst. Bei einem gemeldeten Bahnunfall, wird natürlich auch die normale Rettungskette in Gang gesetzt.

Übrigens haben heute viele Autos einen sogenannten eCall-Knopf. Wenn man diesen drückt, wird man entweder mit einem Callcenter (meistens ist das das Boschcallcenter in Frankfurt) verbunden oder mit der nächsten 112 Leitstelle. Bei beiden kann man direkt das Problem melden.
Wenn das Problem nicht so schlimm war, wie befürchtet, reißt einem keiner den Kopf ab.

Harold

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Jens Strumberg
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Re: Zugunfallmeldung über Notrufnummer (112)

#10 Beitrag von Jens Strumberg »

Achim Adams hat geschrieben: 08.02.2022 21:18:40 Zumindest wurde uns das so im Fortbildungsunterricht erklärt, dass Leitstelle 112 und Notfall-Leitstelle DB soweit verbunden sind dass eine umgehende Informationsweitergabe gewährleistet ist. Für uns, so wurde erklärt, stellt die 112 außerdem die Rückfallebene dar, sollte aus irgendwelchen Gründen die Bahn-eigene (Notfall-) Kommunikation ausfallen.
Dann müsste ja GSMR und das Handynetz ausfallen (wobei die 112 dann auch nicht erreichbar wäre), denn Euer Ansprechpartner bei Notfällen muss auf DB-Netz-Gleisen immer zwingend das Stellwerkspersonal sein. Nur so ist der Prozess einzuhalten, was die Hilfeleistung und zu treffende Maßnahmen gegenüber eines 112-Rufs massiv beschleunigt. Für das Aufrufen von Hilfe darf im GSMR auch der Notruf aufgebaut werden.
Viele Grüße
Jens

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Achim Adams
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Re: Zugunfallmeldung über Notrufnummer (112)

#11 Beitrag von Achim Adams »

Eben genau das: entweder GSM-R ausgefallen, oder Zugfunkgerät defekt.

Alles schon vorgekommen, siehe Untersuchungsbericht zur Entgleisung in St. Goar.

F. Lehmann
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Re: Zugunfallmeldung über Notrufnummer (112)

#12 Beitrag von F. Lehmann »

Melvin hat geschrieben: 09.02.2022 11:40:36 Ich hab mich auch schon öfters mal gefragt, was man machen kann, wenn [...] man eine feste Bremse erkennt.

[...]

Ist es in soeinem Fall gerechtfertigt, die 112 anzurufen? Ein glühender Radsatz an einem Güterzug stellt ja durchaus ein Gefahrenpotential dar.
Ich würde sagen "tendentiell ja".
Ich kann mich sogar an so einen Fall erinnern, wo im Bereich Dachau genau so eine Beobachtung durch einen Spaziergänger am Feld neben dem Gleis an die 112 gemeldet wurde.
Es gibt genügend Beispiele dafür, wo feste Bremsen oder heiße Radsatzlager zu Entgleisungen geführt haben; diese müssen nicht immer glimpflich ausgehen.


Ansonsten wurde das meiste schon gesagt:
  • zwischen der Polizei-/Feuerwehr-Leitstelle und der Notfallleitstelle der Bahn besteht ein direkter Draht
  • klar kannst du, solltest du mal in einem Unfallzug sitzen, auch die 112 anrufen; umgekehrt: daran wird dich niemand hindern können; du wirst auch bestimmt nicht der einzige sein, der das tut
  • wenn die Oberleitung runter kommt, bekommt das in der Regel jemand mit, weil meistens ein Kurzschluss damit einhergeht; "spannender" weil technisch in der Regel nicht feststellbar sind hingegen Schäden, die zu keinem Kurzschluss führen: Fahrdraht oder Tragseil sind gerissen und hängen durch, berühren jedoch nicht den Boden. Der nächste Zug nimmt das Ding mit und reißt auf hunderten Meter die OL runter. Auch in einem solchen Fall, wenn du dir sicher bist, dass das gefährlich wird, ist es in meinen Augen gerechtfertigt, die 112 anzurufen und dem Disponenten deine Beobachtung zu schildern, mit der Bitte, dies an die NFLS der Bahn weiterzugeben
  • dito offene Türen an Reisezügen
  • wenn ich nun eine Gefahrenstelle ausgemacht habe, aber ich den Zug evtl. schon sehen kann (je nach Topographie kann man ja auch mal auf mehrere Kilometer Entfernung den Zug bereits sehen), hilft tatsächlich nur noch das Kreissignal als ZUSÄTZLICHE Maßnahme (wer als Trainspotter eine Warnweste anhat, am besten diese im Kreis schwingen); dabei geht natürlich immer der Selbstschutz vor! Mindestens 15m Abstand von gerissenen Oberleitungen halten!
  • die Oberleitung kann auch vom Stellwerk aus abgeschaltet werden. Abgeschaltet bedeutet jedoch noch lange nicht spannungsfrei! Warum? Darum: Induktion, Influenz, Kriechströme. Die Restspannung kann noch immer 5000-8000V betragen, je nach Örtlichkeit. Eine Oberleitung muss für jegliche Art von Arbeiten, bei denen der Schutzabstand unterschritten wird (auch Rettungsarbeiten), zwingend geerdet werden.
  • wichtig beim Anruf bei der 112 ist halt, dass ich die Örtlichkeit gut beschreiben kann. "Ich stehe hier irgendwo südlich von Hinterdupflfing, ein vorbeifahrender Zug hat gequalmt" ist das Minimum, aber natürlich weniger optimal als zu Beispiel "ich stehe an der Bahnstrecke zwischen A und B ca. im km 25,2, ein Richtung Hinterdupflfing fahrender Güterzug mit Gefahrgut verliert am vorletzten Wagen Ladung, die UN-Nummer lautet 1005." Otto Normalbürger spricht bei der Beschreibung einer Örtlichkeit, vor allem ein namenloser Feldweg an einer Bahnstrecke, halt eine andere Sprache als der Leitstellendisponent und der Kollege auf der Notfallleitstelle. Da muss der Disponent bei der 112 erstmal herausfinden, wo du überhaupt bist, und dann mit dem Kollegen auf der NFLS auf einen Nenner kommen; die NFLS muss dann mit dem zuständigen Fdl gemeinsam herausfinden, welcher Zug es gewesen sein könnte.

bahnfan67
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Re: Zugunfallmeldung über Notrufnummer (112)

#13 Beitrag von bahnfan67 »

Jamobatv hat geschrieben: 09.02.2022 08:19:37 Ich finde das Thema sehr spannend.
Ich hatte vor einem Jahr mal einen Traum, dass irgendwie die Oberleitung runterkommt. (Also wenn ich gerade zum spotten an der Strecke stehe) Daraufhin habe ich mal nachgedacht, was ich in dem Moment dann tun würde. Ich wäre vermutlich auf Kreissignal gegangen.
Aber wenn man weiß, dass da so eine enge Verbindung herrscht, Werde ich das im (hoffentlich nie eintretenden) Ernstfall eher tun.
In meiner Lehrzeit bei der damaligen Deutschen Reichsbahn wurde uns vermittelt, das man sich bei heruntergekommener Oberleitung auf einem Bein hüpfend von der Stelle zu entfernen hat. Auf einem Bein, damit zwischen den beiden Beinen keine sogenannte Schrittspannung entsteht.

Und was die Notrufe angeht. Habe beides erlebt. Ruft man an und ist nichts gabs auch schon gemecker von den Polizisten. Ruft man nicht an und es war was gibt es auch gemecker. War aber nicht in Zusammenhang mit der Bahn.

SörenG
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Re: Zugunfallmeldung über Notrufnummer (112)

#14 Beitrag von SörenG »

bahnfan67 hat geschrieben: 10.02.2022 11:30:40 In meiner Lehrzeit bei der damaligen Deutschen Reichsbahn wurde uns vermittelt, das man sich bei heruntergekommener Oberleitung auf einem Bein hüpfend von der Stelle zu entfernen hat. Auf einem Bein, damit zwischen den beiden Beinen keine sogenannte Schrittspannung entsteht.
Da wird heute explizit von abgeraten. Heutige Lehrmeinung: Füße eng zusammen, Füße nicht vom Boden heben und ganz kleine Schritte machen. Sieht dann aus wie ein Pinguin, vermeidet aber auch die Schrittspannung. Und man packt sich nicht so leicht hin.

F. Lehmann
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Re: Zugunfallmeldung über Notrufnummer (112)

#15 Beitrag von F. Lehmann »

bahnfan67 hat geschrieben: 10.02.2022 11:30:40 In meiner Lehrzeit bei der damaligen Deutschen Reichsbahn wurde uns vermittelt, das man sich bei heruntergekommener Oberleitung auf einem Bein hüpfend von der Stelle zu entfernen hat. Auf einem Bein, damit zwischen den beiden Beinen keine sogenannte Schrittspannung entsteht.
SörenG hat geschrieben: 10.02.2022 11:46:12 Da wird heute explizit von abgeraten. Heutige Lehrmeinung: Füße eng zusammen, Füße nicht vom Boden heben und ganz kleine Schritte machen. Sieht dann aus wie ein Pinguin, vermeidet aber auch die Schrittspannung. Und man packt sich nicht so leicht hin.
Ja, trifft aber beides tatsächlich nur zu, wenn ich mich innerhalb des Spannungstrichters befinde, also wenn die OL unmittelbar neben mir runterkommt und den Boden berührt.
Sowohl die Einbein-Hüpfmethode als auch die Trippelschritte haben das gleiche Ziel: Vermeidung von Schrittspannung innerhalb des Spannungstrichters.
Die Einbein-Hüpfmethode ist dabei aus naheliegenden Gründen sturzträchtiger und somit gefährlicher.

Daher auch die 15m Sicherheitsabstand zu herunterhängenden Hochspannungsleitungen (betrifft ja nicht nur die Oberleitung bei der Eisenbahn).

Nachzugler
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Re: Zugunfallmeldung über Notrufnummer (112)

#16 Beitrag von Nachzugler »

F. Lehmann hat geschrieben: 10.02.2022 09:57:04 wichtig beim Anruf bei der 112 ist halt, dass ich die Örtlichkeit gut beschreiben kann. "Ich stehe hier irgendwo südlich von Hinterdupflfing, ein vorbeifahrender Zug hat gequalmt" ist das Minimum, aber natürlich weniger optimal als zu Beispiel "ich stehe an der Bahnstrecke zwischen A und B ca. im km 25,2, ein Richtung Hinterdupflfing fahrender Güterzug mit Gefahrgut verliert am vorletzten Wagen Ladung, die UN-Nummer lautet 1005." Otto Normalbürger spricht bei der Beschreibung einer Örtlichkeit, vor allem ein namenloser Feldweg an einer Bahnstrecke, halt eine andere Sprache als der Leitstellendisponent und der Kollege auf der Notfallleitstelle. Da muss der Disponent bei der 112 erstmal herausfinden, wo du überhaupt bist, und dann mit dem Kollegen auf der NFLS auf einen Nenner kommen; die NFLS muss dann mit dem zuständigen Fdl gemeinsam herausfinden, welcher Zug es gewesen sein könnte.
Das ist einer der Aspekte, auf dem ich besonders abziele. Vor einiger Zeit bin ich von München nach Erfurt gefahren. Der Zug hat nach der Abfahrt erst wieder in Nürnberg gehalten. Irgendwann auf der Fahrt habe ich mich gefragt, ob wir schon durch Ingolstadt gefahren sind. Wäre in der Situation etwas passiert, hätte ich als Ortsangabe nur "mit dem ICE zwischen München und Nürnberg" angeben können.

Melvin
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Re: Zugunfallmeldung über Notrufnummer (112)

#17 Beitrag von Melvin »

Hilft natürlich im Notfall nichts, aber man kann sich auch einfach ins WIFIonICE einloggen und dann im ICE Portal auf die Karte schauen :D

CarstenP
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Re: Zugunfallmeldung über Notrufnummer (112)

#18 Beitrag von CarstenP »

Jamobatv hat geschrieben: 09.02.2022 08:19:37 Ich wäre vermutlich auf Kreissignal gegangen.
Ich will nicht quäken, und die Idee ist gut, aber stell dir mal vor, du bist ein Tf, fähst unter einer Brücke durch, und da oben steht (sorry, nicht böse und schon gar nicht persönlich gemeint) zufällig ein Kind, das zufällig Kind eines Eisenbahners ist, und es macht ein Kreissignal, weil es davor etwas betriebstechnisch Wichtiges gesehen hat. Würdest du darauf reagieren oder es eher einfach als liebes, süßes Winken eines Kindes deuten?

Und jetzt doch etwas ernsthafter: Angenommen, da oben steht ein Terrorist, und er zeigt Kreissignal, weil er zwei, drei Kilometer weiter mit seinen Kumpanen deinen Zug entern und die Fahrgäste in Geiselhaft nehmen will. Das mag abwegig und krude klingen, aber wenn du kurz nachdenkst, erkennst du, dass das heutzutage gar nicht so abwegig ist.

Heutzutage werden sogar Sanitäter und Notärzte verprügelt. Und auch ZuBs und KiNs. 8o

Melvin
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Re: Zugunfallmeldung über Notrufnummer (112)

#19 Beitrag von Melvin »

und warum sollte ein Terrorist dafür den Zug per Kreissignal stoppen, wenn er auch einfach einsteigen und die Notbremse ziehen könnte?

Das ist nun wirklich quatsch, tut mir Leid ..

Alwin Meschede
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Re: Zugunfallmeldung über Notrufnummer (112)

#20 Beitrag von Alwin Meschede »

Wer kennt das nicht? - da gibt einer Kreissignal, und einen Kilometer weiter stehen ein paar Gestalten in der Walachei und begehren Einlass in den Zug. Von alleine kommen sie ja wegen der Türblockierung nicht rein. :hat2

EDIT: Das erinnert mich allerdings ein wenig an Red Dead Redemption - da konnte man auch fahrende Züge entern und dann ausrauben. Aber das war halt wilder Westen.
Mein Youtube-Kanal: youtube.com/echoray1

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