LZB: Wegstrecke bis zum Bremseingriff bei Ü-Ausfall mit vZiel = 000

Fragen der echten Bahntechnik, Lokbedienung, PZB usw.
Antworten
Nachricht
Autor
Axel Hölscher
Beiträge: 637
Registriert: 06.12.2012 10:23:58

LZB: Wegstrecke bis zum Bremseingriff bei Ü-Ausfall mit vZiel = 000

#1 Beitrag von Axel Hölscher »

In der Vorschrift findet sich zum Thema "LZB-Übertragungsausfall" (vZiel = 000) die folgende Grafik:
Bild

Ist der gelb markierte Hinweis so zu verstehen, dass zwischen der 1. Quittierung und dem Start des Bremseingriffs immer ca. 600 m liegen (außer der G-Melder war schon aktiv) oder gibt es da situationsabhängig auch Fälle, in denen noch weiter gefahren werden kann, bis es zum Bremseingriff kommt?
Viele Grüße

Axel

Alwin Meschede
Beiträge: 8927
Registriert: 04.11.2001 19:57:46
Aktuelle Projekte: Zusi3 Objektbau
Kontaktdaten:

Re: LZB: Wegstrecke bin zum Bremseingriff bei Ü-Ausfall mit vZiel = 000

#2 Beitrag von Alwin Meschede »

Ich habe hier ältere Versionen dieses Diagramms (Stand 2004), und dort wird der Abstand erläutert als "halber Weg der BRI, oder 30 Sekunden nach dem Ü-Ausfall, je nachdem was eher erreicht wird". BRI steht für Bremsinformation, und ist ein Wert der von der Zentrale übermittelt wird. Sinngemäß ist BRI die Entfernung bis zum Bremseinsatzpunkt.
Mein Youtube-Kanal: youtube.com/echoray1

Benutzeravatar
Joachim Günther
Beiträge: 167
Registriert: 23.01.2020 14:31:57
Aktuelle Projekte: TCP-Kopplung an Zusi
Wohnort: München

Re: LZB: Wegstrecke bis zum Bremseingriff bei Ü-Ausfall mit vZiel = 000

#3 Beitrag von Joachim Günther »

Axel Hölscher hat geschrieben: 10.01.2022 22:25:21 In der Vorschrift findet sich zum Thema "LZB-Übertragungsausfall" (vZiel = 000) die folgende Grafik:
Bild

Ist der gelb markierte Hinweis so zu verstehen, dass zwischen der 1. Quittierung und dem Start des Bremseingriffs immer ca. 600 m liegen (außer der G-Melder war schon aktiv) oder gibt es da situationsabhängig auch Fälle, in denen noch weiter gefahren werden kann, bis es zum Bremseingriff kommt?
Ich versuche einmal die Funktionalität bei Erkennen eines LZB-Übertragungsausfalls allgemein zu erklären:
1. Mit Erkennen des Ü-Ausfalls wird die Vsoll und somit die Vü nicht mehr wegabhängig, sondern zeitabhängig berechnet.(Die Ursache für den Ü-Ausfall kann ja ein Fehler in der Wegerfassung des LZB-Fahrzeugeinrichtung sein!)
2. Bei Erkennen eines Ü-Ausfalls wird eine Bremsvormeldezeit Tbv = min (BRI/2*Vist, 30s), bei LZB L72 CE 2: Tbv = min (BRI/Vist, 30s) ermittelt und gespeichert. Solange diese Zeit noch nicht abgelaufen ist, bleibt die Vsoll und somit die Vü konstant. Erst nach Ablauf der Tbv wird die Überwachungsgeschwindigkeit Vü zeitabhängig abgesenkt.
Zu den Fragen:
1. Zu einem Bremseingriff kommt es immer erst dann, wenn Vist > Vü ist.
2. Der BRI-Wert ist die Entfernung zwischen der Fahrzeugspitze und dem Bremseinsatzpunkt beim Erkennen des Ü-Ausfalls. (Beispiel: Befindet sich die Spitze des Tfz bei Erkennen des Ü-Ausfalls hinter dem Bremseinsatzpunkt (das Tfz bremst bereits), so ist BRI = 0 und nach obiger Formel Tbv ist 0. Vü wird sofort abgesenkt.)
3. Der "Triggerpunkt" für den Ablauf der Bremsvormeldezeit Tbv ist nicht die 1. Quittierung.

Wenn nicht alles ausreichend verständlich war, bitte nachfragen.
----------------------------------------
Joachim Günther

Axel Hölscher
Beiträge: 637
Registriert: 06.12.2012 10:23:58

Re: LZB: Wegstrecke bis zum Bremseingriff bei Ü-Ausfall mit vZiel = 000

#4 Beitrag von Axel Hölscher »

Einer unserer Kunden schilderte den Fall, dass es bei einer Fahrt zwischen Bitterfeld und Berlin bei ca. Tempo 200 km/h zu einem Übertragungsausfall kam und erst nach einigen Kilometern die Bremsung begann. Ist das der reguläre Ablauf oder evtl. ein Sonderfall?
Viele Grüße

Axel

Benutzeravatar
Joachim Günther
Beiträge: 167
Registriert: 23.01.2020 14:31:57
Aktuelle Projekte: TCP-Kopplung an Zusi
Wohnort: München

Re: LZB: Wegstrecke bis zum Bremseingriff bei Ü-Ausfall mit vZiel = 000

#5 Beitrag von Joachim Günther »

Nach einem Übertragungsausfall, bzw. Rückstufung der LZB geht es sicherheitstechnisch darum den Zug kontrolliert zum Halten (bei Vz = 000, Teilblockmodus) bzw, zur Reduzierung seiner Geschwindigkeit (Vz = 040, Ganzblockmodus) zu bringen. Dies muß innerhalb des freien Bremsweges erfolgen, der dem Zug direkt vor dem Zeitpunkt der Rückstufung, zu dem der Zug sich noch in der LZB-Führung befand, zur Verfügung stand.
D.h,: wenn zum Zeitpunkt der Rückstufung im Teilblockmodus der nächste Halt am Hp oder LBK noch sehr weit vor der Zugspitze liegt, erfolgt nach der Rückstufung die Absenkung der Vsoll, bzw. der Vü nicht sofort, spätestens aber nach 30s. Bei Vist = 200 km/h legt der Zug innerhalb der 30s etwa 1700 m zurück. Die Vsoll wird dann abhängig von der Bremskurvennummer (BRN), die das LZB-Fahrzeuggerät dem letzten Telegramm entnimmt, welches es zuletzt von der LZB-OPZ erhalten hat, zeitabhängig reduziert. Bei einem angenommen Verzögerungswert von 0,5 m/s*s (BRN 5) und der Ausgangsgeschwindigkeit von 200 km/h stehen dem Tf dann noch weitere 3000m für seinen Bremsvorgang zur Verfügung.

Der Gesamtweg von 4700m (1700m + 3000m) ist auf jeden Fall ausreichend, um den Zug nach einem Übertragungsausfall im Teilblock vor dem nächsten Halt zeigenden Signal rechtzeitig zum Halten zu bringen.

Anmerkung: Ich verstehe die Formulierung "die Bremsung begann" so, daß damit der Beginn der Absenkung der Vsoll gemeint war.
------------------------------
Joachim Günther

Axel Hölscher
Beiträge: 637
Registriert: 06.12.2012 10:23:58

Re: LZB: Wegstrecke bis zum Bremseingriff bei Ü-Ausfall mit vZiel = 000

#6 Beitrag von Axel Hölscher »

Ja, so war es gemeint. Vielen Dank für die Erklärungen und Infos!
Viele Grüße

Axel

Antworten