Billige Bahnübergangssicherung Anschlussbahn

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MBT Kuhl
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Billige Bahnübergangssicherung Anschlussbahn

#1 Beitrag von MBT Kuhl »

Hallo,

seit ein paar Wochen fahre ich regelmäßig auf einer Anschlussbahn, wo über viele Jahre fast nie nachts gefahren wurde. Es handelt sich um die Strecke Deggendorf Hafen nach Hengersberg. Weil das Sägewerk in Hengersberg neuerdings rund um die Uhr arbeitet, fahren regelmäßig nachts Züge, wobei sich die Anwohner meiner Meinung nach zurecht über nächtlichen Lärm beschweren. Es ist eben ein Unterschied, ob alle zwei Tage ein Zug fährt, oder ob fast jede Nacht ein Zug mehr Lärm macht, als nötig wäre. Innerhalb des Ortes werden die BÜs mit Posten gesichert, und zwar nach Anweisung ohne Pfiff, damit nicht der ganze Ort senkrecht im Bett steht.

Im Verlauf der Strecke gibt es jedoch mehrere BÜs und private Überwege, die mit Pfeiftafeln und Andreaskreuz bzw. Hinweisschild gesichert sind. Bahnübergangssicherungsanlagen sind sehr teuer, weswegen der Anschlussbahnbeetreiber, hier das Sägewerk, niemals das Geld für teure Anlagen in die Hand nehmen würde, wenn nicht die Notwendigkeit dazu besteht. Zu den unangenehmsten Stellen gehört ein Überweg zwischen einem Gehöft und der zugehörigen Scheune, der mit zwei Pfeiftafeln gesichert ist. Nur zur Info, das Makrofon muss nach Norm einen Schalldruckpegel von 120 dB erreichen. https://de.wikipedia.org/wiki/Makrofon . Leise ist etwas anderes.

Aus eigenem Interesse frage ich daher, welches Sicherheitsniveau eine Sicherungsanlage an einer Anschlussbahn erreichen muss und wie teuer das ganze mindestens sein wird. Ich habe mal überlegt, wie viel Technik man mindestens braucht. Das Sicherheitsniveau muss meines Erachtens nicht so hoch sein, wenn man davon ausgeht, dass der Tf den BÜ bei Signalbild BÜ 0 selbst nachsichern muss. Dies ist sogar eine der sichersten Sachen neben der Postensicherung.

Bevor hier Diskussionen über das Recht der Eisenbahn, Lärm zu machen, losgehen, möchte ich erwähnen, dass es mir hier um Rücksichtnahme geht. Die Abwicklung des Eisenbahnbetriebs ohne übermäßige Einschränkungen steht für mich im Vordergrund, nicht zuletzt weil ich davon lebe. Ich habe kein Verständnis für Leute, die an eine vielbefahrene Strecke ziehen und sich dann über Bahnlärm beschweren. Wir reden hier von einer einstigen Nebenbahn im Zugleitbetrieb, wo vermutlich früher nachts Streckenruhe war. Niemand hätte ahnen können, dass dort irgendwann mal fünf Züge am Tag fahren werden, und zwar auch nachts. Tagsüber würde mich Lärm auch nicht stören, aber jede Nacht müssen die Pfiffe wirklich nicht sein, wenn man die Bahnübergänge auch anders sichern kann. Die entsprechende Sicherungstechnik, die die Pfeiftafeln ersetzt, sollte nur so günstig sein, dass man nicht weiterhin pfeift. Dann hätten alle nur verloren.

Von einer abartigen Lärmsteigerung war ich selbst mal betroffen. Ich wohnte direkt neben einer Kirche. Die alte Glocke, die im Turm der alten Kirche hing, wurde durch eine neue Glocke in einem separaten Glockenturm 15 m näher am Grundstück meiner Eltern ersetzt. Das war noch kein Problem. Nachdem die alte Kirche abgerissen und durch eine neue Kirche ersetzt wurde, die keinen Turm besitzt, steht der Glockenturm nochmal 20 m näher am Grundstück meiner Eltern. Im Zuge der Versetzung wurde der Glockenturm deutlich tiefer gesetzt, sodass nur noch die erste Reihe Häuser um die Kirche beschallt wird. Die Vibrationen von der Bewegung der Glocke sind bei meinen Eltern im ganzen Haus zu spüren, die besonders schallisolierten Fenster eines Nachbarn, der im Schichtdienst bei der DB arbeitet, reichen nicht mehr aus. Das ist eben nichts, wobei man von Bestandsschutz reden kann, wenn etwas so massiv lauter wird. Es ist eben ein sehr großer Unterschied, ob eine kleine Glocke weiter weg ist, oder ob eine große Glocke direkt vor dem Fenster hängt und bimmelt. Meine Eltern stört das nicht besonders, aber die beiden Nachbarn, die regelmäßig tagsüber schlafen, weil sie Schichtarbeiter sind.

Grüße
Moritz
Ich arbeite gern für meinen Konzern. Initiative für mehr Arbeit

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Carsten Hölscher
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Re: Billige Bahnübergangssicherung Anschlussbahn

#2 Beitrag von Carsten Hölscher »

Das letzte Wort wird dabei die Landesseisenbahnaufsicht haben. Also wenn sowas unsere Vereinsanschlussbahn betreffen würde, würde ich das erstmal mit dem Herrn in Hannover locker besprechen und dann bekommt man schon einen Eindruck, ob es da Spielräume geben kann. Und wenn einem mal gar nichts anderes einfällt, würd ich den Einbau einer altbrauchbaren mechanischen Reichsbahnschrankenanlage vorschlagen, die manuell gekurbelt wird. So wird es hier in Braunschweig sogar auf einer richtigen Strecke mit der Kreuzung einer recht stark befahrenen Straße gemacht (Zugleitbetrieb)

Carsten

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TVT
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Re: Billige Bahnübergangssicherung Anschlussbahn

#3 Beitrag von TVT »

Wenn's denn eine technische Sicherung sein soll: Die Minimallösung wäre für mich eine Lichtzeichenanlage mit Einschaltung über ET und Ausschaltung über Schienenkontakt, und zwar nicht als Eisenbahn-Signalanlage, sondern mit einem Steuergerät aus der Straßenverkehrstechnik, wie es auch im Straßenbahnbereich verwendet wird.

Bei Einsatz dieser Technik außerorts sollte über eine Beleuchtung des BÜ nachgedacht werden, denn wenn der Zug warum auch immer zum Stehen kommt, nachdem der Schienenkontakt befahren wurde, wird es nach Ablauf einer kurzen Verzögerungszeit (quasi eine Wartezeit, ob noch eine Achse kommt) zappenduster am BÜ. Bei Güterzügen ist das kritisch und mit ein Grund, warum seinerzeit die "linienförmige Ausschaltung" über einen kurzen Gleiskreis, isolierte Schiene oder heute meist mit zwei Induktionsschleifen erfunden wurde. Ok, man könnte mal die Kosten für die Dauerbeleuchtung denen für die linienförmige Ausschaltung gegenüberstellen ...

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