Selbstblocksignal

Fragen der echten Bahntechnik, Lokbedienung, PZB usw.
Nachricht
Autor
Tommy0815
Beiträge: 171
Registriert: 05.01.2018 20:10:31

Selbstblocksignal

#1 Beitrag von Tommy0815 »

Moinj Leute ! :)

Verstehe ich das richtig, das ein Selbstblocksignal, anstatt von Fahrt auf Halt, von Halt auf Fahrt zurückfällt, wenn der vorliegende Streckenabschnitt geräumt ist ?

Welchen Sinn soll das ergeben ? Wird hier irgendwie der Betriebsablauf erleichtert ?

Wie hat man sich an einem gestörten Selbstblocksignal zu verhalten ? (Alles wie gehabt, oder gibt es hierfür Sonderregeln ?)

Hat der FDL irgendwie Einfluss auf Selbstblocksignale bzw. nur im Störungsfall oder stellen sich Selbstblocksignale Zugbewirkt ?
Tommy

F(R)S-Bauer
Beiträge: 6281
Registriert: 09.11.2002 02:00:47

Re: Selbstblocksignal

#2 Beitrag von F(R)S-Bauer »

Hallo Tommy,
Verstehe ich das richtig, das ein Selbstblocksignal, anstatt von Fahrt auf Halt, von Halt auf Fahrt zurückfällt, wenn der vorliegende Streckenabschnitt geräumt ist ?
Ja,
Es gibt verschieden Arten von Selbstblocksignalversionen, aber bei vielen ist die Grundstellung Fahrt frei. Aber man muß aufpassen welches System man hat es gibt auch Selbstblocks in Form von Zentralblocks, da ist das ggf. anders.
Aber Grundsätzlich wird nur auf Halt geschaltet wenn der vorliegende Abschnitt besetzt ist.
Welchen Sinn soll das ergeben ? Wird hier irgendwie der Betriebsablauf erleichtert ?
Da selbstblocks Vollautomatisch laufen gibt es keinen der Frei ziehen kann, es ist also zum einen der Organisatoriche/Techniche ablauf zum anderen dem Durchsatz geschuldet.
Wie hat man sich an einem gestörten Selbstblocksignal zu verhalten ? (Alles wie gehabt, oder gibt es hierfür Sonderregeln ?)
Zum eine gibt es das Mastschilder Weiß-schwarz-weiß-schwarz-weißes, was vor Zugbahnfunk-zeiten an solchen Blocksignalen war und Teilweise noch ist.
Zum andern haben auch Blocksignale ein Zugeordneten Fahrdienstleiter, der entsprechende Befehel Schreiben kann.
Hat der FDL irgendwie Einfluss auf Selbstblocksignale bzw. nur im Störungsfall oder stellen sich Selbstblocksignale Zugbewirkt ?
Die Fahrdienstleister des Anfangs und Endbahnhofes haben für Störungs und Sonderfälle fälle Eingriffmöglichkeiten, abhängig von der Anlage.

Es gibt (soweit ich es überblicke) keine Stelle im Regelwerk die per Definition eine Grundsätzlich Grundstellung "Halt" vorschreibt. Bei eine Streckenblock kann grundsätzlich ja auch nichts passieren, entweder ist der Abschnitt frei oder nicht. Das Prüfen die Gleismelder. Das nächste EInfahrtsignal steht dann meist auf Rot. Steht da ein Zug wird das Vorliegende Signal Rot und so weiter bis zum Anfang. In anderen Staaten und im Osten gibt es dann noch das permissive Fahren. Hier wird duch ein Schild erlaubt das man auf Sicht an Haltzeigenden Blocksignal vorbei fahren kann. Das führt dann zu Zuschlangen am nächsten Einfahrtsignal.

In der Stutgarder S-Bahn hatte man so was ähnliches, da wurde per ZS 7 die Einfahrt erlaub, bevor der Block geräumt war. Hat man dann im Zuge der Modernisierung abgeschaft.

Gruß Ralf
Zuletzt geändert von F(R)S-Bauer am 10.07.2021 13:52:29, insgesamt 1-mal geändert.

td1
Beiträge: 132
Registriert: 09.09.2005 17:55:27
Wohnort: Österreich

Re: Selbstblocksignal

#3 Beitrag von td1 »

Z.B. nach der ÖBB-Betriebsvorschrift kann für Selbstblocksignale ausdrücklich die Grundstellung "Frei" vorgesehen sein (Betriebliche Richtlinie 30.01, Pkt. 4 Abs 2).

lg, td

Benutzeravatar
F. Schn.
Beiträge: 6630
Registriert: 24.10.2011 18:58:26

Re: Selbstblocksignal

#4 Beitrag von F. Schn. »

Tommy0815 hat geschrieben: 10.07.2021 12:35:08Verstehe ich das richtig, das ein Selbstblocksignal, anstatt von Fahrt auf Halt, von Halt auf Fahrt zurückfällt, wenn der vorliegende Streckenabschnitt geräumt ist ?
Selbsttätige Blocksignale der Bauform "Selbstblock" und "Automatikblock" verhalten sich in diesem Punkt zunächst wie jedes andere Signal auch: Wenn ein Zug daran vorbei fährt, fällt es auf Halt. Der Clou an den beiden Bauformen ist, dass sie automatisch wieder auf Fahrt kommen, wenn der Zug das nächste Signal vollständig passiert hat. Im Gegensatz zu Signalen von Bahnhöfen und Abzweigstellen, diese stellt der Bediener erst wieder auf Fahrt, wenn sich der nächste Zug nähert. (Auch hier gibt es Ausnahmen, Stichwort Durchgangsbetrieb.) Im Gegensatz dazu kommt die Technologie "Zentralblock" erst auf Fahrt, wenn für den nächsten Zug bereits die Ausfahrstraße steht.

Einen besonderen Sinn hat das nicht, es ist einfach zur damaligen Zeit technisch einfacher zu realisieren gewesen.

Spezielle Regeln im Störungsfall gibt es auf den ersten Blick keine.

Auf den zweiten Blick haben die meisten Selbstblocksignale ein Weiß-Gelb-Weiß-Gelb-Weißes Mastschild, womit der Tf auf Sich an ihnen vorbei fahren kann. Grundsätzlich werden Selbstblocksignale aber vom vorherigen Stellwerk aus normal überwacht. Bei bestimmten Störungen kann es sein, dass man zwei Blockabschnitte auf Sicht fahren muss. Selbstblock wurde etwa bis 1965 im Westen als Standardtechnologie verbaut, allerdings auch danach immer mal wieder. Die Signale haben Ersatzsignale und können seit einer Nachrüstwelle in der Zweiten Hälfte der 1900er vom Fdl gesperrt werden, davon abgesehen arbeiten sie jedoch rein Zugbewirkt. Die Technik ist dezentral vor Ort untergebracht.
Die Automatikblock-Signale haben auf den zweiten Blick Schwarz-Weiße Mastschilder. Die Fdl haben in der Regel keinen Einfluss. Die Signale haben zwei- bis dreifachredundanz und können dadurch weitestgehend sich selbst überlassen werden. Sie müssen im Störungsfall durch eigenständige Entscheidung des Tf auf Sicht überfahren werden. Zs1 ist nicht vorhanden. Automatikblockblock war im Osten bis zuletzt Standardtechnologie bei Neubauten, sofern überhaupt Blocksignale vorhanden. Die Blocksignale waren immer Hl-Kombisignale ohne Vorsignale und Vorsignalwiederholer. (Ausnahmen bestätigen die Regel.) Sie arbeiten rein Zugbewirkt. Die Technik ist dezentral vor Ort untergebracht.
Zentralblocksignale sind seit etwa 1965 Stand der Technik. Sie können gesperrt werden und stoßen sich selbst nur an, wenn für den nächsten Zug bereits die Ausfahrstraße steht oder er bereits auf der Strecke ist. Sie haben Ersatz- oder Vorsichtssignal. Im Regelfall muss auch hier der Fdl nichts tun und sie arbeiten selbsttätig. Die Technik ist Zentral im Stellwerk untergebracht (hat sich herausgestellt, dass das billiger ist).

Die Themen "Bahnübergang" und die Sonderfälle "Köln/Stuttgart/München/Berlin" klammere ich mal aus, für den Überblick sollte das reichen.
Diese Signatur möchte folgendes bekannter machen: ZusiWiki · ZusiSK: Streckenprojekte · YouTube: Objektbau für Zusi · euirc: Zusi-Chat

Benutzeravatar
Ronny
Beiträge: 740
Registriert: 07.10.2010 20:23:39
Wohnort: Voßstraße 33–35

Re: Selbstblocksignal

#5 Beitrag von Ronny »

Permissives Fahren gibt es im „Osten“ seit über zwei Jahrzehnten nicht mehr. Fährt der Tf nach Halt vor einem haltzeigenden Hauptsignal mit weiß-schwarz-weiß-schwarz-weißem Mastschild an diesem vorbei ohne die Verständigung/Zustimmung des Fdl, dann fährt er auf Sicht.

Die Sbk des automatischen Streckenblocks (der nicht „Automatikblock“ heißt, aber immer wieder gerne so genannt wird) besitzen bei der Fernbahn seit dem Wegfall des permissiven Fahrens sämtlich weiß-gelb-weiß-gelb-weiße Mastschilder. Zeitgleich wurden auch die roten Mastschilder (bei der Fernbahn) durch weiß-rot-weiße erstzt.
Auf die Sbk des automatischen Streckenblocks hat der Fdl nicht nur in der Regel, sondern sogar niemals Einfluß. Er kann nicht einmal die Stellung dieser Signale nachvollziehen, da diese auf Stelltisch/Meldetafel weder ausgeleuchtet noch überhaupt dargestellt sind (abgesehen von einer Spielerei am südlichen Berliner Außenring, die aber nicht signaltechnisch sicher ist und nicht betrieblich ausgewertet werden darf). Es existiert dabei (abgesehen von der erwähnten Spielerei am südlichen BAR) nur ein Störungsmelder je Streckengleis, der bestimmte Störungen dieser Sbk gesammelt anzeigt.

Die Vorbeifahrt am Sbk mit weiß-gelb-weiß-gelb-weißem Mastschild, egal ob im DS-Gebiet („Westen“) oder DV-Gebiet („Osten“), geschieht ohne Beteiligung des Fdl nur wenn der Tf den Fdl nicht verständigen kann. Ansonsten werden für diese Signale wie für jedes andere Hauptsignal auch Befehle geschrieben bzw. etwa vorhandene Ersatzsignale bedient.

Die Grundstellung Halt/Fahrt der Hauptsignale war früher geregelt in der FV; bei der DR außerdem im SB. Später fand sich in der gemeinsamen FV (die noch weiße, rote und grüne Seiten hatte) nur noch der – bis heute vorhandene – Hinweis: „Selbsttätige Blocksignle können selbsttätig in Fahrtstellung kommen.“
Aus dem Signalbuch für den DV-Bereich verschwand die Nennung der Grundstellung am 10. Dezember 2006 mit der zutreffenden Begründung: „Für die Anwendung der Signale durch den Tf ist die Grundstellung nicht erheblich.“

Tommy0815
Beiträge: 171
Registriert: 05.01.2018 20:10:31

Re: Selbstblocksignal

#6 Beitrag von Tommy0815 »

Gibt es Selbstblocksignale auch im KS-Signalsystem ?
Tommy

Benutzeravatar
F. Schn.
Beiträge: 6630
Registriert: 24.10.2011 18:58:26

Re: Selbstblocksignal

#7 Beitrag von F. Schn. »

Im Ks-Signalsystem sind alle Signale Zentralblocksignale. (Stand der Technik, ich wüsste da auch keine Ausnahme.) Aber wie Ronny schon gesagt hat: Die Begrifflichkeiten sind da eine gewisse Herausforderung, die Abkürzung Sbk gilt auch für selbsttätige Blocksignale der Bauform Zentralblock.
Diese Signatur möchte folgendes bekannter machen: ZusiWiki · ZusiSK: Streckenprojekte · YouTube: Objektbau für Zusi · euirc: Zusi-Chat

F(R)S-Bauer
Beiträge: 6281
Registriert: 09.11.2002 02:00:47

Re: Selbstblocksignal

#8 Beitrag von F(R)S-Bauer »

Hallo,

Wenn sich nichts geändert hat setzen KS-Signale auch immer ein ESTWs voraus. Das währe zwar technich sicher auch anders lösbar, wollte/hat man aber wohl nicht, da man alles gegen ESTW tauschen wollte.
Zu hinterfrage währe ob es im Moment wirklich eine Techniche Beschränkung ist, oder eine Zulassungsfrage und es aus an einem DR neuere Bauform gehen würde.
Wenn ein KS auch ohne ESTW geht würde, könnte man damit bis zum Dezentralen Selbstblock runter gehen.

Ich persönlich hätte es gut gefunden, wenn man da einmal Tabula Rasa machen würde, und alles außer KS rausnehmen würde.
Das immer noch H/V Signal und Formsignal neu aufgestellt werden, macht es nicht einfacher.
Aber wahrscheinlich werden noch 2050 neue Seilzüge zu Esig gezogen...oder auch wieder, wenn man merkt das Lichtsignal Stom brauchen und die Energiewende im Dauerblackout endet...

Gruß

Ralf

gronom
Beiträge: 50
Registriert: 23.06.2021 00:00:26

Re: Selbstblocksignal

#9 Beitrag von gronom »

Hallo,
ja für KS braucht man zwingend ein ESTW. Mit Sicherheit könnte man irgendwie eine technische Lösung finden, nur wird sich das wohl kaum lohnen. Die Ansteuerungen sind ja bei den Signalsystemen völlig unterschiedlich, so wird beim HV-System mehr oder weniger jede Lampe aus dem Stellwerk einzeln angesteuert, während es in KS Datenbusse gibt. Das ohne ESTW zu bauen und dann noch für Stellwerke die praktisch teils schon wirklich hinüber sind (so Dr S2 oder auch bis zu vielen S59 oder S60 er Stellwerken) wurde daher wohl nicht weiter verfolgt.

Alles außer KS rausnehmen ist ja auch das langfristige Ziel. Natürlich muss man aber trotzdem für eine gewisse Zeit noch neue Alttechniken als 1:1 Ersatz bauen, man kann ja nicht für ne neue Weiche oder ein kaputtes Signal ein neues ESTW bauen, dauert ja schließlich bis zu 7 Jahren. Und ein einzelnes Ks-Signal in ein Altstellwerk zu bauen will sich wohl wirklich gar kein LST-Planer antun.

Gruß aus Düsseldorf

Benutzeravatar
F. Schn.
Beiträge: 6630
Registriert: 24.10.2011 18:58:26

Re: Selbstblocksignal

#10 Beitrag von F. Schn. »

F(R)S-Bauer hat geschrieben: 11.07.2021 14:19:18 Wenn ein KS auch ohne ESTW geht würde, könnte man damit bis zum Dezentralen Selbstblock runter gehen.
Die meisten Signale werden je nach Bauform unterschiedlich angesteuert. Das müsste man also auch für jede Blockbauform einzeln prüfen. Die weit verbreitete Bauform SIMIS C steuert die Ks-Signale z.B. auf Forderung der Bundesbahn in Einzelader-Technik an. Die weit verbreiteten Bauformen SpDrS60(0) komprimieren hingegen all ihre HV-Signalbegriffe auf wenige Adern pro Kabel. Aber ich sehe verschiedene Signalsysteme auch sehr weit unten auf der Liste von Infrastrukturproblemen bei der Bahn, und ich glaube, das sieht die Bahn ähnlich, weil ansonsten würden sich technische Lösungen schon finden lassen. (Z.B. haben die meisten Stellwerksbauformen Relaisgruppen für Signale.)
Diese Signatur möchte folgendes bekannter machen: ZusiWiki · ZusiSK: Streckenprojekte · YouTube: Objektbau für Zusi · euirc: Zusi-Chat

F(R)S-Bauer
Beiträge: 6281
Registriert: 09.11.2002 02:00:47

Re: Selbstblocksignal

#11 Beitrag von F(R)S-Bauer »

Sicher, es gibt da viel probleme,

SInvoll währe es aber vielecht das mit unserer ETCS-Speziallösung zu koppeln...wenn man ehe dran ist.
Muß man halt einmal eine "Standardschaltung" zulassen für die Bauformen.

Aber, im zweifel wird man das Geld er in den Bonus der Manager stecken und den Börsengang wieder puschen wenn die Regierung wechsel...
gruß

Ralf

Benutzeravatar
Carsten Hölscher
Administrator
Beiträge: 33384
Registriert: 04.07.2002 00:14:42
Wohnort: Braunschweig
Kontaktdaten:

Re: Selbstblocksignal

#12 Beitrag von Carsten Hölscher »

Ein Sbk zeigt Rot oder Grün, nur beim Vorsignal ist es 2x Grün oder Gelb zu 1x Grün oder Gelb.
Was muss man denn da groß ändern an der Schaltung?

Carsten

Benutzeravatar
Ronny
Beiträge: 740
Registriert: 07.10.2010 20:23:39
Wohnort: Voßstraße 33–35

Re: Selbstblocksignal

#13 Beitrag von Ronny »

Im 21. Jahrhundert ist alles möglich. Man kann mit einem ESTW Formsignale steuern, genau wie man mit einem mechanischen Stellwerk Ks-Signale steuern kann*. Letztlich ist das zum einen eine Frage der Wirtschaftlichkeit und zum anderen eine Frage der Zulässigkeit. Und spätestens an letzterem wird es scheitern. Das ist auch der Grund, warum man nicht einfach sämtliche Haupt- und Vorsignale anderer Systeme bei Altstellwerken durch Ks-Signale ersetzt hat. Können kann man schon, wenn man dafür entsprechende Schaltungen entwickelt. Den Beweis der Machbarkeit solcher Dinge erbringt man aber nicht im Feld, sondern an Hochschulen. Um es im Feld zu nutzen, muß es unter Berücksichtigung von Entwicklung, Umrüstung, Betrieb und Instandhaltung auch wirtschaftlich sein. Vor allem die ersten zwei Themen dürften die Rechnung schlecht aussehen lassen. Die bestehenden Umbauverbote sind letztlich das absolut sichere Todesurteil für ein Ansinnen von solcher Tragweite. Diese bestehenden Umbauverbote machen auch Sinn: Bei den Relaisstellwerken mit zwanzig, dreißig, vierzig Jahre alten Kabeln zerfällt dir die Kabelisolierung zu Staub, wenn du da groß drin herumfuhrwerkst. Von den Problemen, die wir jetzt schon seit Jahren mit der Bestandstechnik haben hinsichtlich heutiger Vorschriften für elektrische Anlagen wollen wir gar nicht sprechen. Dann kannst du das Stellwerk gleich neu bauen. Es ist eben etwas mehr als bloß „wir stecken draußen am Stellwerk einen Stecker dran und dann haben wir eine Außenanlage mit ETCS und Ks-Signalen“.

* Die Regel war zwar, bei Umrüstung mechanischer Stellwerke auf Lichtsignale auch die Signalhebel zu entfernen und die Signalstellung an das Fahrstraßenfestlegefeld oder eine Tastenbedienung zu binden. Aber es gab und gibt zumindest im DV-Bereich mechanische Stellwerke, bei denen bereits zu Reichsbahnzeiten die vormals vorhandenen Formhauptsignale durch (Hl-) Lichthauptsignale ersetzt wurden, aber die alten Signalhebel weiterhin genutzt werden, um die Lichthauptsignale auf Fahrt/Halt zu stellen. Also ganz althergebracht: Weichenhebel umlegen, Fahrstraßenhebel umlegen, Fahrweg prüfen, Bahnhofsblock bedienen, Signalhebel umlegen. Nur draußen klappt halt kein Flügel hoch, sondern es leuchten bunte Lampen. beim Wärterstellwerk Ko in Merseburg Süd (Bf hieß früher Kötzschen, deswegen Ko) trieb man es seinerzeit sogar so weit, daß man mit den alten Weichenhebeln elektrische Weichenantriebe steuerte. Die betreffenden Weichenhebel hatten orangefarbene statt weiße Hebelschilder (leider waren die für mich als 15-Jähriger vor 22 Jahren nicht so interessant, weshalb ich zwar Blockwerk und Gleisbildaufsatz, aber nicht die Hebel fotografierte; im Jahr 2000 wurde das Stw Ko dann stillgelegt). Dafür wurden Relaisschaltungen in den Stellwerken eingebaut und Hebelkontakte nachgerüstet. Alles möglich, alles nicht neu.

Carsten Hölscher hat geschrieben: 11.07.2021 18:08:17 Ein Sbk zeigt Rot oder Grün, nur beim Vorsignal ist es 2x Grün oder Gelb zu 1x Grün oder Gelb.
Was muss man denn da groß ändern an der Schaltung?
Die Bundesbahner und ihre H/V-Signale. – Ich frage mich immer, ob das Überheblichkeit, Ignoranz oder doch bloß Gewohnheit ist, wenn so absolute Aussagen getroffen werden wie „ein Vorsignal zeigt zweimal Grün“ oder ein Sbk könne nur Rot und Grün. Aber das nur am Rand (und nein, ich fühle mich nicht mimimi-diskriminiert, mir fällt sowas halt einfach bloß immer mal wieder auf und ich schmunzle drüber).

F. Schn. hat es ja mit der unterschiedlichen Ansteuerung schon angesprochen. Ein Ks-Signal erwartet andere Befehle vom und sendet andere Meldungen zum Stellwerk als es ein H/V- oder ein Hl-Signal tun. Die Aderreduzierung ist dann problematisch. Bspw. mußte man beim Bau des ESTW Michendorf auch die Signalisierung an den weiterhin bestehenden Hl-Einfahrsignalen von Seddin ändern. Dort konnte man je nach Fahrstraße entweder mit oder ohne gelbem Lichtstreifen (also 60 oder 40 km/h) einfahren. Die Vorsignalisierung 40/60 km/h erfolgt im Hl-System aber über dieselbe Ader. Nun weiß das ESTW nicht, ob es an seinem Ks-Asig das Zs 3v mit einer 4 oder einer 6 anschalten soll. Wolltest du das Ks-Signal an das Relaisstellwerk hängen, bleibt das Problem dasselbe: Aus dem Stellwerk kommt die Meldung „Zeig gelbes Blinklicht!“ Antwort des Ks-Signals: „Hä?“
Egal an welches Ende der Schaltung man etwas anderes dranhängen will, es muß miteinander kommunizieren können.

F. Schn. hat geschrieben: 11.07.2021 13:38:19 Die Begrifflichkeiten sind da eine gewisse Herausforderung, die Abkürzung Sbk gilt auch für selbsttätige Blocksignale der Bauform Zentralblock.
Ja. Die Abkürzung „Zbk“ geistert trotzdem immer mal wieder durch Foren. Bestandteil des Regelwerks war sie nie, soweit ich das in meinen historischen Exemplaren sehe. Aber ich bin mir absolut sicher, in der Lehre damals im elektronischen Buchfahrplan auf der Strecke Halle – Wittenberg – Berlin „Zbk“ gelesen zu haben. Das ist zwar zwanzig Jahre her, aber ich wette trotzdem einen Kasten Bier drauf.

F(R)S-Bauer
Beiträge: 6281
Registriert: 09.11.2002 02:00:47

Re: Selbstblocksignal

#14 Beitrag von F(R)S-Bauer »

Hallo,

Soweit ich es in Erinnerung habe war es im Westen der Betriebsdienst der alle und jede änderung Blockierte, SK Signale sollten mal als Standard verbaut werden, dem Betriebsdienst aus "Adolfs Zeite" waren sogar H/V Signal suspekt, lieber Formsignale und Drahtzüge, da weis man was man hat. Klappt auch im Krieg... H/V wurde so grade Toleriert. Und E43 und DR's war sowieso Teufelswerk. Am besten noch Sächsicher Bahnhofsblok dazu und es ist rund...
Die Teststrecke bei Düsseldorf mit SV Signalen für Fernbahnen hat man ja nach 45 ganz schnell abgerissen und wohl wieder Formsignale genutzt bis dann H/V kamm und man sich nicht wehren konnte.

Gruß

Ralf
Zuletzt geändert von F(R)S-Bauer am 11.07.2021 23:35:44, insgesamt 2-mal geändert.

SörenG
Beiträge: 81
Registriert: 19.09.2020 20:43:06

Re: Selbstblocksignal

#15 Beitrag von SörenG »

F(R)S-Bauer hat geschrieben: 11.07.2021 21:32:10Die Teststrecke bei Düsseldorf mit SV Signalen für Fernbahnen
Ui, sowas gab's mal? Weiss da jemand mehr drüber? Klingt spannend!

Benutzeravatar
F. Schn.
Beiträge: 6630
Registriert: 24.10.2011 18:58:26

Re: Selbstblocksignal

#16 Beitrag von F. Schn. »

Ronny hat geschrieben: 11.07.2021 18:10:34 Die Abkürzung „Zbk“ geistert trotzdem immer mal wieder durch Foren.
Carsten hat hierzu mal was gepostet: viewtopic.php?p=286845#p286845

Ein Problem an der Beliebtheit von Zs3 und Zs3v war lange Zeit, dass die Lesbarkeit auf Entfernung immer eher so mittel war. Seit Mitte der 1980ern durch technische Weiterentwicklung allerdings deutlich besser geworden. Man könnte es die Erkennbarkeit auf Entfernungen zwar noch mit dem Signalsystem vergleichen, das seit Jahrzehnten in Halb Europa Standardisiert funktioniert, aber davon abgesehen ist Zs3 heutzutage schon ganz gut. ;)
Diese Signatur möchte folgendes bekannter machen: ZusiWiki · ZusiSK: Streckenprojekte · YouTube: Objektbau für Zusi · euirc: Zusi-Chat

Benutzeravatar
Carsten Hölscher
Administrator
Beiträge: 33384
Registriert: 04.07.2002 00:14:42
Wohnort: Braunschweig
Kontaktdaten:

Re: Selbstblocksignal

#17 Beitrag von Carsten Hölscher »

Wobei die neueren Anzeiger oft viel schwerer zu erkennen sind als die alten.

Carsten

F(R)S-Bauer
Beiträge: 6281
Registriert: 09.11.2002 02:00:47

Re: Selbstblocksignal

#18 Beitrag von F(R)S-Bauer »

SörenG hat geschrieben: 11.07.2021 22:14:45
F(R)S-Bauer hat geschrieben: 11.07.2021 21:32:10Die Teststrecke bei Düsseldorf mit SV Signalen für Fernbahnen
Ui, sowas gab's mal? Weiss da jemand mehr drüber? Klingt spannend!
Ich meine das war auf www.stellwerke.de, oder www.blocksignal.de findes es aber nicht mehr. Ist auch schon 10 jahre und 2 festplattencraches her. Viele der Alten Links gehen schon lange nicht mehr oder wollen dir Sex oder Anlagen verkaufen. An sich logisch, die die das noch erlebt haben gehen an die 90 oder 100...was dann doch er selten ist.

Bitte nicht festnagel wenn es nicht genau stimmt, aber in den 30er wollte die DRG ein Neue Signalsystem einführen, bassieren auf Lichtsignalen. Dabei gab es zum eine das SV Signalsystem, zum andern ein Artverwantes System zwischen Düsseldorf und Duisburg. Wobei Lichtsignale auch bedeuten konnte : Patroliumlampe mit Farbscheibe -> Blendensignale. Ich meine die Weiterentwicklung war das MA-System in Köln. Einer der Treibfedern waren auch die geplanten 160Km/h, die man mit der SS-Bremse(*) und 1200m Vorsignalabstand machen wollte.

gruß

Ralf

(*) nein, nicht die Gleichnamige Faschistische Militärorganisation falls wer auf Komische Ideen kommt, wie es mir schon mal passiert ist, SS steht für Super-Schnell Bremse und entspricht grob der R-Klotzbremse. Die 05 und die 61 hatten die auch.

Benutzeravatar
Ronny
Beiträge: 740
Registriert: 07.10.2010 20:23:39
Wohnort: Voßstraße 33–35

Re: Selbstblocksignal

#19 Beitrag von Ronny »

Zwischen Düsseldorf und Duisburg stellte man Lichtsignale (damals noch als „Lichttagessignale“ bezeichnet) Ende der Dreißiger auf. In Schlesien gab es Lichttagessignale in größerem Umfang bereits in den Zwanzigern. Wer das Heft „Signale 2“ (MIBA-Report) von Stefan Carstens hat, der findet dort einige Informationen darüber. Vor allem aber die von Roland erwähnte Seite blocksignal.de bietet umfangreiche Informationen über die alten Lichttagessignale.

Carsten Hölscher hat geschrieben: 11.07.2021 22:41:48 Wobei die neueren Anzeiger oft viel schwerer zu erkennen sind als die alten.
Ja, gerade diese ollen Lichtleiter-Zusatzanzeiger haben mir zu meinen Tf-Zeiten bei tiefstehender Sonne die eine oder andere Zwangsbremsung beschert. Der aktuelle MA 480 von Siemens mit seinen LED-Lichtpunkten ist da schon eine Errungenschaft. Den erkennt man auch wenn die Sonne draufballert. Trotzdem ist in 500 Metern Entfernung nur ein gelber oder weißer Fleck zu erkennen. Da wird das ОСЖД-Signalsystem (bei uns in Form der Hl-Signale) immer die Nase vorn haben. Denn bei dem erkennt man auch in zwei Kilometern Entfernung noch, was das Hauptsignal zeigt.

Benutzeravatar
Carsten Hölscher
Administrator
Beiträge: 33384
Registriert: 04.07.2002 00:14:42
Wohnort: Braunschweig
Kontaktdaten:

Re: Selbstblocksignal

#20 Beitrag von Carsten Hölscher »

Wenn man nur 100 und als Überraschungspaket 40 oder 60 vorsignalisieren will, dann ist das naturgemäß auch eine einfachere Aufgabe. Abseits der teils schlechten Lesbarkeit der Ziffern wegen dämlicher Konstruktion ist H/V ja eigentlich nicht schlecht. Im Gegensatz zu Ks, wo eine blinkende Lampe alles zwischen 20 und 150 sein kann, hat man bei H/V von weitem erkennbar die Grobeinteilung schnell/langsam.

Carsten

Antworten