Warum haben Bahnübergänge keine 500 Hz-Magneten?

Fragen der echten Bahntechnik, Lokbedienung, PZB usw.
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ManuelNeuerFan1
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Warum haben Bahnübergänge keine 500 Hz-Magneten?

#1 Beitrag von ManuelNeuerFan1 »

Hey guys

als ich mich in die Funktionsweise der PZB eingearbeitet habe, habe ich gelesen, dass sich vor BÜ's nur der 1000 Hz-Magnet befindet.
Der liegt am Überwachungssignal.

Da also kein 500er vorhanden ist, kann ich theoretisch mit 85 Sachen in den BÜ hereinrauschen, oder durch unzulässiges Freidrücken sogar noch mehr.

Nach dem Zugunglück von Hordorf, das auf eine fehlende PZB auf einer 100 km/h-Strecke zurückzuführen war, wurden doch ganz viele neue Gleismagnete verlegt, und die 500'er eigentlich schon nach den Unfällen, die zur Einführung der PZB90 geführt haben (Wechselblinken 70-85 --> 45 km/h).
Noch dazu hat 1 BÜ keinen Durchrutschweg.

Warum ist kein 500 Hz-Magnet vor dem BÜ vorhanden? Kann mir das einer erklären, was man sich dabei gedacht hat?

MfG
ManuelNeuerFan1
Zuletzt geändert von ManuelNeuerFan1 am 29.12.2020 19:51:13, insgesamt 1-mal geändert.
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Konstantin E.
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Re: Warum haben Bahnübergänge keine 500 Hz-Magneten?

#2 Beitrag von Konstantin E. »

Der 500Hz-Magnet ist immer mit dem Hauptsignal gekoppelt.
Grob gesagt ist die Aufgabe des 500ers Anfahrt und Weiterfahrt gegen Haltzeigende Signale zu verhindern.

Wo sollte der Sinn sein, der Tf bestätigt, dass er den nicht geschlossenen Bahnübergang registriert hat und muss entsprechend reagieren, also ggf. anhalten.

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Carsten Hölscher
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Re: Warum haben Bahnübergänge keine 500 Hz-Magneten?

#3 Beitrag von Carsten Hölscher »

Grob gesagt ist die Aufgabe des 500ers Anfahrt und Weiterfahrt gegen Haltzeigende Signale zu verhindern.
Das ist die neue Aufgabe seit PZB90. Die klassische Aufgabe einer weiteren Geschwindigkeitsüberwachung bei Annäherung an das Haltsignal hat er weiterhin. Aus meiner Sicht ergäbe so ein Magnet vor dem gestörten BÜ schon Sinn. Mir ist auch ein Fall bekannt, wo jemand genau in der Situation den Halt vor dem BÜ versemmelt hat.

Carsten

didig
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Re: Warum haben Bahnübergänge keine 500 Hz-Magneten?

#4 Beitrag von didig »

Moin,

"Der 500Hz-Magnet ist immer mit dem Hauptsignal gekoppelt."

Sorry das möchte ich aber anzweifeln in/um Leipzig z. B. Wiederitsch liegen die 500er um die Geschwindigkeit von z. B. 10 Km/h bzw. 30 Km/h zu überwachen ohne mit einem HS gekoppelt zu sein.

Und in Maschen-Süd wird er hier sogar mit Foto bebildert.
Zuletzt geändert von didig am 29.12.2020 18:13:12, insgesamt 1-mal geändert.

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ManuelNeuerFan1
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Re: Warum haben Bahnübergänge keine 500 Hz-Magneten?

#5 Beitrag von ManuelNeuerFan1 »

Konstantin E. hat geschrieben:Der 500Hz-Magnet ist immer mit dem Hauptsignal gekoppelt.
Grob gesagt ist die Aufgabe des 500ers Anfahrt und Weiterfahrt gegen Haltzeigende Signale zu verhindern.

Wo sollte der Sinn sein, der Tf bestätigt, dass er den nicht geschlossenen Bahnübergang registriert hat und muss entsprechend reagieren, also ggf. anhalten.
Ich bin mir nicht sicher, ob diese Begründung für mich ausreichend ist. Die PZB soll ja gerade menschliches Versagen abfangen, sonst bräuchte man ja keine.

Überleg dir mal, ein Lokführer hat vergessen, warum er die 1000 Hz-Beeinflussung bekommen hat und rauscht auf der (sinnlosen) Suche nach einem 500 Hz-Magneten oder einem Hauptsignal, mit 85 Sachen direkt in den ungesicherten BÜ rein.

Wenn du nen 500er hast... 45 km/h, noch um 5 km/h unterfahren, dann hast du die 40 km/h, mit denen du auch auf Sicht fährst. Wenn du dann erkennst, dass der BÜ nicht gesichert ist, kannst du immer noch problemlos davor anhalten. Mit 85 km/h... viel Spaß!

Das einzige, was ich mir vorstellen kann, ist, dass es um Betriebsbehinderungen geht, denn es heißt ja: Schritttempo bis BÜ-Mitte und dann schnellstens räumen. Schnell räumen mit 500 Hz-Restriktive (25 km/h) geht schlecht, bei 1000 Hz restriktiv hast du immerhin 45 km/h und kannst die meistens auch schon freidrücken. So hat es mir jemand (der auch angegeben hat, Lokführer zu sein) erklärt, als ich diese Frage auf Gutefrage.net gestellt habe, bevor ich im Zusi-Forum war.

Vielleicht findet sich noch jemand, der sich wirklich auskennt.
Carsten Hölscher hat geschrieben:
Grob gesagt ist die Aufgabe des 500ers Anfahrt und Weiterfahrt gegen Haltzeigende Signale zu verhindern.
Das ist die neue Aufgabe seit PZB90. Die klassische Aufgabe einer weiteren Geschwindigkeitsüberwachung bei Annäherung an das Haltsignal hat er weiterhin. Aus meiner Sicht ergäbe so ein Magnet vor dem gestörten BÜ schon Sinn. Mir ist auch ein Fall bekannt, wo jemand genau in der Situation den Halt vor dem BÜ versemmelt hat.

Carsten
Das denke ich nämlich auch. Und falls man sich tatsächlich für 500 Hz-Magnete entscheiden sollte: Muss es dafür auch wieder erst nen Unfall an einem BÜ geben, der auf das Fehlen des 500 Hz-Magneten zurückzuführen ist?
Zuletzt geändert von ManuelNeuerFan1 am 29.12.2020 19:15:01, insgesamt 1-mal geändert.
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didig
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Re: Warum haben Bahnübergänge keine 500 Hz-Magneten?

#6 Beitrag von didig »

[quote="ManuelNeuerFan1"]


Überleg dir mal, ein Lokführer hat vergessen, warum er die 1000 Hz-Beeinflussung bekommen hat und rauscht auf der (sinnlosen) Suche nach einem 500 Hz-Magneten oder einem Hauptsignal, mit 85 Sachen direkt in den ungesicherten BÜ rein.

[/quote="ManuelNeuerFan1"]

Na wenn er einen gewischt bekommen hat sollte er mal in seinen Fahrplan schauen ob die Ursache möglicherweise ein Vorsignal oder NE2 Tafel war und ob da noch irgendwelche BÜ signale rumstehen. Ob er nach der Zwangsbremsung dann wieder sofort voll aufdreht ohne Ursachenforschung etc.und das innerhalb von 1000 m 8) 8) :O :O

Naja.

Ps

mit dem Zitiermodus stehe ich hier eher auf Kriegsfuß
Zuletzt geändert von didig am 29.12.2020 20:28:21, insgesamt 1-mal geändert.

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ManuelNeuerFan1
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Re: Warum haben Bahnübergänge keine 500 Hz-Magneten?

#7 Beitrag von ManuelNeuerFan1 »

didig hat geschrieben: Na wenn er einen gewischt bekommen hat sollte er mal in seinen Fahrplan schauen ob die Ursache möglicherweise ein Vorsignal oder NE2 Tafel war und ob da noch irgendwelche BÜ signale rumstehen. Ob er nach der Zwangsbremsung dann wieder sofort voll aufdreht ohne Ursachenforschung etc.und das innerhalb von 1000 m 8) 8) :O :O

Naja.
Dann ist es aber schon zu spät, dann liegt der Trümmerhaufen vllt. schon auf dem BÜ
didig hat geschrieben: mit dem Zitiermodus stehe ich hier eher auf Kriegsfuß
Anfangs-Tag war richtig, End-Tag ist [/quote]
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marius99
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Re: Warum haben Bahnübergänge keine 500 Hz-Magneten?

#8 Beitrag von marius99 »

Moin,
das Vorhandensein von 500Hz-Magneten ist ja schlussendlich auch ein Ergebnis von Risikoanalysen.
Klar wäre es sicherer überall 500er zu installieren aber das wäre eben auch mit immensen Kosten verbunden und stünde wohl einfach nicht im Verhältnis zum Risiko.

Dass der Bü nicht als oberstes Schutzobjekt gesehen wird sieht man auch daran, dass er nicht als echter Gefahrenpunkt gesehen wird. Anders als für andere Elemente im Fahrweg gilt beim Bü, anstatt der normalen Gefahrenpunktabstände, nur ein geringerer Sicherheitsabstand hinter dem Hauptsignal.

Man kann ja auch mal selbst sich verdeutlichen, was alles passieren muss bis es wirklich zu einem Schaden kommt.
1. Der Bü, im allgemeinen sehr zuverlässig, muss gestört sein.
2. Der Lokführer muss am Bü-Signal komplett schlafen und anschließend komplett falsch reagieren.
3. Auf dem Bü müssen sich Verkehrsteilnehmer im Profil befinden.

Alles zusammen dann doch eher unwahrscheinlich. Also alles kalkulierbares Risiko
Gruß

Marius
Zuletzt geändert von marius99 am 29.12.2020 20:25:01, insgesamt 3-mal geändert.

didig
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Re: Warum haben Bahnübergänge keine 500 Hz-Magneten?

#9 Beitrag von didig »

Danke für den quote Tip.

Also zudem fällt mir noch das Zauberwort STRECKENKENNTNis ein.

Ansonsten:

Denkbar ist alles.
Shit happens
100% Sicherheit gibt es für nichts und niemand etc..

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Achim Adams
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Re: Warum haben Bahnübergänge keine 500 Hz-Magneten?

#10 Beitrag von Achim Adams »

Nicht jede Bü-Störung bedeutet automatisch "offene Schranken". In den allermeisten Störungsfällen ist der Bü durchaus korrekt gesichert. Mit der notwendigen Hilfshandlung "HET-Bedienung" wird der Bü wieder in Grundstellung gesetzt, Störung damit behoben (meistens Störung Achszähler).

Wie schon genannt gibt es eine "Gefährungsbeurteilung", deren derzeitiger Stand ist, dass 500Hz-Magnete nicht notwendig sind.

Dem unbenommen ist natürlich, dass möglicherweise in fernen Jahren durch eine neue Gefährdungsbeurteilung 500Hz-Magnete nachgerüstet werden müssen, aber das ist Glaskugelleserei.

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