? Bedienung einlösige Bremse
- Michael_Poschmann
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? Bedienung einlösige Bremse
Guten Abend,
gegeben sei folgende Zugkomposition: Triebfahrzeug BR 216, dazu 8 Wagen der 3yg-Bauart mit einlösiger Bremse in Bremsstellung P und mittlerer Zugart. Der Zug bewege sich mit seiner zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h. Wie sieht hier ein vorbildkonformer "Landeanflug" auf einen Haltepunkt aus? Das heißt, wie soll die Bremse bedient werden, um den Eigenheiten der einlösigen Bauart gerecht zu werden und keine Sicherheitsrisiken einzugehen, trotzdem aber möglichst punktgenau und komfortabel-ruckfrei zum Halten zu kommen?
Wie ändert sich die Bremsbedienung, wenn anstelle der 216 nun eine 218 zum Einsatz kommt, also zusätzlich eine H-Bremse zur Verfügung steht?
Für Erläuterungen bin ich dankbar, um mein spärliches Grundlagenwissen hinsichtlich seltener werdender Bremskonfigurationen ein wenig zu erweitern. Und vielleicht interessiert sich ja auch der eine oder andere mitlesende "Simulant" für dieses Sondergebiet.
Neugierige Grüße mit hoffnungsvollem Blick in Richtung der erfahrenen Praktiker
Michael
gegeben sei folgende Zugkomposition: Triebfahrzeug BR 216, dazu 8 Wagen der 3yg-Bauart mit einlösiger Bremse in Bremsstellung P und mittlerer Zugart. Der Zug bewege sich mit seiner zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h. Wie sieht hier ein vorbildkonformer "Landeanflug" auf einen Haltepunkt aus? Das heißt, wie soll die Bremse bedient werden, um den Eigenheiten der einlösigen Bauart gerecht zu werden und keine Sicherheitsrisiken einzugehen, trotzdem aber möglichst punktgenau und komfortabel-ruckfrei zum Halten zu kommen?
Wie ändert sich die Bremsbedienung, wenn anstelle der 216 nun eine 218 zum Einsatz kommt, also zusätzlich eine H-Bremse zur Verfügung steht?
Für Erläuterungen bin ich dankbar, um mein spärliches Grundlagenwissen hinsichtlich seltener werdender Bremskonfigurationen ein wenig zu erweitern. Und vielleicht interessiert sich ja auch der eine oder andere mitlesende "Simulant" für dieses Sondergebiet.
Neugierige Grüße mit hoffnungsvollem Blick in Richtung der erfahrenen Praktiker
Michael
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Re: ? Bedienung einlösige Bremse
N'Abend,
grundsätzlich habe ich mal gelernt, mit einem überwiegend einlösigen Zug zunächst "geeignet" (das setzt wahlweise Streckenkenntnis oder Glück voraus) frühzeitig in der ersten Bremsstufe einzubremsen. Wegen der Erschöpfbarkeit der einlösigen Druckluftbremse ist das stufenweise auslösen in Richtung angepeiltem Haltepunkt zu vermeiden, noch mehr das wiederholte Ein-/Ausbremsen. (Letzteres führt ggf. dazu, daß der einlösige Teil zwar noch umsteuert, aber nicht mehr anlegt, da keine Luft hierfür mehr vorhanden).
Mir fehlt allerdings die Praxis hierzu; bisherige Reisezüge mit überwiegend (oder sogar ausschließlich) einlösigen Bremsen hatten den angenehmen Vorteil, daß das Bremsgewicht des Reisezuges <= des Bremsgewichts der mehrlösigen Lokomotive war. Das geht auch komfortable
Grüßle,
Johannes
grundsätzlich habe ich mal gelernt, mit einem überwiegend einlösigen Zug zunächst "geeignet" (das setzt wahlweise Streckenkenntnis oder Glück voraus) frühzeitig in der ersten Bremsstufe einzubremsen. Wegen der Erschöpfbarkeit der einlösigen Druckluftbremse ist das stufenweise auslösen in Richtung angepeiltem Haltepunkt zu vermeiden, noch mehr das wiederholte Ein-/Ausbremsen. (Letzteres führt ggf. dazu, daß der einlösige Teil zwar noch umsteuert, aber nicht mehr anlegt, da keine Luft hierfür mehr vorhanden).
Mir fehlt allerdings die Praxis hierzu; bisherige Reisezüge mit überwiegend (oder sogar ausschließlich) einlösigen Bremsen hatten den angenehmen Vorteil, daß das Bremsgewicht des Reisezuges <= des Bremsgewichts der mehrlösigen Lokomotive war. Das geht auch komfortable
Grüßle,
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Re: ? Bedienung einlösige Bremse
Hallo Johannes,
danke für die Rückmeldung. Einbremsen in der ersten Stufe ist also zulässig? Irgendwo (Alwins Videos? ) glaube ich aufgeschnappt zu haben, dass immer mindestens zwei Stufen Druckabsenkung beim Einleiten der Bremsung vorzusehen sind. Aber da mag ich mich täuschen. Hochgefährliches Halb(un)wissen, zum Glück bin ich nur simulierend aktiv.
Ein erster Versuch gestern mit gleich mal 10 3yg-Wagen als Herausforderung brachte in der Tat "spannendes" Fahrverhalten zutage. Die erste Plunderbremsung in Langschede endete eine Loklänge hinter der H-Tafel. In Fröndenberg, Warmen und Wickede passte es dann deutlich besser, aber auch mit erheblicher "Vorsicht" beim Heranfahren an den Bahnsteig. Das wird sicherlich noch ein wenig Übung erfordern, zumal bei Pultbedienung ja das "Popometer" fehlt: Die Nachbarn weigern sich immer noch, unter der Hausgrundplatte eine Hydraulik zum Neigen und Rütteln einbauen zu lassen...
Grüße
Michael
danke für die Rückmeldung. Einbremsen in der ersten Stufe ist also zulässig? Irgendwo (Alwins Videos? ) glaube ich aufgeschnappt zu haben, dass immer mindestens zwei Stufen Druckabsenkung beim Einleiten der Bremsung vorzusehen sind. Aber da mag ich mich täuschen. Hochgefährliches Halb(un)wissen, zum Glück bin ich nur simulierend aktiv.
Ein erster Versuch gestern mit gleich mal 10 3yg-Wagen als Herausforderung brachte in der Tat "spannendes" Fahrverhalten zutage. Die erste Plunderbremsung in Langschede endete eine Loklänge hinter der H-Tafel. In Fröndenberg, Warmen und Wickede passte es dann deutlich besser, aber auch mit erheblicher "Vorsicht" beim Heranfahren an den Bahnsteig. Das wird sicherlich noch ein wenig Übung erfordern, zumal bei Pultbedienung ja das "Popometer" fehlt: Die Nachbarn weigern sich immer noch, unter der Hausgrundplatte eine Hydraulik zum Neigen und Rütteln einbauen zu lassen...
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Re: ? Bedienung einlösige Bremse
Bei einer Senkung auf 4,7 bar HL-Druck ist noch nicht sichergestellt, dass das einlösige Steuerventil überhaupt eine Reaktion zeigt. Also das echte jetzt. In Zusi springt das Ventil schon bei 4,99 bar zuverlässig an.Michael_Poschmann hat geschrieben:Irgendwo (Alwins Videos? ) glaube ich aufgeschnappt zu haben, dass immer mindestens zwei Stufen Druckabsenkung beim Einleiten der Bremsung vorzusehen sind.
In kurzen Zügen mag das trotzdem funktionieren, weil der Druckgradient dann noch recht steil ist.
Zuletzt geändert von Alwin Meschede am 20.03.2017 07:42:22, insgesamt 1-mal geändert.
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- Michael_Poschmann
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Re: ? Bedienung einlösige Bremse
Also heißt es, nicht zu früh zu bremsen, um nicht Gefahr zu laufen, vorzeitig lösen zu müssen. Das klingt nach der einen oder anderen Übungsstunde, um die Sache in den Griff zu bekommen.
Grüße
Michael
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Re: ? Bedienung einlösige Bremse
Mit erster Stufe meinte ich (Gz-verwöhnt) 4,5 bar...
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Re: ? Bedienung einlösige Bremse
Da bekommt das Thema realistisches Bremsen gleich eine neue interessantere Seite. Danke für die ganzen Anregungen. Ich glaube wenn ich 1981er Pläne fahre werde ich mal etwas mehr auf's Bremsen achten.
Lg Lucian
Lg Lucian
Re: ? Bedienung einlösige Bremse
Lt. den alten Herren von der hohen Achse wurde einlösig nach der 1,2,3 Regel gebremst: erste Abtasten, zweite Anfassen, dritte Anhalten. Will heissen: in ausreichender Entfernung mit kleinstmöglicher Bremsstufe einbremsen (die alten schiebergesteuerten Ventile sind etwas träge in Sachen umsteuern), zwischen kurz vor Bahnsteiganfang und Bahnsteigmitte kräftiger rein ("wie bei ner Frau: bestimmt, aber nicht zu hart"), mit dem dritten Bremsstoss wird dann endgültig angehalten. Ausgelöst wird nur am Ende. Der Kunstgriff an der Sache ist der richtige Zeitpunkt für den Füllstoss: nicht zu früh, nicht zu spät. Und (wichtig!): sollte man zwischendurch doch ausgelöst haben: nicht die Betriebsbremsstellung vom Knorr 8 nehmen! Sofort in den vorderen Bereich von der Schnellbremsstellung und das doppelte vom vorigen rauslassen, sonst lachen einen erst die Steuerventile, dann die Fahrgäste aus.
Wenn man einen dampflokbespannten Wendezug fuhr, kam dann zum Wassernehmen noch ein weiterer Trick hinzu: statt anzuhalten löste der Meister im Steuerwagen so aus, dass der Zug mit Schrittgeschwindigkeit die letzten 10, 20 m daher kroch. Der Heizer auf der Lok stellte ihn dann mit der Zusatzbremse so hin, dass der Kran passte. Natürlich offiziell nicht erlaubt, aber schon damals waren die Aufenthalte so kurz, dass man sich hin-und-her-drücken zum Wassernehmen nicht erlauben konnte...
Wenn man einen dampflokbespannten Wendezug fuhr, kam dann zum Wassernehmen noch ein weiterer Trick hinzu: statt anzuhalten löste der Meister im Steuerwagen so aus, dass der Zug mit Schrittgeschwindigkeit die letzten 10, 20 m daher kroch. Der Heizer auf der Lok stellte ihn dann mit der Zusatzbremse so hin, dass der Kran passte. Natürlich offiziell nicht erlaubt, aber schon damals waren die Aufenthalte so kurz, dass man sich hin-und-her-drücken zum Wassernehmen nicht erlauben konnte...
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Re: ? Bedienung einlösige Bremse
Welchen Druck zeigt denn eigentlich das Hll-Manometer an, wenn ich aus der Lösestellung wieder in die Mittelstellung schalte? Ein Beispiel aus der Zusi-V90: Wenn ich nach einer Absenkung auf 4 bar Hll-Druck wieder in die Lösestellung gehe, und beim Erreichen von 4,5 bar Hll-Druck in die Mittelstellung schalte, zeigt mir das Hll-Manometer wieder die 4 bar an. Ist das dann der Ausgleichsbehälterdruck?
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Re: ? Bedienung einlösige Bremse
Was du in dem Moment siehst ist die Auswirkung einer Rückströmung im Zug. Zusi 3 simuliert solche Rückwirkungseffekte zwar nicht perfekt, aber sie sind zumindest rudimentär im Bremsmodell berücksichtigt. Der Druckabfall kommt zustande, weil hinten im Zug die Behälter sich wieder vollsaugen, und Du aber die HL abgesperrt hast.
Zuletzt geändert von Alwin Meschede am 24.03.2017 18:20:49, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: ? Bedienung einlösige Bremse
Das würde ich verstehen, wenn es sich um einen langen Zug handelt, der dem Luftstrom viel dynamischen Widerstand entgegensetzt - es passiert aber auch wenn man LZ unterwegs ist. Aber hier ist wahrscheinlich der Kompromiss zwischen genauer Berechnung und stabiler Numerik zu sehen. Irgendwo wurde mal gesagt, dass die Rückkopplungen nur approximiert werden, um auch auf langsamen Rechnern numerisch stabile Lösungen zu bekommen.
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Re: ? Bedienung einlösige Bremse
Hallo,
Die Frage wäre wo der HLB der Lok angeschlossen ist. Direkt an ein HLL oder HBL, wenn er an der Bemsleitung angeschlossen ist, was man ja braucht wenn die Lok als Wagen fährt müsste Sie sich auch wie ein Wagen verhalten, sprich bei geschlossene Ventil die HBL vermindern.
Wird der HLB bei Lokbetrieb direkt gespeist, dann wäre das verhalten an sich falsch. Nur, gibt es da ein Brücksichtigung in der Simulation?
mfg
Ralf
(Hoffenlich habe ich die H* Kürzel nicht verwechselt)
Die Frage wäre wo der HLB der Lok angeschlossen ist. Direkt an ein HLL oder HBL, wenn er an der Bemsleitung angeschlossen ist, was man ja braucht wenn die Lok als Wagen fährt müsste Sie sich auch wie ein Wagen verhalten, sprich bei geschlossene Ventil die HBL vermindern.
Wird der HLB bei Lokbetrieb direkt gespeist, dann wäre das verhalten an sich falsch. Nur, gibt es da ein Brücksichtigung in der Simulation?
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Ralf
(Hoffenlich habe ich die H* Kürzel nicht verwechselt)
Verstehe die IT, heute: IoF -> Internet over Fax, eine Deutsch Erfindung...
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Re: ? Bedienung einlösige Bremse
Da dürfte die Bremse des Wagens noch Luft ziehen, so dass der Druck weiter sinkt.Sebastian Leonow hat geschrieben:Welchen Druck zeigt denn eigentlich das Hll-Manometer an, wenn ich aus der Lösestellung wieder in die Mittelstellung schalte? Ein Beispiel aus der Zusi-V90: Wenn ich nach einer Absenkung auf 4 bar Hll-Druck wieder in die Lösestellung gehe, und beim Erreichen von 4,5 bar Hll-Druck in die Mittelstellung schalte, zeigt mir das Hll-Manometer wieder die 4 bar an. Ist das dann der Ausgleichsbehälterdruck?
Carsten