200 Km/h unter PZB

Fragen der echten Bahntechnik, Lokbedienung, PZB usw.
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Tommy0815
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200 Km/h unter PZB

#1 Beitrag von Tommy0815 »

Moin zusammen ! :)


Ich habe gehört, dass es wohl einmal einen Großversuch gegeben haben soll, bei dem man im Regelbetrieb 200 Km/h unter PZB gefahren sein soll.

Weiß von euch jemand wie man das technisch umgesetzt hat ? Es soll wohl dem Lokführer ein Beimann zur Seite gestellt worden sein & die Signallabstände sollen optimiert worden sein.

Wäre schön wenn mir das mal jemand erklären könnte, was es damit auf sich hatte. :) :]
Tommy

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Michael Springer
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Re: 200 Km/h unter PZB

#2 Beitrag von Michael Springer »

Mir ist bei Youtube ein Video zu Sk-Signalen bekannt, wo ganz kurz darauf eingegangen wird.

https://youtu.be/QTRf-quaJVs?t=373" target="_blank

Michael

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Jens Schubert
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Re: 200 Km/h unter PZB

#3 Beitrag von Jens Schubert »

Die Sk-Signale wurden in den 1970ern entwickelt. Die Strecke Augsburg-Donauwörth wurde damit ausgerüstet ( ausschließlich dieser beiden Bf ).
Schon 2016 haben sie es ins Signalbuch geschafft ! :sonne
In wenigen Jahren könnten sie aber wieder verschwinden...

mit PZB (wie man sie heute kennt) ist natürlich kein 200 km/h fahren mehr möglich (obere Zugart wird auf 165 km/h überwacht)

dennoch stehen die Lf 7 mit Kennziffer "20" (für 200 km/h) auf der Strecke immer noch.

Abbremsen von 200 km/h innerhalb des Bremswegs der Strecke (1000m) auf Halt ist natürlich nicht möglich.
Also war eine Vor-Vorsignalisierung notwendig:
*grün blinkend* - gelb (Halt erwarten) - rot (Halt)

Das ist, meiner Meinung nach, bei 200 km/h und schlechter Sicht von fragwürdiger Sicherheit:
bei über 50 Meter pro Sekunde im dichten Nebel (<50m Sicht) ist ein *Grün blinkend*, im ungünstigen Moment wahrgenommen, möglicherweise nur schwer von Grün Dauerlicht zu unterscheiden!

F(R)S-Bauer
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Re: 200 Km/h unter PZB

#4 Beitrag von F(R)S-Bauer »

Hallo Tommy0815,

hier muss man Trennen, in den 1965 bis Mitte der 1980 war ab 140 bzw später ab 160 Km/h immer ein Beimann vorgeschrieben. Grund war das die Damalige "Indusi" I54 und I60 bei 160Km/h nicht sicher stellen konnte das der Zug rechtzeitig zum halten gekommen wäre.

Der andere Fall war der Bremsweg. 1000m Reichen so gerade um ein Zug zum halten zu bringen, wenn er 160 fährt. Bei der Deutschen Reichsbahn vor dem Krieg ging man den Weg den Vorsignalabstand auf 1200m zu vergrößern, bzw. bei Zügen mit 160Km/h waren durchrutscher über das Signal nicht zwingen Meldepflichtig.

Die Franzosen gingen in den 1950er den Weg einen Zusätzlichen Signalbegriff "Geschwindigkeit unter 160Km/H verringern" ein zu führen und über mehrere Blockstellen zu Signalisieren. Diese Idee nahm das SK Signalsystem auf als es nach 1965 darum ging den Fernverkehr auf 200Km/h zu bringen. Die Damalige Indusi begrenzte die Vmax nicht.

Das, zusammen mit der Suche nach eine neuen Signalsystem führte zur Erprobung des SK Signalsystems zwischen Augsburg und Donauwörth, zeitgleich wurde die LZB 100 erprobt, die in sofern eine andere Philosophie hatte, als da Sie (vereinfacht) die Signalstandorte anzeigte. Weswegen man bei der LZB 100 auch die Vorsignal Quotieren musste. Es ergab sich aber das man bei mehr als 160Km/h und schlechter Sicht die Signale nicht mehr befriedigen Wahrnehmen konnte, woraufhin Mitte der 80er die EBO über 160Km/h eine zusätzlich Führung der Züge vorgesehen hat.

Obwohl es eine Entscheidung gab in Zukunft nur noch SK Signale zu verwenden wurde das nicht umgesetzt, u.a. weil sich wohl der Betriebsdienst dagegen ausgesprochen hat. Und da die Entscheidung sowieso in Richtung LZB ging brauchte es man dann auch letztendlich nicht.

MfG

Ralf
Verstehe die IT, heute: IoF -> Internet over Fax, eine Deutsch Erfindung...

Stefan_K
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Re: 200 Km/h unter PZB

#5 Beitrag von Stefan_K »

Jens Schubert hat geschrieben: Das ist, meiner Meinung nach, bei 200 km/h und schlechter Sicht von fragwürdiger Sicherheit:
bei über 50 Meter pro Sekunde im dichten Nebel (<50m Sicht) ist ein *Grün blinkend*, im ungünstigen Moment wahrgenommen, möglicherweise nur schwer von Grün Dauerlicht zu unterscheiden!
In Frankreich wird seit Jahrzehnten signalgeführt mit bis zu 220 Km/h gefahren, praktikabel ist es also durchaus. Nicht vergessen darf man jedoch, dass dort mit der KVB auch ein potenteres Zugbeeinflussungssystem im Hintergrund agiert, was im Regelfall eine solche Fehlinterpretation ausschließt bzw. rechtzeitig zu Konsequenzen führt.

Tommy0815
Beiträge: 171
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Re: 200 Km/h unter PZB

#6 Beitrag von Tommy0815 »

Ok, da habe ich wohl was durcheinander geworfen..... :D :D
Tommy

Jan
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Re: 200 Km/h unter PZB

#7 Beitrag von Jan »

Jens Schubert hat geschrieben: Das ist, meiner Meinung nach, bei 200 km/h und schlechter Sicht von fragwürdiger Sicherheit:
bei über 50 Meter pro Sekunde im dichten Nebel (<50m Sicht) ist ein *Grün blinkend*, im ungünstigen Moment wahrgenommen, möglicherweise nur schwer von Grün Dauerlicht zu unterscheiden!
In Großbritannien war es wohl auch deswegen genau anders herum angedacht: Für den geplanten Betrieb mit 140 mph (225 km/h) auf der ECML wurde ebenfalls ein Grün blinkender Signalbegriff eingeführt, der in der Signalfolge aber nach dem normalen Grün kam, also Rot - Gelb - Doppelgelb - Grün - Grün blinkend. Schlussendlich ist es dann aber doch bei den bisherigen maximal 125 mph (200 km/h) ohne Führerstandsignalisierung geblieben, aber analog zu Augsburg - Donauwörth stehen die Grün blinkenden Signale nach wie vor auf dem damaligen Testabschnitt bei Peterborough.
Stefan_K hat geschrieben:Nicht vergessen darf man jedoch, dass dort mit der KVB auch ein potenteres Zugbeeinflussungssystem im Hintergrund agiert, was im Regelfall eine solche Fehlinterpretation ausschließt bzw. rechtzeitig zu Konsequenzen führt.
Die 200 km/h in GB ist man wiederum lange Zeit nur mit AWS (und bis glaube ich Anfang der 90er Beimann) gefahren, welches nur die Quittierung von Signalen in Warnstellung überwacht, aber sonst nichts.
ATP als Führerstandssignalisierung mit kontinuierlicher Überwachung kam erst in den 90ern und auch da nur zwischen Paddington und Bristol, und TPWS, welches immerhin 2000 Hz- und GPÜ-Funktionalität (insbesondere in 500 Hz-ähnlicher Anwendung) bietet, wurde erst ab Ende der 90er eingeführt, allerdings dann tatsächlich auch landesweit.

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